1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oebisfelde
  6. >
  7. Weferlinger setzt sich ein

Im Gespräch Weferlinger setzt sich ein

Es geht ihr um persönliches Engagement, öffentliche Wirkung und junge Menschen.

Von Harald Schulz 12.04.2018, 03:00

Oebisfelde l Die Volksstimme spricht mit solchen Menschen aus der Region Oebisfelde, die sich so engagieren: Heute mit Maria Bade, Betreuerin in der Jugendbegegnungsstätte Oebisfelde. Schwarz ist die Lieblingsfarbe von Maria Bade. Diese Vorliebe ist dem markanten Ausdruck dieser Farbe geschuldet, findet sie. Ansonsten ist die 33-jährige gebürtige Greifswalderin, heute in Weferlingen lebende und in Oebisfelde arbeitende Ehefrau und Mutter von drei Jungen im Alter von 7, 5 und gefühlt 3 Jahren, eine lebensfrohe und durchaus sachlich streitbare Frau.
In Magdeburg studierte Maria Bade Medienpädagogik, Philosophie und Psychologie. Den Weg in die Börde als Wohn- und Lebensort fand sie durch ihren Ehemann, der in Wolfsburg als Ingenieur beschäftigt ist. Gemeinsam wurde nach bezahlbarem Wohnraum in der Nähe der VW-Stadt gesucht. Gefunden haben sie diesen dann in Weferlingen. Ihre Anstellung bei der Stadt Oebisfelde-Weferlingen hat Maria Bade ihrem Mann zu verdanken, der die Stellenausschreibung im Schaukasten der Stadt entdeckte.
Seit zwei Jahren bildet sie nun gemeinsam mit Nicole Lange das Betreuerinnen-Duo der Jugendbegegnungsstätte Oebisfelde an der Klötzer Straße. Einem Arbeitsplatz, an dem sich Maria Bade gefordert und gebraucht fühlt.
Volksstimme: Frau Bade, es kommt einem bei Ihrem privaten und beruflichen Arbeitspensum eigentlich nicht in den Sinn, dass Sie sich zusätzlich in der Kinder- und Jugendarbeit engagieren. Was gab den Ausschlag, was motiviert Sie dafür??
Maria Bade: Na ja, die Urtriebfeder liegt sicherlich in meinem Bestreben, mich für das gesellschaftliche Miteinander stark zu machen. Das hört sich vordergründig hochgestochen an, ist es aber durchaus nicht. Es sind gerade oft die unscheinbaren Dinge, die über die zwischenmenschlichen Beziehungen entscheiden. Und getreu dem Volksmund "Der Ton macht die Musik" liegt das Gute bei den Menschen dicht beieinander, doch es wird oft aneinander vorbeigesprochen. Das ist gerade bei Kindern und Jugendlichen so, erst recht, wenn sie aus einem Haus mit sozial schwachen Kompetenzen stammen. Damals wie heute gilt deshalb für mich der Satz "Besser sich kümmern, statt zu meckern."
Das erklärt Ihr Engagement als Pädagogin in der Jugendbegegnungsstätte und Ihre innere Einstellung zum Beruf. Aber weshalb engagieren Sie sich als Elternver- treterin bis auf die Bundesebene der Schulelternvertretung?
Das ist eigentlich eine Verkettung, jedoch eine, die förderlich bis an die Basis ist, womit ich auf die Grundschulen in der Einheitsgemeinde Oebisfelde-Weferlingen abziele. Aber der Reihe nach. Ich bin Elternvertreterin der Grundschule Weferlingen, gehöre als Beisitzerin dem Vorstand des Kreiselternrates an. Es ergab sich daraus, dass ich aus diesem Kreis heraus als Kandidatin für den Landeselternrat Sachsen-Anhalt vorgeschlagen wurde. Ich wurde gewählt und kann aus heutiger Sicht sagen, dass dieser Schritt der richtige war. Selbstverständlich sind dort die Interessen anders gelagert als beispielsweise bei meinem Engagement für die Grundschule Weferlingen. Entscheidend ist, dass wir als Landeselternvertretung den direkten Draht zum Bildungsministerium haben und wir dort auch angehört werden müssen. Also lohnt sich Einmischen auf jeder Ebene.
Aber weshalb der ganz große Sprung auf die Bundesebene??
Obwohl ich keiner politischen Partei angehöre, war es nach dem Mitwirken im Landeselternrat eigentlich selbstverständlich, als sich die Chance bot, in der Bundeselternvertetung vorzudringen. Für mich war es wichtig, wie diese Ebene tickt, wer was und vor allem wieso macht. Das hat viel mit Strategie zu tun, letztendlich schlagen diese Entscheidungen bis auf die Basis der Grundschulen durch.
Bei solch großem persönlichen Aufwand, was möchten Sie an Veränderungen bewirken. Oder ist alles so gut wie es ist?
Natürlich nicht. In der Infrastruktur der Schulen, bei Lehrkräften und für die Ausstattung mit Lehr- und Lernmitteln müsste nicht nur nachgebessert werden, da muss ein Maßstab gelten, der die schulische Leistung der Kinder in Richtung Bildungswelt 4.0 anhebt. Das bedeutet mehr Lehrkräfte, aber auch mehr Lehr- und Lernmittel. Es kann nicht sein, dass an Schulen geknausert werden muss, weil es dem Schulträger am nötigen Kleingeld fehlt. Wir als Elternvertretung müssen versuchen, dass unsere Kinder chancengleich Bildung angeboten bekommen. Das muss doch für Oebisfelde wie in Magdeburg gelten.
Wesentliche Elemente sind dabei für mich ein Verbessern der technischen Ausstattung. Computergestütztes Lernen, Unterrichte, die praktisches Verständnis für theoretisches Wissen vermitteln und altersgerechte Medienkompetenz sind Ziele, für die sich Einmischen als Elternvertretung lohnen.
Kommen wir zu Ihrem Arbeitsbereich. Ist nicht gerade dort zu erkennen, wie wenig Medienkompetenz bei den Besuchern der Jugendbegegnungsstätte zu beobachten ist?
So möchte ich das nicht ausdrücken. Eher trifft zu, dass sich auf wenige Medien konzentriert wird. Aber exakt dieses Verhalten der Jugendlichen ist die Folge von mangelnder Aufklärung und nicht transparenten sozialen Medien. Das Mobiltelefon dient heutzutage als Sprachrohr der meisten Jugendlichen. Es ist das Kommunikationszentrum. Wird dann das soziale Umfeld betrachtet, in dem sich unsere Jugendlichen in aller Regel täglich bewegen, dann wird sehr schnell deutlich, dass diese Jugendbegegnungsstätte und die Arbeit von Nicole und mir wichtig für die Aufklärung der Jugendlichen in Sachen Medienkompetenz, aber auch für das soziale Miteinander dieser Heranwachsenden ist.
Und wie sieht Ihr Einmischen in der Jugendbegegnungsstätte aus??
Das kann dort intensiver erfolgen als in der Grundschule oder im Landeselternrat. Nicole Lange und ich sind direkt dran an den Jugendlichen. Seit wir vor zwei Jahren damit begonnen haben, altersgerechte Themenschwerpunkte als Mitmachaktionen anzubieten, haben die täglichen Besucherzahlen deutlich zugenommen. Wir haben uns also in die Interessen der Jugendlichen eingemischt. Der Jugendvorstand, Nicole und ich sowie die Jugendlichen sprechen eine Sprache, vertrauen uns. Das ist viel wert, darauf kann aufgebaut werden. Was sich aber als ebenso wichtig gezeigt hat ist, dass das gemeinsame Planen von Aktionen und Veranstaltungen eine größere Akzeptanz bei den Jugendlichen mit sich gebracht hat.
Was kann, was soll noch erreicht werden??
Ein großes Arbeitsfeld liegt in der Vernetzung der Jugendarbeit. Weferlingen kommt dabei eine besondere Rolle zu. Dort müsste so schnell wie möglich ein Treffpunkt für Kinder und Jugendliche entstehen, der verlässlich Freizeitgestaltung ermöglicht. Die Unterstützung seitens des Ortsbürgermeisters und auch die von der Stadtverwaltung haben wir. Doch mit einem Gebäude sieht es eben nicht so positiv aus. Allerdings bestehen gute Kontakte zum Gymnasium. Ein weiteres Problem ist der unzureichende Kontakt zur Sekundarschule Calvörde. Denn dorthin gehen die Schüler aus dem Weferlinger Bereich, wir sind dort aber nicht präsent.
 
Daraus folgere ich, dass die Jugendarbeit noch intensiviert werden muss??
Nein, mehr Arbeit geht nicht, eher anders verteilt. Diese beiden Stellen der Jugendbegegnungsstätte sind das Ergebnis aus möglichen finanziellen Mitteln des Landkreises und der Stadt. Damit heißt es auszukommen.