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Störche in Not Rettungsaktion mit ungewissem Ausgang

In Breitenrode spielte sich eine filmreife Rettungsaktion für drei Jungstörche ab, allerdings mit ungewissem Ausgang.

Von Harald Schulz 28.06.2017, 03:00

Oebisfelde/Buchhorst l Das Unwetter vom vergangenen Donnerstag hat auch Spuren bei den brütenden Storchenpaaren im Naturpark Drömling hinterlassen. In Kahnstieg bei Dannefeld blies der Orkan den maroden Schornstein eines ebenso baufälligen Hauses um. Das Storchennest auf dem Schornstein versank mit in den Schuttmassen, die beiden Jung-Störche hatten keine Chance. In Krügerhorst bei Mieste kippte ein weiteres Nest von einem Strommast, die beiden jungen Vögel im Nest überlebten zwar den Sturz aus großer Höhe, verendeten letztendlich an den Folgen von Unterkühlung.

Storchenvater und Experte für diese Vogelart, Wolfgang Sender von der Naturparkverwaltung Drömling in Oebisfelde, hofft nun, dass die drei fünf Wochen alten Jungen aus dem Breitenroder Nest an der Feuerwehr wieder von den Alt-Störchen angenommen werden, nachdem das Trio am gestrigen Dienstag wieder im neu hergerichteten Nest am Buchhorster Feuerwehrhaus ausgewildert wurde. Die gut entwickelten Storchenjungen hatten an jenem Donnerstag das besagte Glück im Unglück. Der Sturm hatte einen Großteil des Nestaufbaus so verwüstet, dass das Storchentrio sich weder selbst befreien, noch die Altstörche sie hätten retten können. Beobachter der sich anbahnenden Tragödie riefen Storchenvater Sender, der alarmierte den Energieversorger Avacon und die Oebisfelder Feuerwehr, die mit der Drehleiter zur Rettung der Tiere anrückte. Diese Rettungskette funktionierte reibungslos.

Fürs Erste nahm Sender die drei Jung-Störche auf, wärmte sie unter einer Infrarot-Lampe und gab ihnen Futter. Die Alt-Vögel erwiesen sich allerdings nicht als „besorgte Eltern“. Sie begannen in Buchhorst wenige Hausdächer weiter bereits erneut ein Nest zu bauen.

Eile war geboten, um möglicherweise den Bruttrieb wieder bei den Alt-Vögeln zu wecken. Dabei halfen erneut Avacon-Mitarbeiter mit einem Hubwagen. So war es möglich, die abgerissene Stromleitung zu reparieren und das Nest wieder herzurichten. Letztendlich setzte Ulf-Gerd Damm von der Naturparkverwaltung die drei Storchenjungen wieder ins Nest. „Nun bleibt abzuwarten, ob die Alt-Tiere sich dem Nest und ihren Jungen wieder zuwenden“, hofft Sender auf ein glückliches Ende. Erfahrungen mit ähnlichen Vorfällen haben gezeigt, dass dieses Vorgehen von Alt-Störchen angenommen wurde. Der begonne Nestbau der Alt-Vögel wurde zu diesem Zweck abgeräumt.

Nicht mehr zu retten ist die Aufzucht von einem Storchenpaar in Taterberg bei Miesterhorst. Dort wurde ein Alt-Vogel bei der Futtersuche im frisch gemulchten Grasstreifen an der Bundestraße 188 in den Sog eines vorbeifahrenden Lastwagens gezogen und getötet. Der zweite Brutvogel gab nach einer Wartezeit die Nestbewachung und die Jungen auf, die sich noch nicht selbst gegen Greifvögel schützen konnten, bedauert Sender diesen Verlust. Es ist trotzdem ein gutes Storchenjahr, das sogar noch zu einer besonders erfolgreichen Brutsaison für die Population dieser streng geschützten Vogelart werden kann.

Trotz dieser Rückschläge und immer weiter schrumpfender Nahrungsgründe dank landwirtschaftlicher Monokulturen und Einsatz von Wildkrautbekämpfungsmitteln wurden in diesem Jahr 47 Storchenpaare (Vorjahr 48 Brutpaare) im Naturpark Drömling registriert, die insgesamt 97 Jungtiere aufziehen. Abgewartet werden muss noch die Sichtung von vier Nestern, summiert Sender die Bestandszahlen für 2017 auf. Während ein Storchenpaar gleich fünf Jungen aufzieht, sind es in der Mehrzahl der Nester vier oder drei Jung-Vögel. Immerhin noch je zwei Junge wurden Sender von zwölf Nistorten gemeldet. Und ein Jung-Storchenpaar zieht derzeit ihren ersten und einzigen Nachwuchs groß, freut es den Naturschützer Sender.