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Feuerwehr Immer einen Plan B bereithalten

Es ist eines der schlimmsten Einsatzszenarien: die Rettung von Verletzten bei einem Zugunglück.

Von Harald Schulz 25.10.2019, 07:00

Oebisfelde l Einsatzkräfte der Oebisfelder Feuerwehr verfügen seit kurzer Zeit über eine von zwei mobilen Rettungseinheiten im Landkreis Börde. Damit übten die Einsatzkräfte erstmals als Lehrveranstaltung auf der Oebisfelder Bahnanlage und in einem Personenwaggon der Altmark-Rail. Das Szenario fand für die Einsatzkräfte der Wehr in Echtzeit, abends auf dem unbeleuchteten Bahngelände statt. Einzig die Positionsleuchten des Personenwaggons hatte Gütertransport-Betreiber Michael Frick angeschaltet, um die Orientierung nicht zusätzlich zu erschweren.

Vorausgegangen waren eine vor Tagen gesonderte Einweisung für die neue Rettungseinheit und nun, am Mittwoch, eine halbstündige Information zum geplanten Übungsablauf.

Wie sich später herausstellte, erfordert solch ein Einsatz eine hochkonzentrierte Vorgehensweise, besonders starke Führungsqualitäten, aber trotzdem immer wieder auch einen Plan B, wenn der angedachte Rettungsverlauf so eben nicht möglich ist, wie Stadtwehrleiter Frank Hartwig resümierte.

„Wenn wir bei Bränden und Unglücken mit Menschenrettung von normalen Einsätzen sprechen, dann ist solch ein Szenario eben keiner. Deshalb sind wir froh darüber, dass Herr Frick uns diese Möglichkeit, live am Objekt üben zu können, ermöglicht hat“, will Hartwig betont wissen.

Dieser schulungsmäßige Einsatz wurde für jede der eingesetzten Mannschaft zur körperlichen Ochsentour. Der Hilfesatz von zwei Rolltransportern für die Schiene ist auf einem Straßenanhänger zusammengeklappt untergebracht. Hinzu kommen Transportschalen, von denen jeweils drei mit je einem Verletzten auf einem Rollwagen Platz finden.

Eines stand bereits kurze Zeit, nachdem die Feuerwehrkameraden vor Ort eingetroffen waren, fest: Es werden ein großer Aufwand, viel Licht und Zeit benötigt, um an die Verletzten heranzukommen und sie dann einem Rettungsdienst übergeben zu können. In diesem Fall simulierten Feuerwehrkameradinnen der Nachbarwehr aus Weddendorf im Waggon realitätsnah verunglückte Reisende.

Der Einsatz lief „nach Drehbuch“ ab, was den Lerneffekt und trotzdem so manchen Aha-Moment mit sich brachte. Die beiden Rollwagen sind wertvolle Hilfen, wenn Wege zum Unglück auf der Schiene relativ schnell zu überbrücken sind. Auch, dass gleich mehrere Rettungsschalen bereitstehen, um die Verunglückten in stabiler Körperhaltung zu retten, gehört zu den positiven Erfahrungen.

Allerdings wird der harte Schalenkörper zum Nachteil, um damit Personen aus Abteilen zu retten. Eine Erfahrung, die die Feuerwehrkameraden Zeit bei der Rettung kostete, die aber die Erkenntnis brachte, dass sogenannte Rettungstücher in solchen Fällen die bessere Wahl für den Abtransport bis zum Ausstieg sind.

Die Oebisfelder Einsatzkräfte wurden im vergangenen Jahr gleich zweimal bei Zughavarien eingesetzt. Da sind auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke ICE-Züge wegen technischer Defekte liegengeblieben. Die Feuerwehr half beim Umsteigen der Passagiere.

„Dabei möge es auch zukünftig bleiben“, so Hartwig. „Wir müssen aber auch für Aufgaben mit Mannschaft und Gerätschaften bereit sein, die weitaus mehr abverlangen. Auch wenn wir das freiwillig leisten.“