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Ausgrabungen Auf den Spuren der Urahnen

Die archäologische Grabung im Marienborner Forst wird fortgesetzt. Dort fand man im vergangenen Jahr ein etwa 5000 Jahre altes Steinkistengrab.

Von Detlef Eicke 22.08.2015, 01:01

Marienborn l Weithin sichtbar verweist eine Informationstafel auf archäologische Denkmale im Bischofswald bei Marienborn. Tatsächlich existiert eine für Sachsen-Anhalt außergewöhnlich hohe Anzahl und Dichte von oberirdisch sichtbaren archäologischen Denkmalen, die sowohl aus der Jungsteinzeit (Großsteingräber) als auch aus der Bronzezeit (Grabhügel) stammen.

Aufgrund der Lage im ehemaligen Sperrgebiet an der innerdeutschen Grenze waren die Denkmale zwischen 1954 und 1989 kaum zugänglich. Daher erfolgte eine aktuelle Bestandsaufnahme der Großsteingräber erst in den 90-er Jahre. Diese wurde im Winter 2013/14 durch die Erfassung der Grabhügel komplettiert. Eines dieser Bodendenkmale ist 2014 in einem mehrwöchigen, für Schulungszwecke genutzten Projekt freigelegt und wissenschaftlich aufgearbeitet worden. Dazu gehörten die sorgfältige Erfassung aller Fundstücke und deren Registrierung. So seien Scherben und Steinwerkzeuge gefunden worden, berichtet Dr. Barbara Fritsch. Nach der Arbeit wurde die Grabstätte zunächst wieder ordnungsgemäß geschlossen. Seit August dieses Jahres werden die archäologische Grabungen fortgesetzt.

Fast 20 haupt- und ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger sind mit Pinsel und Spachtel, Handfeger und Kehrblech ausgerüstet. Mit großer Vorsicht und Sorgfalt tragen sie Schicht um Schicht ab, sieben den Abraum, beurteilen die Funde und halten Ausschau nach Zeugnissen der Vergangenheit. Spektakuläre Funde bleiben aber aus. Das mag zum einen daran liegen, das bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts Forscher in dieser Gegend aktiv waren. 1928 hatte Dr. Carl Engel vom Magdeburger Museum einen Hügel ausgegraben. Er entdeckte eine megalithische Steinplatte, aus Trockenmauerwerk bestehende Grabkammer (Innenmaße 2,20 m x 1,20 m) und ein Scherbenplaster, auf dem ein etwa 40 Zentimeter großes Paket aus menschlichen Knochen lag. Offensichtlich waren hier zahlreiche Tote im Laufe der Jahrhunderte bestattet worden.

Andererseits seien durch unsachgemäß zu Werke gehende Heimatforscher, aber auch durch Grabräuber beinahe die Hälfte der 160 Grabhügel arg in Mitleidenschaft gezogen, weiß die heutige Wissenschaft. Grabungsunterlagen und auch die meisten Funde seien verschollen oder zerstört. Dr. Barbara Fritschs Erkenntnis lautet daher, dass die Existenz von Bodendenkmalen von den Menschen bewusster wahrgenommen werden sollte. „Identifizieren sie sich damit, sind sie sensibilisiert, wenn jemand illegal gräbt“, erklärt Fritsch.