Ottleber Friedhof Ein Urnenfeld mit Stele

Auf dem Ottleber Friedhof wird derzeit eine Anlage gebaut, die hier eine neue Form der Bestattung ermöglicht: die halbanonyme Bestattung.

Von René Döring 16.11.2015, 00:01

Ottleben l Dort, wo es ansonsten besonders ruhig zugeht, wird derzeit auch schon mal gebaggert. Der Oschersleber Steinmetz René Voß hat mit Mitarbeitern begonnen, eine neue Grabanlage zu errichten. Hier besteht später die Möglichkeit, Verstorbene halbanonym zu bestatten. Das heißt, dass die Urnen wie auf einer „Grünen Wiese“ an unbekannten Stellen in die Erde kommen, jedoch auf Tafeln zu lesen ist, wer hier alles die letzte Ruhe gefunden hat. So dass es also in Ottleben neben Erd- und Urnenbestattungen sowie der Möglichkeit, seinem Angehörigen auf einer „Grünen Wiese“ die letzte Ruhe zu geben, bald eine vierte Bestattungsvariante gibt.

Angeregt von Einwohnern der Großgemeinde Ausleben, haben die politischen Gremien in mehreren Sitzungen über Möglichkeiten gesprochen, diese neue Variante der Bestattung auch auf den gemeindeeigenen Friedhöfen in Ottleben, Warsleben und Üplingen anzubieten. Schließlich hat der Gemeinderat im August beschlossen, damit in Ottleben zu beginnen. Und das noch in diesem Jahr, sofern der Haushalt die dafür 11 500 erforderlichen Euro hergibt. „Gemeinsam mit der Kämmerin der Verwaltung haben wir eine Finanzierungsmöglichkeit gefunden, ohne die für dieses Jahr geplanten Ausgaben zu erhöhen“, wie Bürgermeister Dietmar Schmidt sagt. So dass schließlich die Arbeiten ausgeschrieben und vergeben worden sind.

Mit denen nun begonnen worden ist. Diese Urnengemeinschaftsanlage entsteht auf einer Fläche von etwa 100 Quadratmetern gleich neben der „Grünen Wiese“. Dieses neue Feld wird zum einen mit einer Pflasterfläche zur Ablage von Kränzen und Blumen ausgestattet, die über einen eingefassten Splittweg erreicht wird. In der Mitte der Anlage wird eine 1,50 Meter hohe sowie 55 Zentimeter breite und 55 Zentimeter tiefe Stele stehen. An diese Stele, die aus dunklem Impala-Granit bestehen wird, werden insgesamt acht Namenstafeln von 40 mal 50 Zentimeter Größe angebracht. Auf jeder dieser Tafeln aus Viscont-White-Granit ist Platz für die Vor- und Nachnamen sowie Geburts- und Sterbedaten von sieben Beigesetzten.

So dass unter dem Strich diese Stele für 56 Bestattungen ausreichend ist. „Bei einem derzeit jährlichen Bedarf von maximal fünf anonymen Bestattungen kann man davon ausgehen, dass die Anlage für weit mehr als zehn Jahre angelegt wird“, wie es in der Begründung des im August vom Gemeinderat gefassten Beschlusses hieß.

Diesem Beschluss ist zudem zu entnehmen, dass die Ruhefrist wie bei allen anderen Bestattungsvarianten auch 20 Jahre beträgt, also auch diese halbanonymen Grabstellen ganz offiziell zwei Jahrzehnte bestehen. „Die Friedhofsgebühr für diese Stellen wird nach der Fertigstellung der Anlage ermittelt und Bestandteil der Friedhofssatzung, die dann neu beschlossen werden muss“, wie der Bürgermeister in Aussicht stellt und davon ausgeht, dass das im nächsten Frühjahr passieren wird und noch im ersten Halbjahr 2016 die ersten halbanonymen Bestattungen in Ottleben möglich sein werden.

All diese konkreten Festlegungen gelten jedoch zunächst ausschließlich für den Friedhof in Ottleben. „Das ist hier so etwas wie ein Pilotprojekt“, sagt Dietmar Schmidt. Allerdings hatte sich der vom Ausleber Gemeinderat zu Beginn der Diskussionen gefasste Grundsatzbeschluss auch auf die Friedhöfe in den Ortsteilen Warsleben und Üplingen bezogen. Hier stehen jedoch die genauen Gestaltungs- und Finanzierungsbeschlüsse sowie Umsetzungstermine noch aus. „Auf die Gestaltung des Friedhofs im Ortsteil Ausleben haben wir allerdings gar keinen Einfluss, weil dieser Friedhof der Kirche gehört“, wie Dietmar Schmidt schon zu Beginn der Gespräche über diese neue Bestattungsmöglichkeit klargestellt hatte.