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Schloss Neindorf Förderverein bewahrt Geschichte

Ein neu gegründeter Förderverein kümmert sich um die Zukunft des Schlosses Neindorf. Doch erst einmal wird in der Geschichte gestöbert.

Von Yvonne Heyer 24.11.2015, 00:01

Oschersleben l Aus der Moderne, aus dem Klinikneubau, machen sich Fördervereinsvorsitzender Christoph Schmidtpeter, Vorstandsmitglied Michael Lange und Helios-Pressesprecherin Caterin Schmidt auf in das Neindorfer Krankenhaus.

Und dessen Geschichte begann 1944 in jenem Schloss, das in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Wobei die Historie der Erbauer-Familie, derer von Asseburg, bis in das 15. Jahrhundert zurück reicht.

Bereits seit 2004 ist das Schloss kein Krankenhaus mehr. Das Gebäude ist leer, wurde in den vergangenen Jahren zur Bauzentrale. Unzählige Bauzeichnungen hängen an den Wänden, dokumentieren den Wandel der Klinik zu einem modernen Krankenhaus. Dort wo einst Patienten geröntgt wurden, machen Bauarbeiter ihre Mittagspause. Und in der einstigen Röntgenabteilung ist gleich ein Relikt des einstigen Schlosses zu entdecken: ein riesiger Wandspiegel. „Die Bestandsaufnahme ist im Moment unsere vordergründigste Aufgabe. Wir schauen, was vom einstigen Bauwerk nach unzähligen und vor allem einschneidenden Umbauten noch vorhanden ist. Mit dem Umbau zum Krankenhaus entstanden im Schloss Flure, wo ursprünglich keine waren, Zwischendecken wurde eingezogen, Zimmer wurden geteilt, erhielten andere Zuschnitte“, erklärt Christoph Schmidtpeter. Eigentlich stammt der Diplompsychologe und Theologe, mit Erfahrungen in Projektarbeit und -steuerung, aus Bernau. Wohl über den berühmten Bauherren Karl Friedrich Schinkel, der vor allem seine Spuren in Berlin und Potsdam hinterließ, ist Christoph Schmidtpeter, der sich sehr mit Schinkel beschäftigt hat, auf das Neindofer Schloss gestoßen. Auch hier hatte der große Baumeister seine Finger im Spiel, hat viele Spuren hinterlassen. Und diese, wie beispielsweise die von Hand gemalten Tapeten, sind heute noch erhalten. „Und es gilt, sie auch in Zukunft zu erhalten. Auch deshalb haben wir den Förderverein gegründet“, erklärt der Fördervereinsvorsitzende.

Allein der Erhalt oder die Restaurierung der wertvollen Tapeten könnte zu einer echten Herausforderung werden. „Welcher Leim wurde damals verwendet? Diese Fragen konnten wir bislang nicht beantworten. Problematisch für die alten Tapeten ist die Tatsache, dass früher im Schloss eine höhere Luftfeuchtigkeit herrschte. Heute ist es hier zu trocken“, meint Schmidtpeter.

Der Rundgang durch das einstige Krankenhaus wird zur Reise in die Geschichte und ist beinahe ein kleines Abenteuer. Wir steigen eine Leiter hinauf, krabbeln durch eine Luke in der Decke, landen auf Balken, kriechen über den Boden und stehen schließlich auf einer Zwischendecke: „Hier endete einst der große Salon des Hauses“, berichtet Caterin Schmidt. Auch hier ist die einstige Bemalung wie der Stuck an den Decken, das Ende der Rundbögen der Meter hohen Fenster noch gut zu erkennen.

Im ehemaligen Billard-Zimmer, einst Schlafraum für etliche Patienten, ist der wischfeste Fußboden stellenweise entfernt, darunter kommt ein gut erhaltenes Parkett zum Vorschein. Abschließend folgt der Gang auf den Dachboden. Der Dachstuhl weist eine interessante Struktur auf, jeder Balken ist besonders gekennzeichnet. Wohl kilometerweise wurde hier das Holz verbaut. Auch so mancher Mitarbeiter und Handwerker hat sich hier über die Jahrzehnte verewigt, so wie der Malerlehrling Ahrend im Jahr 1926.

Noch ist es zu früh zu sagen, was mit dem Schloss einmal passieren soll. Dafür ist der Förderverein „Freunde und Förderer des Schlosses Neindorf“ einfach zu jung, wurde er doch gerade erst vor wenigen Wochen gegründet. „Das Gebäude steht leer und harrt seiner Bestimmung“ heißt in einem Flyer, der mit Vereinsgründung entworfen wurde.

Zeitzeugen werden gesucht, ehemalige Mitarbeiter, die vielleicht aus früheren Jahren das Schloss in seinen alten Strukturen noch kennen. Schlummern in alten Kisten und Kartons möglicherweise noch Fotos, die Aufschluss darüber geben könnten, wie es Innern aussah? Wo sind die zahlreichen Möbelstücke abgeblieben? „Wir sind über jeden Hinweis, aber natürlich auch über neue Mitglieder und Spenden glücklich“, macht Schmidtpeter deutlich.

Kontakt zum Förderverein „Freunde und Förderer Schloss Neindorf“ über 03949/93 54 21 oder christoph.schmidtpeter@helios-klinike.de