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Die Stadt im Wandel Ein neues Gesicht für Oschersleben

In ihrer neuen Serie berichtet die Volksstimme darüber, wie sich Oschersleben seit der Wende verändert hat.

Von André Ziegenmeyer 04.04.2020, 01:36

Oschersleben l In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Innenstadt deutlich verändert. Von den jüngeren Einwohnern dürften nicht mehr alle wissen, wie der Marktplatz ohne Brunnen aussah – oder dass es wenige Meter neben dem Rathaus einen Spar-Markt beziehungsweise früher die HO-Kaufhalle gab. Eine maßgebliche Kraft hinter vielen Veränderungen war die Altstadtsanierung.

Am 18. September 1991 titelte die Volksstimme: „Sanierung beginnt 1992. 2 Millionen DM aus dem Städtebauförderungsprogramm in Sicht“. Als Träger der Sanierung beauftragte die Stadt die Gesellschaft für Wohnungs- und Städtebau „Neue Heimat Niedersachsen“. Später wurde daraus die Deutsche BauBeCon AG. Als Sanierungsgebiet wurde eine Fläche von 63 Hektar ausgewiesen. Sie umfasste einen großen Teil der Stadt. Paul Eldag von der Neuen Heimat beziehungsweise BauBeCon bezifferte das benötigte Gesamtinvestitionsvolumen in diesem Gebiet mit rund 100 Millionen Mark.

Auch Privatleute konnten Fördermittel bekommen. Zur Zielstellung hieß es in einem weiteren Artikel: „In 10 oder 15 Jahren soll Oschersleben einen Stadtkern haben, der sich sehen lassen kann. Einige Jahre früher, 1994 zur 1000-Jahr-Feier der Stadt, soll der Marktplatz ein neues Gesicht haben.“ In der weiteren Berichterstattung ist von einer Lückenschließung in der Innenstadt die Rede, von der Instandsetzung privater Gebäude sowie einer Verbesserung öffentlicher Straßen und Plätze. Auch ein „grüner Gürtel um den Stadtkern“ war im Gespräch.

Über mehrere Jahre hinweg wurden jeweils Millionenbeträge aufgewandt. Nicht alle Ziele konnten in vollem Umfang realisiert werden. So heißt es in der Volksstimme vom 16. Oktober 1992: „Es darf nicht passieren, daß nach Ladenschluß die Innenstadt entvölkert ist. Die Fußgängerzone muß zum Erlebnisbereich für die Oscherslebener und Auswärtigen werden.“

Dennoch hat die Stadt gewaltige Schritte nach vorn gemacht: Am Hackelberg entstand in den 90er Jahren unter anderem das Ärztehaus, viele Straßen wurden neu gestaltet, das Kaufhaus O. wurde gebaut, das Rathaus rekonstruiert. Die erhaltenen Teile der Stadtmauer wurden saniert, weil ihre Standfestigkeit „arg gefährdet“ war. Einige dieser Aspekte soll die Serie in weiteren Beiträgen beleuchten.

An verschiedenen Stellen wird in den Berichten zur Altstadtsanierung darauf verwiesen, dass es keinen „Flächenabriß“ geben solle. Stattdessen spiele die Denkmalpflege eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang zitiert die Volksstimme am 11. Mai 1994 den damaligen Bürgermeister Dieter Klenke: „Wo immer wir es einrichten können, wird an einer harmonischen Bauweise und an einer Erhaltung alter Bausubstanz festgehalten.“ Direkt nach der 1000-Jahr-Feier solle die Umgestaltung des Marktplatzes beginnen. „Zug um Zug werden dann die Baulücken geschlossen, der Platz erhält ein neues Pflaster, und Laternen und Blumen werden ihn schmücken“, so der Bürgermeister. Weiter heißt es in dem Artikel: „Sorgenkind der Innenstadtplaner ist der Hackelberg. Hatte man nach der Wende voller Hoffnung mit den Planungen und sogar schon mit den ersten Baumaßnahmen begonnen, so mußte alles wieder auf Eis gelegt werden, da sich alte Eigentümer zu Wort gemeldet hatten.“

Zum historischen Rathaus berichtet die Volksstimme am 31. Mai 1994: „Die Rekonstruktion des Oscherslebener Rathauses soll demnächst beginnen. Der Abschluß soll noch in diesem Jahr erfolgen. Nach Informationen von Paul Eldag von der Deutschen BauBeCon AG (...) habe man mit dem Baubeginn auf das Ende der Festwoche zur 1000-Jahr-Feier gewartet.“ Weiter heißt es: „Durch eine attraktivere Innenstadt könne auch die einheimische Wirtschaftskraft gestärkt werden.“

Am 26. Juli 1994 veröffentlicht Paul Eldag selbst einen Text in der Volksstimme. Daraus lässt sich schließlich, dass nicht alle privaten Investoren von den Gestaltungsauflagen der Stadt begeistert waren. Manche würden sie als „Vergewaltigung des Bauherrn“ empfinden, so Eldag. Gleichzeitig hält der Projektleiter der Innenstadtsanierung fest: „Der Hauptanteil für die Verschönerung und den Erhalt des historischen Stadtbildes liegt in den Händen ihrer Bürger. (...) Die Stadt und der Sanierungsträger können grundsätzlich nur aufklären und um Verständnis für die alte Bausubstanz werben.“

Manchmal schleichen sich auch zynische Untertöne in die Berichterstattung. Im August 1997 schreibt die Volksstimme: „Geht man nach den vielen Baustellen, die die Kreisstadt der Börde gegenwärtig vorzuweisen hat, müßte der Aufschwung Ost voll im Gange sein. An fast allen Stellen Oscherslebens wird gebaggert, abgerissen oder neu hochgezogen.“ Doch auch Altes wurde bewahrt. So ließ die evangelische Kirchengemeinde beispielsweise die Türme der St.-Nicolai-Kirche sanieren.

1995 wird der Spar-Markt am Marktplatz abgerissen. Dazu schreibt die Volksstimme: „Wegen der Nähe zum Marktplatz nimmt dieser Bereich für Paul Eldag eine wichtige Position ein. Nach dem Abriß der Halle (...) werde die Fläche zunächst als Parkplatz für Angestellte und Besucher des Rathauses genutzt. Die Art ihrer späteren Bebauung müsse noch erörtert und an den Erfordernissen festgemacht werden.“ 1996 heißt es, dass sich die Stadt laut dem damaligen Bauamtsleiter bereits „sehr dynamisch“ verändert hat. Auch in den 2000er Jahren wird viel unternommen. Die Volksstimme berichtet im Juni 2005, dass bisher 17 Millionen Euro in das Sanierungsgebiet geflossen seien. Das ist deutlich weniger als das Investitionsvolumen, das von Paul Eldag ursprünglich angegeben wurde. Jedoch erklärt Bürgermeister Dieter Klenke: „Wir waren eine der ersten Städte in Sachsen-Anhalt, die ein Sanierungsgebiet festgelegt und mit umfangreichen Instandsetzungsarbeiten begonnen haben.“