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Standort unklar Mit offenem Visier für neue Krippenplätze

Fraktionen aus Oebisfelde lassen nichts unversucht, um städtische Gebäude für Krippenplätze durchzuboxen. Sie wollen keinen Fremdanbieter.

Von Harald Schulz 24.06.2020, 22:00

Oebisfelde l Es war eine knappe Empfehlung der stimmberechtigten Mitglieder des Schul- und Sozialausschusses für den Stadtrat im Rittersaal. Mit zwei Ja-Stimmen gegenüber einer Nein-Stimme wurde der Vorlagebeschluss angenommen. Diese Vorlage favorisiert eine neue Krippe im Neubaugebiet Lehmweg. Dort auf der sogenannten grünen Wiese könnte die Stadt Oebisfelde-Weferlingen eine Krippe bauen, die auch die Kapazität von 50 Plätzen bieten würde.

Da die Stadt Oebisfelde-Weferlingen aus wirtschaftlichen Gründen nicht als Betreiber in die Verantwortung gehen kann, so die Amtsleiterin für Finanzen und zentrale Verwaltungsdienste, Dörte Wulff, bleibt faktisch nur ein Fremdanbieter zur Auswahl.

Dazu ist wichtig zu wissen, dass aufgrund steigender Anzahl von Kindern im Alter bis zu einem Jahr in der Stadt Oebisfelde-Weferlingen zusätzliche Krippenplätze unumgänglich sind. Die Krippenplatznot hatte Ende 2019 dazu geführt, dass mehreren Eltern und Alleinerziehenden eine Betreuung ihres Kleinkindes nicht zugesagt werden konnte. Der Landkreis Börde steht allerdings als Träger der öffentlichen Jugendhilfe dabei in der gesetzlichen Pflicht.

Aus diesem Grund führt die Behörde ein Interessenbekundungsverfahren durch. In diesem Rahmen wurde die Stadt aufgefordert, einen Standort mitzuteilen, der für die Schaffung von Krippenplätzen geeignet ist. Von freien Trägern wurde signalisiert, dass eine Kindereinrichtung aus Gründen der Attraktivität und Wirtschaftlichkeit mindestens 50 Plätze vorhalten sollte. Aus diesem Grund wird von der Stadtverwaltung empfohlen, 40 bis 50 neue Krippenplätze zu schaffen.

Nach Beratungen in den städtischen Gremien wurden diese vier Standorte mit Priorität festgelegt: Ein Neubau im Bebauungsgebiet Lehmweg, die Räumlichkeiten der geschlossenen Kindertagesstätte (Kita) in Wassensdorf, ein Ausbau der Kita „Villa Kunterbunt“ in Oebisfelde und in der Rangfolge an letzter Stelle das Mehrgenerationenhaus in Oebisfelde.

Für diese Reihenfolge ergab sich ein Abstimmungsbild beim Stadtrat im März von 9 Ja- und 8 Nein-Stimmen bei 2 Enthaltungen. Aber 10 Mandatsträger nahmen an der virtuellen Abfrage erst gar nicht teil, informierte die Verwaltung. Mehreren Stadträten fehlten Zahlen zur Entwicklung der Kinderzahlen in der Stadt. Des Weiteren wurde neben der Bedarfsanalyse die Wirtschaftlichkeit der freien Träger hinterfragt.

Aufgrund des Informationsbedarfes wurden die gewünschten Daten zusammengetragen, die vom Fachausschuss nochmals ausgewertet werden sollen.

Die Prognose der Stadtverwaltung besagt für die Altersgruppen bis sechs Jahre für 2020 einen Minimalbedarf an Kita-Plätzen von 734 für das gesamte Stadtgebiet. Gemäß der regulären Betriebsgenehmigungen der Kindertageseinrichtungen besteht eine Gesamtkapazität von 647 Plätzen. Bezogen auf die Krippenplätze besteht ein Minimalbedarf für 2020 in der Stadt Oebisfelde-Weferlingen von 252 Plätzen. Die Gesamtkapazität beläuft sich hier auf 232 Plätze.

Ermittelt wurden die Prognosezahlen auf Basis der Werte der letzten zehn Jahre. Aber: Die vergangenen zehn Jahre geben einen Abwärtstrend der Kinderzahlen vor, der sich nun in der Prognose innerhalb der kommenden zehn Jahre widerspiegelt.

Ein vergleichbares Objekt hinsichtlich der Kapazität wäre die Kita in Hörsingen. Für das Jahr 2019 wurden 327.587 Euro zum Ausgleich der Platzkosten durch die Stadt geleistet. Abzuziehen hiervon sind die erhaltenen Kostenbeiträge von 61.845 Euro, sodass hier Kosten für die Stadt von 265.742 Euro entstanden sind, stellte die Verwaltung dem Gremium vor.

Als Standort stimmte WfO-Stadtrat und Ausschussmitglied Dr. Alexander Harms dem Neubau am Lehmweg zu. Aus Gründen der Sinnhaftigkeit lehne er aber einen Neubau ab. Es gebe für die WfO andere, bereits bestehende räumliche Möglichkeiten.

Die UWG-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Bogumila Jacksch, sah und sieht es aus Kostengründen als vorteilhaft an, die ehemalige Kita in Wassensdorf als zentralen Standort für eine Krippe zu reaktivieren. Käme ein neuer Betreiber mit einer Kapazität von 50 Krippenplätzen hinzu, erkenne sie in den Folgejahren nach 2024 einen sinkenden Bedarf. Dadurch kämen zwangsläufig bestehende städtische Angebote und Arbeitsplätze in Gefahr.

Wie Dörte Wulff auf Anfrage informierte, bestünden derartige Gefahren nicht. Es gehe um zusätzliche Krippenplätze, wofür ein unmittelbarer Bedarf bestünde. Also könne auch nicht die Rede davon sein, dass Arbeitsplätze in Gefahr kommen könnten.

Zu dem Vorschlag mit der Reaktivierung der Kita Wassensdorf als Krippe hieß es von Wulff, „dass dort erhebliche Umbaumaßnahmen stattfinden müssten, um den Standards einer Krippe gerecht werden zu können“.