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Streit bricht aus Bei der Feuerwehr brennt es lichterloh

Der geplante Neubau des Feuerwehrhauses Mitte in Kathendorf sorgt für Zoff. Jetzt eskalierte die Diskussion.

Von Harald Schulz 10.06.2020, 22:00

Oebisfelde l Es war nicht das erste Mal, dass dieser Flächenbrand verbal geführt wurde. Nach der vergangenen Sitzung des Bau- und Vergabeausschusses folgte nun am Dienstag beim Ordnungs- und Wirtschaftsausschuss eine erneute Auflage. Diesmal als vehemente Gegner des Bauvorhabens mit Rätzlingens Ortswehrleiter Andreas Warnecke, seinem Eickendorfer Kameraden Enrico Engelke und Ortsbürgermeister Udo Cherubim (WG Eiche Eickendorf).

Sie griffen in scharfem Ton und auch mit Austrittsdrohungen den Stadtwehrleiter Frank Hartwig und Ordnungsamtsleiter Detlef Meyer an. Für das Trio ist der Bau des Feuerwehrhauses Mitte in Kathendorf der falsche Weg aus der auch von ihnen erkannten Sicherstellung des Brandschutzes und der öffentlichen Gefahrenabwehr am Tage zwischen 6 und 18 Uhr.

Vorgesehen war der Tagesordnungspunkt „Feuerwehrgerätehaus Mitte“ lediglich als Information für die Ausschussmitglieder. Nachdem Vorsitzende Bogumila Jacksch (UWG) zu Beginn der Sitzung „den Feuerwehrkameraden in der Sache das Rederecht erteilt hatte“ und sich kein Widerspruch erhob, nutzte Warnecke die Chance, um seinen wie den von den Wehren Etingen und Eickendorf vorzutragen. Der zentrale Vorwurf des Rätzlinger Wehrleiters lautete, dass „die betroffenen Ortsfeuerwehren nicht mehr gefragt werden, damit vor vollendete Tatsachen gestellt werden“. Warneckes weiterer Vorwurf: „Es wird nicht auf die örtlichen Bedürfnisse eingegangen.“

Für den Rätzlinger Feuerwehrchef stellt dieses neue Konzept mit einem zentralen Ausrückeort in Kathendorf „eine unter Zwang geschaffene Totgeburt dar“. Als mahnendes Beispiel führte er die damaligen Fusionsbemühungen von den Wehren Haldensleben und Althaldensleben an. Als besser sieht Warnecke die Regelung in der Verbandsgemeinde Flechtingen an, wo Ortswehren mit speziellen Komponenten für das Einsatzgeschehen ausgerüstet würden.

Der Eickendorfer Wehrleiter Engelke sieht in dem Gerätehaus-Neubau das Ende der Wehren Rätzlingen, Etingen und eben seiner Wehr eingeläutet. Bei dem bestehenden Mangel an Mindeststärken zu Tageszeiten bezweifelt er zudem, dass mit dem Feuerwehrhaus Mitte eine Verbesserung eintreten wird. Engelke: „Da werden Millionen (Euro) hineingeballert und nachher kommen keine Leute bei Alarmierungen.“

Für die Einwohner und für die Feuerwehrkameraden ist das Feuerwehrauto im Dorf ein wichtiges Sicherheitselement, was zudem historisch gewachsen ist, war die Intervention von Ortsbürgermeister Cherubim. „Wenn dort in den Gerätehäusern kein Einsatzfahrzeug mehr steht, dann gewinnen wir kein neues Feuerwehrmitglied mehr. Die Feuerwehr ist die Seele des Ortes“, drückte es Cherubim aus.

In der Konsequenz, so die Aussagen beider Wehrleiter, könnten Austritte von Feuerwehrkameraden und Kameradinnen stehen. Und auch das Niederlegen ihrer Ämter wäre im Bereich des Möglichen.

Diese Äußerung trieb Stadtwehrleiter Hartwig zu seiner persönlichen Feststellung, dass diese Äußerung mit „einer Verweigerung am Bürger“ gleichzusetzen ist. Er wäre von einem solchen Verhalten tief enttäuscht, weil es sich um ausgebildete Kameraden und Führungskräfte in der Feuerwehr handelt.

Vielmehr sieht Hartwig mit dem Konzentrieren der Schlagkraft auch den Aufwuchs an Attraktivität für den Feuerwehrnachwuchs mit herausfordernden Aufgaben und einer hoch modernen Technik. Die Bündelung der Kräfte führe zu einer Sicherstellung der Tagesbereitschaft. Das schreibe allein schon das Brandschutzgesetz vor. Die Feuerwehr muss die Garantenstellung für die Bevölkerung erfüllen, so Hartwig.

Für Ordnungsamtsleiter Meyer war es wichtig, zu betonen, „dass bislang niemand von den Beteiligten außen vor gelassen wurde“. Gegen alle kritischen Mutmaßungen stehen Tatsachen, wie die mangelnde Einsatzbereitschaft am Tage, das Fehlen von Feuerwehrgerätehäusern in der vorgeschriebenen Norm und nicht zuletzt die Unterhaltung aller 23 Gerätehäuser. Die wird in der Zukunft nicht für die Stadt Oebisfelde-Weferlingen zu leisten sein, schätzte Meyer ein.

Den Ortsfeuerwehren sollen die Gerätehäuser eben nicht weggenommen werden. Auch nicht als Ort, um dort gemeinsam zu feiern, so Meyer. Allerdings dann unter einem anderen Nutzer. Das könnte beispielsweise ein Förderverein sein.

Wie der Ordnungsamtsleiter informierte, wird in diesem Jahr die Planung für das Gerätehaus Mitte vorgenommen. Gemeinsam mit den Ortswehrleitern soll es ebenso eine Besichtigung des Feuerwehrgerätehauses in Mieste geben, um dann mit allen Beteiligten die Ausgestaltung des Feuerwehrhauses Mitte transparent festzulegen.