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Prävention Mit Streetworker gegen Vandalismus

Weshalb gerade Jugendliche in Oebisfelde zum Vandalismus neigen, darauf haben Maria Bade und Katrin Dobbert mehrere Antworten.

Von Harald Schulz 01.08.2020, 10:21

Oebisfelde l Die Spur von Vandalismus in den vergangenen Tagen durch Oebisfelde war nicht die erste, hoffentlich aber die letzte, hofft nicht nur der Vorstand des Heimatvereins. Offensichtlich handelt es sich bei den Verursachern um jüngere Menschen. Täglich in ihrer Arbeit als Leiterin der städtischen Jugendbegegnungsstätte (JBS) Oebisfelde trifft Maria Bade auf Jugendliche, die mal mehr mal weniger das traditionelle Werteverständnis beherzigen. Bade begleitet und beschäftigt gemeinsam mit Leitungspartnerin Nicole Lange seit vier Jahren die Kinder und Jugendlichen, die die JBS an der Klötzer Straße aufsuchen. In Gesprächen, Projekten und im Verlauf von Fahrten versucht das Duo das soziale und das gesellschaftspolitische Miteinander zu stärken.

„Wir können nicht jeden mit unseren Angeboten erreichen. Doch bleiben wir stets ansprechbar, so lange eine rote Linie nicht überschritten wird“, erläutert Bade den Grundstock, auf dem die JBS-Arbeit aufbaut. Bei den Vandalismus-Vorfällen in der Vergangenheit ist diese Schwelle eindeutig überschritten. Was Bade allerdings verwundert, ist, dass die Namen der Verursacher ein offenes Geheimnis bei den Jugendlichen in der JBS, wie bei der Polizei und den Strafverfolgungsbehörden sind.

Nach ihrer Kenntnis, wurde zumindest eine solcher Strafverfolgung ohne Ergebnis amtlich eingestellt.

Um ihre uneingeschränkte Vertrauensbasis zu den Jugendlichen nicht zu gefährden, damit auch die Grundlage für die Arbeit in der JBS, könne sie keine der Namen nennen, die im Kreis der JBS-Besucher kursieren. Das müsste dann ja auch Beweiskraft besitzen. Innerhalb der Kinder und Jugendlichen, die die JBS besuchen, befindet sich jedoch kein solcher Unhold, versicherte Bade.

Was sie allerdings für dringend notwendig hält, wäre, eine Stelle für die Jugendarbeit zu nutzen, die es im Haushaltsplan gibt, die jedoch unbesetzt ist. Da wäre beispielsweise Platz für einen Streetworker. Der wäre dann sozusagen täglich auf der Straße im Kontakt mit Jugendlichen, könnte die zuhause aufsuchen, käme ins Gespräch mit den Eltern, Ausbildungsstellen und könnte auch Wege aus problematischen Lebensumständen anbieten. Denn, was Bade aus Gesprächen mit Jugendlichen, die zu dem sogenannten sozialen Grenzbereichen zählen, erfahren hat, ist, „dass Oebisfelde asozial ist“. Auch die Polizei wird „als Luft“ angesehen, offensichtlich weil der Kontakt nicht vorhanden sei, entnimmt Bade diesen Aussagen.

Der Generationenkonflikt Jung gegen Alt ist durchaus normal, erkennt die Diplom-Sozialpädagogin Katrin Dobbert. Die Psychotherapeutin für die Bereiche Kinder und Jugendliche hat vor Kurzem eine Praxis in Oebisfelde eröffnet, arbeitete zuvor in Magdeburg. „Viele Aktionen der Jugendlichen beruhen auf der Gruppendynamik. Gruppendruck und Drogen potenzieren Aktionismus, wodurch die Hemmschwelle sinkt“, umschreibt sie grundsätzliche Ursachen für jugendlichen Vandalismus.

„Es darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass das Überschreiten von Grenzen ein bewusstes Missachten von Werten der älteren Generation, also in der Regel der der Eltern, auf dem Weg zum Erwachsenwerden dazugehört. Anders funktioniert Erwachsenwerden nicht“, klärt Dobbert auf. Coole Dinge zu machen, die einer Gruppe zu präsentieren, Anerkennung und Bestätigung zu erhalten, sind entscheidende Faktoren für Kinder und Jugendliche. Deshalb hält die Sozialpädagogin es für die Aufgabe von Eltern, solches Überschreiten in einer für beiden Seiten bewusste Bandbreite zu tolerieren. Dabei sollten Eltern sich nicht in ihrer Gutmütigkeit ausnutzen lassen. Grenzen zu setzen, hat einen großen Nutzen für ein Miteinander, sagt Dobbert.

Was den Vandalismus von Jugendlichen betrifft, so rät die Fachfrau, hilft es, einen Ansprechpartner, der von der Jugend toleriert wird, zu installieren. Wie auch Bade sieht Dobbert einen Streetworker als Chance, die sich anderenorts bewährt hat. Es müssen Möglichkeiten geschaffen werden, dass sich Jugendliche auch aus einer Gruppendynamik lösen können. Das ist ebenfalls eine gesellschaftliche Aufgabe, die Probleme auflösen kann.