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Selbstverteidigung Nie die Opferrolle annehmen

Wenn Frauen gewaltsam attackiert werden, bestehen mit gezielten aktiven Aktionen zum Selbstschutz gute Chancen, heil davonzukommen.

Von Harald Schulz 06.10.2018, 03:00

Oebisfelde l Einer, der weiß, wovon er spricht, ist Frank Lamprecht. Seit über 50 Jahren betreibt er Kampfsport in mehreren Disziplinen. Lamprecht hat als Vorsitzender des "Goshin-Jutsu-No-Michi"-Vereins vor kurzer Zeit in Oebisfelde ein Sportstudio für unterschiedliche Kampfsportarten eröffnet (Volksstimme berichtete). Während junge wie erwachsene Trainingsteilnehmer ihre Techniken im Ju-Jutsu und Kickboxen sowie mit Judo-Übungen verbessern, bietet Lamprecht auch Selbstverteidigung für Normalbürger. Krav Maga heißt die Selbstverteidigungsvariante, die es den Trainern erlaubt, den Teilnehmern einfache, aber wirkungsvolle Abwehr- und Angriffsaktionen zu vermitteln.
"Machen wir uns nichts vor. Wenn eine Gruppe offensichtlich Gewaltbereiter geradezu auf einen Mann oder eine Frau zusteuert, dann bedeutet dies, die Füße in die Hand zu nehmen, dabei lautstark auf sich aufmerksam zu machen, um im glücklichsten Fall ein belebtes öffentliches Gebäude zu erreichen", spricht der Judo-Spezialist Lamprecht Klartext.
Den Notruf per Handy auszulösen, versteht sich dabei von selbst. Sich seinem vermeintlichen unvermeidbaren Schicksal zu beugen, das ist eine Mär. Es gilt, immer mit klarem Gedanken logisch der Gewalt auszuweichen. "Und das kann jedes Kind, jede Frau und jeder Mann schaffen", appelliert Frank Lamprecht an die sieben Sinne, die jedem Menschen gegeben sind.
Dieses Verhaltensmuster, nämlich Flucht mit möglichst unbändigem Lärm, gilt auch für Situationen, bei denen Angreifer mit einem Messer oder anderen Hieb- und Stichwaffen agieren.
Was der auch im realen Leben geprüfte Kampfsportler jedoch für die wichtigste Voraussetzung, unmittelbar bevor ein Übergriff erfolgen soll, hält, ist, dass der oder die Bedrohte nie emotional die Opferrolle annimmt. Das kann insbesondere für Frauen wichtig sein, um einer Gewalttat zu entgehen. "Ist der in Bedrängnis geratenen Frau klar, dass sie sich vor solch einem Angriff schützen muss, dann folgt gedanklich in Sekundenschnelle die Abwägung zwischen der Chance zur Flucht und den Möglichkeiten, sich aktiv selbst zu verteidigen", heißt es von Lamprecht.
"Wenn die Frau in der Konsequenz aber weiß, dass sie über Möglichkeiten verfügt, heil aus der Gefahrensituation herauszukommen, also sich ihrer Stärken bewusst ist, trifft der Angreifer auf eine wehrhafte Person, die ihm unvermittelt wirksam entgegentritt. Und exakt für diese Art der Gegenwehr ist Krav Maga die geeignete Technik für im Kampfsport unerfahrene Menschen", meint Kampfsportler Lamprecht.
Einfache Techniken, die dazu dienen, die Energie des Gegners aufzufangen, diese für eigene aktive Aktionen zu nutzen, um den Angreifer zur Aufgabe oder zur Flucht zu zwingen, werden den Teilnehmern vermittelt. Der Schutz vor dem Würgen am Hals, die Abwehr von rüden Attacken gegen den Körper, Tritte und Hiebe gegen Körperteile und -regionen, die heftigste Schmerzen auslösen, all das wird beim Krav-Maga-Training geschult. Was sich dabei ebenfalls einstellt, ist ein wachsendes Selbstbewusstsein der Teilnehmer.