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Musikmacher Wo Töne zum Sound verschmelzen

Wenn Musik auf CDs so klingen soll, wie es von den Urhebern gewollt ist, dann muss es Studioqualität sein. Ein Blick nach Oebisfelde.

Von Harald Schulz 06.06.2018, 03:00

Oebisfelde l „Zur Qualität eines Tonstudios gehört sicherlich das technische Equipment und eine Location, die in der Ausstattung lupenreine Aufnahmen garantiert. Entscheidend dabei ist aber auch, dass die Musiker einen Aufnahmeort vorfinden, an dem der Tontechniker die gleiche Sprache spricht, wie sie“, erklärt Peter Schmidt, der Geschäftsführer von Nordsound im Oebisfelder Gewerbegebiet West. Sein Tonstudio zählt im Dreieck Magdeburg-Hannover-Braunschweig mittlerweile wohl zu den angesagtesten Einrichtungen in der Musikszene.
An den Reglern sind Schmidt selbst und Tontechniker Michael Schulze zu finden. Sie beide kommunizieren, geben Tipps, zeichnen auf und mischen Töne, die letztendlich auf CDs gepresste Hits der jeweiligen Musiker oder Bands ergeben sollen.
Derzeit spielt die Braunschweiger Band „Jet Evil“ ihren ersten Tonträger ein. Im Juli weilt die Gruppe „DenManTau“ bei Nordsound, um eine neue CD aufzunehmen. Schulze, erfahrener Gitarrist und Experte für digitale und analoge Tontechnik, freut sich besonders auf diesen Arbeitsein- satz. „Bei ,DenManTau‘ spielen Musiker, die musikalisch seit Jahrzehnten auf der Straße gespielt haben. Die leben Musik, hören jeden Ton, geben immer qualitativ Vollgas. Dass die Band jetzt von Los Angeles wieder nach Deutschland, also nach Oebisfelde zu Aufnahmen kommt, das ist eine Supersache“, gerät der Herr an den Reglern schon ein wenig ins Schwärmen.
Sein Lieblingsarbeitsplatz ist das Tonstudio mit der analogen Ausstattung. Hier, so meint Schulze, werden die Klänge aus dem Raum, in dem die Musiker sie erzeugen, unverändert in den Aufzeichnungsraum transportiert. Im digitalen Tonstudio können Störfaktoren hingegen direkt korrigiert werden, ohne dass die Band oder der Sänger hört, was zu verändern ist. „Das Handgemachte geht mir dabei etwas verloren“, erklärt sich Schulze.
Die Studios selbst sind bei Nordsound alle virtuell vermessen, räumlich so ausgestattet, dass Töne keinen Schall besitzen, die jeweiligen Tonstudios als sogenannte schwimmende Kabinen mit einer ausgepolsterten Schalldämpfung von einem Meter im Gebäude eingebaut sind. Kontaktstellen wurden mit Gummiprofilen abgefedert. Kilometer an abgeschirmten Kabeln liegen verborgen in Schächten, verbinden Mikrofone, Boxen und Mischpulte.
Der Aufwand für eine professionelle Aufnahme ist zudem digital wie analog ebenso hoch. Beispielsweise waren für eine Schlagzeugsequenz insgesamt 18 Mikrofone notwendig, um das vom „Jet Evil“-Schlagzeuger erhoffte Klangspektrum zu erreichen. Jedes dieser hochempfindlichen Mikros liegt dabei auf einer Tonträgerspur, die durch einen Regler angesteuert werden kann. Für diesen Mix ist der Tontechniker dann federführend verantwortlich. Wenn die Aufnahmen im Tonstudio beendet sind, die Band wieder „on tour“ ist, beginnt für Schulze das Abmischen, so lange und immer wieder, bis er der Auffassung ist, dass der Sound stimmt. Ist für ihn alles perfekt, hat die Band wieder das Wort, kann verändern oder nicht. Dann erst erfolgt das Mastern, was in der Regel in einem anderen Tonstudio vorgenommen wird. Erst dann ist die Musik reif für eine mögliche Veröffentlichung.