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Demonstration Polizei sichert ganz Oschersleben

150 Polizeibeamte waren am Sonnabend in Oschersleben im Einsatz. Die Partei „Die Rechte“ hatte einen Aufmarsch durch die Stadt veranstaltet.

Von René Döring 07.12.2015, 00:01

Oschersleben l Am Ende gehörten acht Anzeigen wegen Volksverhetzung, Landfriedensbruch und ähnlichen Delikten zur Bilanz eines Aufmarsches der Partei „Die Rechten“, an der am Sonnabend nach Polizeiangaben etwa 130 Partei-Anhänger teilgenommen hatten. „Sehr viele davon waren mit Bus oder Auto vor allem aus dem Harz, aus Magdeburg und aus dem Süden Sachsen-Anhalts angereist“, wie Frank Küssner als Pressesprecher der Polizeidirektion Magdeburg Nord mitteilt.

Getroffen hatten sich die Teilnehmer des angemeldeten Aufmarsches der Rechten zur Mittagsstunde auf dem Bahnhofsgelände. Auf dem sie schon bei ihrer Ankunft von reichlich Polizei im Empfang genommen wurden. Wie die Polizei ohnehin bereits seit dem Morgen in Oschersleben sehr präsent war. Und das sowohl mit Einsatzfahrzeugen auf den Straßen als auch an etlichen neuralgischen Punkten der Stadt. „Insgesamt waren am Sonnabend 150 Beamte in Oschersleben im Einsatz“, so Frank Küssner.

Viele dieser Polizisten haben den Aufmarsch-Trupp dann umringt, als der sich auf den Weg durch die Stadt begeben hat. Polizei war vorn, war hinten, war links und war rechts. So dass die Beamten Gesetzesverstöße der Marschierer hautnah mit ihren Ohren und Augen registriert und die besagten fünf Anzeigen wegen Volksverhetzung und anderen rechtsextremen Vergehen geschrieben haben. Und das sowohl während des Marsches als auch bei zwei Kungebungen, für die der Tross vor dem Bewos-Verwaltungsgebäude in der Wasserrenne und am Kreisverkehr-Boulevard-Eingang angehalten hatten.

„Um 15.15 Uhr waren alle wieder am Bahnhof angekommen, wo sich dann die Versammlung aufgelöst hat“, so der Polizei-Pressesprecher. Allerdings ist die Polizei noch bis in die Abendstunden in Oschersleben verstärkt präsent geblieben, weil befürchtet wurde, dass Aufmarschteilnehmer zu späterer Stunde beispielsweise auf dem Weihnachtsmarkt für Probleme sorgen.

Was dann auch passiert ist. „Etwa 15 Teilnehmer der zu diesem Zeitpunkt schon offiziell beendeten Versammlung haben den Weihnachtsmarkt gestört und Polizeibeamte mit Flaschen beworfen“, so Frank Küssner. Woraufhin die Polizisten die Identität der Täter feststellten, von denen einige dabei Widerstand leisteten. Mit dem Ergebnis, das gegen drei von ihnen wegen Landfriedensbruch und Widerstands gegen die Staatsgewalt ermittelt wird sowie einer davon in Gewahrsam genommen wurde und die Nacht bei der Polizei verbrachte.

Während die Teilnehmer der Gegenveranstaltung des Aufmarschs zu keiner Sekunde für Ärger gesorgt haben, wie Frank Küssner bestätigt. Diese Gegenveranstaltung hatte die Oschersleber „AG Willkommenskultur“ organisiert und auf den Parkplatz am Hackelberg zu einem „Fest für Toleranz und Demokratie“ eingeladen. Während die Polizei von gut 40 Teilnehmern spricht, sagt Mitorganisator Reiner Straubing, dass im Laufe der Veranstaltung weit mehr als 100 Besucher da waren. „Es waren ja schon mehr als 40 Leute die ganze Zeit über auf dem Veranstaltungsgelände. Und dann kamen immer wieder Frauen und Männer, die mit uns das Gespräch gesucht, sich Informationsmaterial geholt oder auch einfach nur ihre Solidarität mit uns und unserem Engagement für die Flüchtlinge bekundet haben“, so Straubing: „Es waren auch einige Flüchtlinge, beispielsweise aus Afghanistan da und sind mit anderen Besuchern ins Gespräch gekommen.“

Wer sich allerdings nicht hat sehen lassen, war Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer (parteilos), wie Organisations-Mitglied Ludwig Klamm in seiner Wortmeldung genauso enttäuscht feststellte wie die Tatsache, dass trotz persönlicher Einladungen auch keine offiziellen Vertreter der in Oschersleben aktiven demokratischen Parteien gekommen sind.

Was aber das Engagement der Organisatoren und Veranstaltungsteilnehmer keineswegs gelähmt hat. Ganz im Gegenteil. „Denn das hier ist unsere Stadt und die lassen wir uns von den Rechten nicht nehmen“, so Ludwig Klamm, der für das Demo- kratie-Toleranz-Fest unter anderem auch zwei Hip-Hopper eingeladen hatte, die nicht nur für Unterhaltung, sondern mit Blick auf die Flücht- linge im Hop-Hopp-Rhythmus unter anderem die Botschaft mitgebracht haben: „Kein Mensch ist illegal. Lasst uns die Welt ein bisschen besser machen.“