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Umweltfrevel Plastikmüll verschandelt Friedhof

Die Mengen an Plastikmüll, die auf dem Oebisfelder Friedhof zurückgelassen werden, nehmen immer mehr zu.

Von Harald Schulz 04.08.2017, 03:00

Oebisfelde l Es ist gerade einen Tag her, dass Andreas Foltyn insgesamt 15 große Abfallsäcke voller Plastikmüll zur letztendlichen Entsorgung vom Oebisfelder Friedhof abtransportiert hat. Nun sind es wieder zwei Säcke voller Kunststoffe, die einmal Blumensträuße umfasst, Gestecke zusammengehalten, oder als Grundlage für Blumengebinde gedient haben. „Wir werden der Sache kaum noch Herr“, schüttelt Foltyn ungläubig den Kopf und schaut auf die neuen Hinterlassenschaften aus Kunststoff. Dabei ist es nicht erlaubt, diese zum Sondermüll zählende Überbleibsel dort zu entsorgen. Kirche und Stadt schlagen Alarm, appellieren an Sitte und Anstand.

Besonders arg trifft es dabei die evangelische Kirchengemeinde. Die nämlich kann entgegen dem städtischen Teil des aus historischen Gründen aufgeteilten Friedhofes nur Sammelstellen anbieten. Auf dem kirchlichen Teil, dem sogenannten Kaltendorfer Friedhof, hat der Kirchengemeinderat seit vergangenem Jahr neue Wege mit der Friedhofspflege beschritten, dabei die Gebühren- und die Nutzungsordnung verändert und eine Firma für die Pflegearbeiten beauftragt, informiert die Vorsitzende Antje Rein.

Der Gemeindekirchenrat ist ratlos, wie man der Unsitte Herr werden kann. Rein hofft auf Einsicht, appelliert an Sitte und Anstand: „Wir bitten alle Nutzer unseres Friedhofes, uns Geduld und Vertrauen entgegen zu bringen und selbst auf Ordnung und Sauberkeit auf dem Friedhof zu achten. Wenn jeder, so wie bisher schon an vielen Stellen, mit anfasst, dann können wir unseren schönen Friedhof, um den uns viele beneiden, langfristig erhalten und verschönern.“

Eine Bitte, die offensichtlich nur wenige Menschen erreicht, die dort ein Grab pflegen, wie Foltyn immer wieder feststellt. Was er zudem mit Erschrecken bemerkt, ist nach eigenen Aussagen die Dreistigkeit, dass sogar Hausmüll an den Sammelstellen zwischen Grüngut, Blumenresten, löchrigen Plastikgießkannen und sogar Resten von Dachrinnen zu finden ist.

„Friedhofsbesucher höflich darauf anzusprechen, dass sie bitte die Verpackungen für Schnittblumen oder Kunststoffpaletten für Pflanzblumen wieder vom Friedhof mitnehmen möchten, fassen die Angesprochenen schon als Beleidigung auf. Und ich ernte dafür dann entsprechende Blicke oder mehr“, sieht sich Foltyn in der Defensive.

Die größten Mengen an Kunststoffresten fallen in den Frühjahrs- und Herbstmonaten an. Dann wird auf den Gräbern fleißig gepflanzt, was auch ein unübersehbar schönes Gesamtbild des Friedhofs abgibt, berichtet Foltyn. Die Kehrseite einer Pflanzsaison ist aber der Verpackungsmüll, der liegengelassen wird. Ebenso Kunststoffkissen, in denen Blumengestecke befestigt werden. Auch diese grüne Masse ist Sondermüll, verdeutlicht der Friedhofsgärtner.

Der Gemeindekirchenrat hofft nun auch auf Hinweisgeber, die solches verbotene Handeln melden. „Wir sind dankbar für Hinweise auf unerlaubte Müllentsorgung und erlauben uns, so uns die Personen bekannt werden, denen eine Rechnung für die Abfallentsorgung zuzusenden“, so die eindeutige Rein-Botschaft.

Von ähnlichen Zuständen auf dem städtischen Teil des Friedhofs weiß auch Bürgermeister Hans-Werner Kraul. Der wesentliche Unterschied gegenüber dem Anteil der evangelischen Kirchengemeinde besteht darin, dass im städtischen Areal Behälter vorgehalten werden, die leichter zu entleeren sind, was von den Mitarbeitern des Wirtschaftshofes unterstützt wird. Auch die Stadt hat eine Firma mit der Friedhofspflege beauftragt. Und auch diese Mitarbeiter werden mit reichlich Plastikmüll unterschiedlichster Herkunft konfrontiert, weiß Bürgermeister Kraul. Und diese Mengen an Kunststoff müssen dann ordnungsgemäß entsorgt werden. Dass kommt der Stadt, damit der steuerpflichtigen Allgemeinheit, und der evangelischen Kirchengemeinde teuer zu stehen.