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Sanierung 83 Pfähle bilden neues Fundament

Die Bauarbeiten an der Burg Oschersleben kommen voran. Mit der Errichtung von Pfahlgründungen wurde ein wichtiges Kapitel abgeschlossen.

Von Sebastian Pötzsch 27.10.2015, 00:01

Oschersleben l Auf dem Burghof in Oschersleben bietet sich ein wüstes Bild. Wer das altehrwürdige Gebäude betreten möchte, muss sich erst durch zentimeterdicken Schlamm kämpfen und das passende Schuhwerk tragen. „Der Matsch stammt nicht nur von dem tagelangen Regen“, erzählt Simone Siermann. Viel Wasser sei auch bei den Bohrungen für die neuen Pfahlgründungen verwendet worden. „Da geht schon mal was daneben“, erklärt die Projektleiterin bei der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Bewos weiter.

In den vergangenen Monaten bestimmten also Bohrarbeiten das Bild in der Burg von Oschersleben. Zuvor sind allerdings die alten Holzdecken abgerissen worden. Die waren mit der Außenfassade verankert. Damit diese nun nicht einstürzen kann, wurden die jeweils gegenüberliegenden Mauern durch stabile Aluminiumträger miteinander verbunden. So präsentiert sich das Innere der beiden Flügel der Burg als zwei etwa 15 Meter hohe Hallen.

„Am Ende bleibt tatsächlich nur die Außenfassade als Original erhalten. Innen wird alles neu“, sagt Simone Siermann. Die neuen Decken beziehungsweise Fußböden werden aus Stahlbeton gefertigt. Es entstehen riesige durch Lastverteilungsbrücken miteinander verbundene Pfähle, die sich wie ein Skelett nach und nach in die Höhe arbeiten. Erst werden Eisengeflechte und drumherum eine Schalung errichtet, bevor widerstandsfähiger Beton eingefüllt wird. Steht einmal das neue Stahlbetongerüst, werden die Zwischendecken auf die gleiche Weise entstehen. Das gesamte Bauwerk ruht dann auf einem neuen Fundament, den Pfahlgründungen. Hierfür sind in den vergangenen Monaten insgesamt 83 Löcher bis zu 20 Metern Tiefe, je nach Art der natürlichen Tragschicht im Boden, gebohrt worden. „Diese wurden mit Stahlbewährung und Beton verfüllt. Darauf ruht später das neue Bauwerk“, erklärt die Bewos-Projektleiterin weiter. Außerdem enden 20 weitere Pfähle im Gewölbekeller

Wie genau das später aussehen wird, kann im Südflügel bereits nachvollzogen werden. Im Keller sind die ummantelten Pfahlgründungen in den Nischen der Gewölbe gut zu erkennen. Und eine Etage darüber, im Erdgeschoss, ist eine jüngst gegossene Bodenplatte fertiggestellt. „Die ruht auf den Pfählen, die bis tief in den Boden reichen“, erklärt Siermann. Während in den anderen Gebäudeteilen die Vorbereitungen für eben diese Arbeiten in dieser Woche beginnen sollen, werde im Südflügel schon mit der Errichtung des kompletten Gerüstes für die künftigen Etagen aus Bewährungsstahl begonnen. Im November soll alles stehen, bevor mit Beton verfüllt wird.

Die aufwendigen Arbeiten sind notwendig, weil die alten Decken eine Tragkraft von nur wenigen hundert Kilogramm pro Quadratmeter aushielten. Die neuen Decken dagegen sind für mehrere Tonnen ausgelegt. Das ist wichtig, denn nach Fertigstellung sollen in die Burg zwei Archive untergebracht werden, nämlich das des Landkreises und das der Stadt Oschersleben. Die politischen Gremien haben den Plänen zugestimmt.

Neu jedoch ist das Konzept für das Dachgeschoss. „Hier werden fünf Mietwohnungen in Größen zwischen 60 und 200 Quadratmeter entstehen. Von hier aus haben sie einen Blick über die Stadt bis zum Brocken“, schwärmt die Projektleiterin. Diese Idee sei mitten in der Bauphase entstanden. „Besuchergruppen haben geschwärmt, wie toll es doch wäre, wenn man hier wohnen könnte“, erinnert sich Simone Siermann. Die Bewos selbst werde entgegen vorheriger Planungen ihr Domizil im Wohngebiet Wasserrenne also nicht verlassen. „Wir bleiben da, wo unsere Kunden sind“, betont die Projektleiterin.

Bis zum Ende dieses Jahres sollen die Gründungsarbeiten abgeschlossen sein. Mit dem Ende des Umbaus rechnet Simone Siermann für das Jahr 2017. Dann könnten die ersten Mieter einziehen. Auch für sie ein Grund zur Freude: „Seitdem ich in Oschersleben wohne, fand ich es tragisch, dass an der Burg nichts passiert. Um so spannender ist, dass ich nun direkt dabei bin.“