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Heimatliches Schuhkarton voller Erinnerungen

Eine Schatzkiste im wahrsten Sinne des Wortes ist beim Heimatverein Oebisfelde eingetroffen.

Von Harald Schulz 10.08.2017, 03:00

Oebisfelde l Gefüllt war die Postsendung mit Dokumenten, Urkunden und Ansichtskarten aus vergangenen Oebisfelder Tagen. „Es ist für unser Heimatmuseum ein wahrer Schatz. Der Inhalt des Schuhkartons ist nicht mit Gold aufzuwiegen“, sagt Steffen Wetterling nimmt den Deckel ab und ermöglicht den Blick auf stummen Zeitzeugen, wobei der älteste Nachweis bis ins Jahr 1898 zurückreicht. Es ist eine Rechnung, die der Tischlermeister Carl Wrede aus Kaltendorf dem Großvater von Elfriede Lisker in Rechnung gestellt hatte.

Elfriede Lisker ist im Herzen ihrer Geburtsstadt Oebisfelde treu geblieben, hat nun als 79-jährige Einwohnerin von Jessen bei Wittenberg den Karton gefüllt und dem Oebisfelder Heimatverein geschickt, wie Veronika Lehnert vom Vorstand berichtete. Es handelt sich bei dem Fundus um zum Teil einmalige Nachweise. Lehnert hat das ganze Sammelsurium auf einem großen Tisch im Heimatmuseum ausgebreitet, greift sich den Deutsche-Bahn-Ausweis vom 29. Mai 1937 von Liskers Großmutter Emma Tränkmann heraus. Lehnert freut sich, wohl einen der ältesten Ausweise in den Händen zu halten, der einst in der Eisenbahnerstadt ausgestellt worden war und erhalten ist.

Fast unscheinbar liegt gleich daneben ein rotbraunes Büchlein, dass sich mit wenigen Handgriffen zu einem großen wie schmuckvollen Lehrbrief aufschlagen lässt. Dieses im heutigen Verständnis als Gesellenbrief anzusehende Dokument erhielt der Vater von Lisker, nämlich Albert Göbel nach bestandener Prüfung ausgehändigt. Der frischgebackene Geselle soll in der väterlichen Klempnerei in der Geschwister-Scholl-Straße sein Handwerk erlernt haben.

Das nächste Unikat lässt nicht lange auf sich warten. Veronika Lehnert schmunzelt und meint, dass solche Gesten heute gar nicht mehr denkbar sind. Sie zeigt das Schul-Sparbuch, das die Stadt-Sparkasse Oebisfelde-Kaltendorf dem Elternpaar Albert und Else Göbel zur Geburt ihrer Tochter im Februar 1938 geschenkt hatte. Die Kommune Stadt Oebisfelde-Kaltendorf existierte von 1918 bis 1938.

Ein Zeitungsinserat zur Änderung der Ortssatzung, die in im Jahre 1938 von der Oebisfelder Tageszeitung herausgegeben wurde, gibt einen Hinweis auf den Einbau des riesengroßen Trinkwasserbehälters im Burgturm. „Ein kleiner aber bedeutender Nachweis für die Historie unserer Stadt“, freut es Wetterling.

„Dass es das Kaffeegedeck den langen Postweg heil überstanden hat, ist schon erstaunlich“, bewundert Lehnert das Mokka-Set, wo ein Aufkleber auf das Geschäft C. W. & Co. aus Deesbach im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in Thüringen hinweist. Dieses Gedeck aus dem Jahre 1914 wäre vielleicht gar nicht so interessant für den Heimatverein Oebisfelde, wenn nicht eine Abbildung aus Oebisfelde darauf verewigt worden wäre.

Und dann hat Elfriede Lisker noch jede Menge an Postkarten von anno dazumal mit Motiven von Oebisfelde und Kaltendorf mit in den Schuhkarton hineingepackt. Zum Teil besitzen diese Karten einen unwiederbringlichen ideellen Wert, sind sich Lehnert und Wetterling der Bedeutung dieser Schenkung bewusst. Deshalb soll auch der gesamte Fundus zu einer Sonderausstellung aufgearbeitet werden. Die Eröffnung dafür soll so schnell wie möglich erfolgen.

Der Heimatverein Oebisfelde bittet um weitere Zusendungen und auch Bereitstellungen von alten Dokumenten, Nachweisen, Fotografien und Dingen, die die Geschichte der Stadt Oebisfelde und ihrer Orteile widerspiegeln. „Nur so ist es uns möglich, den Besuchern des Heimatmuseums auch wechselnde Ausstellungen anzubieten und die Einzigartigkeit wie Attraktivität im Gesamtrahmen zu erhalten“, hoffen Wetterling und Lehnert auf weitere Exponate.