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Flüchtlinge Ab Montag Asylsuchende in Hornhausen

Die ehemalige Bördelandschule wird für bis zu 120 Neuankömmlinge vorbereitet. Die ersten kommen am Montag an.

Von Sebastian Pötzsch 24.10.2015, 21:00

Hornhausen l Das Kinderlachen und Toben ist mit Beginn des neuen Schuljahres auf dem  Schulhof der einstigen Förderschule in Hornhausen verstummt. Die Bördelandschule wurde geschlossen, die Kinder werden in Klein Oschersleben beschult. Doch seit einigen  Tagen ist Schluss mit der Ruhe auf dem Areal inmitten von Hornhausen. Fahrzeuge des Katastrophenschutzes und des DRK rücken an, Dusch-Container und Betten werden abgeladen. Wird aus der einstigen Schule eine Unterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber? Diese Frage bekommen die Hornhäuser nicht offiziell beantwortet, die Unruhe im Dorf wächst. Erst recht, da auf Facebook längst rechte Parolen und Fotos von dem Dusch-Container die Runde machen.

Am Donnerstagabend versammeln sich  besorgte Familien. „Was wird aus unseren Kindern, wenn sie jetzt jeden Morgen im Dunkeln allein zum Schulbus gehen, was wenn sie allein von der Schule kommen? Können wir sie überhaupt noch allein auf die Straße lassen?" All diese Fragen stehen im Raum. Schon in der Nacht zum Sonnabend sollen die ersten Flüchtlinge kommen, berichtet eine Hornhäuser Familie der Volksstimme am Lesertelefon. Am Montag wollen sich Hornhäuser vor der Gemeinde treffen. Nicht um zu demonstrieren, nein, sie wollen einfach zusammentragen, was an Informationen zusammengekommen ist.

Freitagvormittag: Helfer des Katastrophenschutzes des DRK sind angerückt. Mit geübten Händen bauen sie Betten in den ehemaligen Klassenräumen auf. Genau können auch sie nicht sagen, wann die ersten Flüchtlinge und Asylbewerber ankommen. Das hänge auch von der Lage in der Zentralen Aufnahmestelle (ZASt) in Halberstadt ab. „Es wird kälter, es kommen immer mehr Menschen und die müssen aus den Zelten....", so die Helfer in Hornhausen. Ob hier alle Räume der ehemaligen Schule als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden, konnten sie gestern nicht genau sagen. Alle Betten, die sie noch hatten, wurden erst einmal aufgebaut. 

Unterdessen bestätigt Iris Herzig die Ankunft von Flüchtlingen in Hornhausen für kommenden Montag. „Wir wissen noch keine genauen Zahlen", sagt die Fachbereichskoordinatorin „Soziales" des Landkreises Börde auf Volksstimme-Nachfrage. Und sie betont die derzeitige Ausnahmesituation. Demnach habe die Landkreisverwaltung „im Laufe des Jahres  mit einer sprunghaften Erhöhung von Zuweisungen des Landes" zu kämpfen. Seien die Verantwortlichen mit Stand Januar 2015 noch von rund 950 ankommenden Flüchtlingen bis Jahresende ausgegangen, würden nun 2500 bis 3000 Neuankömmlinge den Landkreis bis Ende 2015 erreicht haben. Es müssen also bis zu 2000 zusätzliche Plätze geschaffen werden. „Nach den neuesten Informationen werden am Montag 102 Flüchtlinge den Landkreis erreichen, dann jeden weiteren Montag etwa 130 Flüchtlinge. Diese Prognosen können sich immer verändern, derzeit aber eher nach oben als nach unten", macht Herzig das Dilemma klar.

So hätte sich die Landkreisverwaltung erst am Dienstag, also mit Eingang der neuesten Prognosen, entschieden, dass das ehemalige Schulgebäude in Hornhausen für die Unterbringung von Asylsuchenden geeignet und dieses als vorübergehende Notunterkunft herzurichten sei. „Das Gebäude bietet Platz für 100 bis 120 Personen. Soviel werden aber am kommenden Montag noch nicht eintreffen", betont Herzig. Eigentümerin des Objektes sei die Kirche, der Landkreis ist nach wie vor der Mieter. „Wir müssen den Mietvertrag nur in einigen Punkten an die neue Situation anpassen. Die Kirche hat nichts gegen die neue Nutzung", sagt Herzig.

Die Entscheidung, in Hornhausen Flüchtlinge unterzubringen, sei notwendig geworden, weil alle bisher im Landkreis vorhandenen Gemeinschaftsunterkünfte bis auf den letzten Platz belegt seien. „Wir halten zwar weiterhin an einer dezentralen Unterbringung fest, doch suchen wir aufgrund der stetig wachsenden Prognosen permanent nach Möglichkeiten", erklärt die Koordinatorin weiter. Dabei sollen Turnhallen vermieden werden, um den Schul- und Vereinssport aufrechtzuerhalten. „Jedoch können wir die Sportstätten als künftige Unterbringungsmöglichkeiten zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschließen," sagt sie. Außerdem würden weitere Objekte im südlichen Landkreis geprüft. Welche diese sind, will Iris Herzig jedoch noch nicht sagen.

Die Hornhäuser Bürger sollen schnellstmöglich nächste Woche über die neue Situation in ihrem Ort informiert werden. Der genaue Termin wird kurzfristig bekanntgegeben.