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Schermcke Fische sterben wegen Bauarbeiten

Der Bauernteich in Schermcke wird derzeit von Schlamm befreit. Als der Wasserspiegel dazu abgesenkt wurde, starben Fische.

Von Sebastian Pötzsch 12.09.2015, 01:01

Schermcke l „Das war kein schöner Anblick“, erinnnert sich Ortsbürgermeister Marcel Ott. Am Montag vergangener Woche war nach monatelanger Planungsphase durch die Stadtverwaltung damit begonnen worden, den Wasserspiegel des völlig verschlammten Bauernteiches in Schermcke abzusenken. „Am Mittwochmorgen lagen dann überall tote Fische herum“, sagt der Ortsbürgermeister weiter.

„Mir tut das in der Seele weh, aber alle Beteiligten haben ihr Möglichstes versucht“, erinnert sich Gunnar Wendt vom Tiefbauamt der Stadt Oschersleben. Schon Wochen zuvor sei über die Maßnahme in der Ortsmitte informiert worden. Auch mit dem Pächter, dem Anglerverein Ampfurth, habe er mehrfach gesprochen. „Wir haben auch die Möglichkeit des Abfischens erörtert, sofern nach einer Sondierung festgestellt würde, dass hier Fische vorkommen“, erklärt Wendt weiter. Doch weil die Ampfurther nicht über die entsprechende Ausrüstung verfügten, habe der Verwaltungsmitarbeiter in beiderseitigem Einvernehmen den Angelverein Oschersleben involviert, um beim Abfischen zu unterstützen.

So ist am Montagfrüh, 28. August, mit der Absenkung des Wasserspiegels begonnen worden. Laut den Planungen sollte am Dienstag abgefischt werden. „Ich musste aber bereits am Montag ein zweites Mal rausfahren, weil das Wasser schneller ablief als vorausberechnet“, erzählt Wendt weiter. Sofort habe er die Angler aus Oschersleben aktiviert, die noch am Nachmittag mit dem Abfischen begonnen hätten. „Leider hatte sich ein Teil der Fische in den hinteren Teil des Teiches zurückgezogen“, erinnert sich Wendt. Ein Schlammwall hätte diesen vom vorderen Teil abgeschnitten. „Über die teils bis zu eineinhalb Meter hohe Schlammschicht war einfach kein rankommen“, versichert er und fügt hinzu: „Ich bin auch nicht glücklich darüber. Aber die Masse konnte letztendlich abgefischt werden.“ Die Angler hätten ihr Bestmöglichstes getan, seien sogar am Mittwoch kurzerhand noch einmal angerückt, um abzufischen.

Für das Gerücht, die Oschersleber Angler hätten die Fische aus dem Schermcker Teich ausschließlich für ihre Gewässer gerettet, zeigt der Amtsmitarbeiter überhaupt kein Verständnis. „Mir ist sogar zu Ohren gekommen, sie hätten die Fische gestohlen. Das kann ich nun überhaupt nicht verstehen“, macht sich Gunnar Wendt seinem Ärger Luft. Schließlich sei es nur deren Einsatz zu verdanken, dass überhaupt so viele Fische überleben konnten.

So sieht das auch der Schermcker Ortsbürgermeister Marcel Ott. „Mit riesigen Kanistern sind die angekommen und haben abgefischt, was noch möglich war. Viele Fische sind zwar verendet. Aber ich denke, der größte Teil konnte gerettet werden“, sagt Ott und versteht die Welt nicht mehr. Denn immer wieder höre auch er die gegenteilige Behauptung, die Stadtverwaltung trage die Schuld an der Tragödie. „Da wird den Oscherslebern Anglern nun auch noch unterstellt, die hätten die Fische gestohlen und ihre Gewässer damit besetzt. Das ist grober Unfug, denn die haben die Fische doch im letzten Moment gerettet“, ärgert sich der Ortsbürgermeister.

Überhaupt sei er sehr zufrieden mit der Arbeit, die hier geleistet wird. „Das Unternehmen greift sehr behutsam in die Natur ein. Die Mitarbeiter verstehen ihr Geschäft. Wir können uns nicht beschweren, auch die Planung seitens der Stadtverwaltung läuft gut“, resümiert Marcel Ott.

„Hier hat niemand gestohlen. Das ist großer Blödsinn“, meint zudem der Vorsitzende des Ampfurther Anglervereins, Rudolf Dokter. Auch die Vorwürfe gegen die Stadtverwaltung kann er nicht teilen. „Das ist richtig, wir wurden rechtzeitig informiert und wir wussten, dass die Oschersleber zum Abfischen vor Ort sein werden. Nur konnte keiner ahnen, dass das Wasser so schnell abläuft“, berichtet der Angler. Viele große Karpfen beispielsweise seien gerettet worden, viele kleine Fische konnten nicht erreicht werden.

Heimo Reilein ist der Gewässerwart des Angelvereins Oschersleben. Er war ebenfalls vor Ort und leitete die Rettungsaktion. „70 bis 80 Prozent der Fische konnten wir retten“, schätzt er gegenüber der Volksstimme ein. „Ein Rankommen an den hinteren teil des Teiches war aber wegen der sehr hohen Schlammauflage einfach nicht möglich, die war teilweise eineinhalb Meter hoch. Da nützen auch Wathosen nichts“, macht Reilein deutlich. Er könne niemanden irgendwelche Vorwürfe machen.

Für den Ablauf des Wassers aus dem Bauernteich war erst vor wenigen Jahren ein neues Auslaufbauwerk errichtet worden. Damit war es kurzzeitig gelungen, den Wasserstand um zehn Zentimeter anzuheben. Doch wenig später funktionierte das Bauwerk nicht mehr, weil vor allem bei Starkregen vermehrt Schlamm in den Teich gelang.

Deshalb sollen laut Gunnar Wendt vom Tiefbauamt neben dem Entschlammen durch einen Bagger auch Arbeiten am Schlammfang an der Nordwestseite des Teiches erfolgen. Über diesen soll künftig in regelmäßigen Abständen der anfallende Schlamm maschinell entnommen werden können, bevor er in das Gewässer abfließen kann.

Außerdem müsse eine bereits in den Teich gekippte Trauerweide entnommen werden sowie eine bereits geschädigte große Pappel an der Nordseite des Gewässers. Eine weitere Pappel an der Südseite soll ebenfalls weichen. Diese Maßnahmen seien mit den zuständigen Umweltbehörden abgestimmt und würden durchgeführt, um das ökologische Gleichgewicht wieder herzustellen.

Laut Vereinschef Rudolf Dokter aus Ampfurth werden sich in dem Gewässer künftig wieder Fische tummeln. „Zuerst müssen die Arbeiten beendet sein und sich sämtliche Schwebstoffe absetzen“, sagte Dokter. Dann könne mit dem Besatz begonnen werden.