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Jugendarbeit Begegnungen auf unbekanntem Terrain

Für sich ziehen Maria Bade und Nicole Lange ein zufriedenes Resümee der Polit-Woche der Jugendbegegnungsstätte Oebisfelde.

Von Harald Schulz 08.10.2017, 03:00

Oebisfelde l Das Betreuerinnen-Team kommt aber auch zu dem Schluss, dass diese Aktionsfolge nur ein Zwischenergebnis darstellen kann. Der Alltag ist mittlerweile in der Jugendbegegnungsstätte Oebisfelde an der Klötzer Straße wieder eingekehrt. Diese Polit-Woche war schon etwas Besonderes, was so alleinstehend nicht bleiben soll, wie das Betreuerinnen-Tandem Maria Bade und Nicole Lange versichern. Diese erlebnis- und erfahrungsreichen Tage können nur als ein Zwischenergebnis angesehen werden, so ihre einvernehmlichen Auffassungen.

Was insbesondere im Verlauf der Präsentation der Wanderausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung aus Magdeburg gegen Rechtsextremismus und am Diskussionsabend mit lokalen Politikern am Freitag vor der Bundestagswahl auffiel, so Bade, handelte es sich bei den Jugendlichen um Begegnungen auf unbekanntem Terrain.

„Den Zugang zur Politik im Großen wie im Kleinen finden die Jugendlichen, die täglich den Jugendtreff aufsuchen, nur schwer“, berichtet Bade. Nach ihren Beobachtungen entfremdet sich die jüngere Generation auch immer mehr von dem Erscheinungsbild der Politik. Auch, weil die Interessenlagen der Volksvertreter oft nicht die der Jugendlichen sind.

Es ist erschreckend zu erfahren, dass Bundespolitiker in Regierungsverantwortung nicht namentlich noch deren Funktion bei den allermeisten Jugendtreff-Besuchern bekannt sind. „Wer will da verlangen, dass die Mädchen und Jungen sich ihrer kommunalen Volksvertreter erinnern“, bedauert Maria Bade diese Entwicklung.

Aber genau dagegen wollen sich Bade und Lange stark machen. In dem 17-jährigen Philipp Bohndick haben sie seit der Polit-Woche einen ersten festen Mitstreiter gefunden. Der Heranwachsende verfolgt das politische Geschehen und war auch aufmerksamer Gesprächspartner bei der Gesprächsrunde mit den Kommunalpolitikern.

Was das Trio aber auch bei dieser Talkrunde feststellte, war die zu spürende Distanz zwischen den für die Veranstaltung durchaus motivierten Volksvertretern zu den doch wenigen Gesprächspartnern. Darunter nur zwei Erwachsene, jedoch kein weiterer Vertreter aus dem Stadt- oder aus Ortschaftsräten, obwohl die Jugendbegegnungsstätte als Vorzeigeeinrichtung in der Einheitsgemeinde gilt. Für Bade, Lange und Bohndick auch eine Begegnung auf unbekanntem Terrain, allerdings seitens der Politiker.

Das Transportieren von Interesse an Politik, an der Gesellschaft und an Inhalten des demokratischen Miteinanders sehen Bade und Lange mit als wichtigste Aufgabe in der Jugendarbeit an. „Jugend und Politik müssen zusammengebracht werden. Diese Polit-Woche hat deutlich aufgezeigt, dass Jugendarbeit nur als gemeinsame Anstrengung eine sich gegenseitig befruchtende Bindung ergeben kann“, schlussfolgert Bade.

Doch aller Enthusiasmus endet mit den gegebenen wie persönlichen Möglichkeiten, müssen die beiden Betreuerinnen ihr Leistungsmaximum eingestehen. Ihre Arbeit wird im überwiegenden Maße durch Gelder der Kreisverwaltung gesichert. Die sind an Forderungen gekoppelt, die nur teilweise, weil nur mit zwei Personen leistbar, zu erfüllen sind. So lautet beispielsweise eine Forderung, die Jugendarbeit in der gesamten Einheitsgemeinde, speziell in Weferlingen, sicherzustellen. Ein gefordertes Unterfangen, das schon vor den Zeiten von Bade und Lange nur mehr oder weniger halbherzig gelang.

Mittlerweile hat es Gespräche mit Bürgermeister Hans-Werner Kraul gegeben, die zu dem Ergebnis führten, dass gemeinsam mit Weferlings Ortsbürgermeister Dirk Kuthe ein festes Domizil gefunden wurde, das eventuell für die Jugendarbeit genutzt werden kann. Doch Kraul weiß, dass Jugendarbeit in Weferlingen ein schweres Unterfangen ist. Kraul: „Das liegt nicht an den beiden Betreuerinnen aus Oebisfelde. Vielmehr scheiterte bereits vor Jahren ein Versuch schlicht an Streitigkeiten zwischen den Jugendlichen untereinander. Dann sind auch Politik und Verwaltung machtlos. Das soll aber nicht heißen, dass da nichts passieren wird.“