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Wettbewerb Klinik plant Raum der Stille

Die Helios-Bördeklinik in Neindorf soll noch in diesem Jahr einen Raum der Stille bekommen.

Von Sebastian Pötzsch 19.04.2016, 01:01

Neindorf l An dem in warmen Farben gehaltenen Entwurf der Zwölftklässler Marie Schwannecke, Maike Pilarczyk, Dominic Schrader, Tonio Malkowski und Julius Bittner fällt sofort das lange, im Halbkreis angelegte Möbel mit zwölf Sitzgelegenheiten auf. Die Wand gegenüber wurde als sogenannte Vorwandinstallation mit Lichtspiel gestaltet. Auch eine Skulptur sowie ein Rednerpult zieren das minimalistisch gestaltete Zimmer, das ohne Schnickschnack viel Freiraum bietet. Die Ideen, umgesetzt in einem Modell sowie einem Plakat, wurden von einer Jury zu den besten von insgesamt 14 Vorschlägen von Schülern des Oschersleber Gymnasiums gewählt. Mitglieder der Jury waren neben Helios-Mitarbeitern Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer (parteilos) sowie der Sozialministerialdirigent Reinhard Nehring aus Neindorf.

„Wir hatten überhaupt keine Ahnung, was ein Raum der Stille ist und haben deshalb erst einmal im Internet recherchiert“, gibt Julius Bittner, Mitglied der Gruppe des Sieger-entwurfs, zu. Erfahrungen auf dem Gebiet der Innenarchitektur wäre auch nicht vorhanden gewesen. „Das plastische Arbeiten war für uns völlig neu“, ergänzt Mitstreiterin Marie Schannecke. Vor allem die Ratschläge der Eltern sowie des Kunstlehrers Andreas Boldt hätten geholfen, das Projekt letztlich erfolgreich zu beenden. Eine weitere Schwierigkeit seien die Vorgaben der Klinikgeschäftsleitung gewesen. So wird der Raum der Stille künftig keine Fenster haben. Deshalb haben sich die Schüler die Lichtinstallation einfallen lassen. Auch die Größe von rund 35 Quadratmetern habe nach Kompromisslösungen verlangt. So seien die Schüler auf das Sitzmöbel im Halbrund gekommen.

Weitere Vorgaben waren ein unaufdringliches Rednerpult sowie eine Skulptur. „Da haben wir uns etwas ganz Besonderes einfallen lassen“, sagt Julius Bittner und zeigt auf eine sogenannte Möbius-Schleife, ein in sich gedrehtes geometrisches Objekt, das weder Anfang noch Ende sowie nur eine Kante und eine Fläche besitzt. „Damit wollen wir sagen, dass alles immer irgendwie weitergeht“, erklärt der Gymnasiast.

Viel sei diskutiert worden in der Gruppe. Bei der Wahl der Farben hätten allerdings die Damen die Oberhand gehabt. Vor allem das Bauen des Modells sei Fleißarbeit der männlichen Gruppenmitglieder gewesen.

„Menschen, die aufgrund von Krankheit Entspannung und neue Energie tanken wollen, oder Angehörige, die bei der Bewältigung von Trauer einen Ort der Ruhe suchen, wollen wir mit dem Raum der Stille die Möglichkeit geben, sich zurückzuziehen, in sich zu gehen oder zu beten“, erklärt Klinikgeschäftsführer und Jury-Mitglied Michael Lange.

Als Geber kreativer Impulse für die anspruchsvolle Gestaltung habe sich die Krankenhausleitung für das Gymnasium entschieden. „Schon bei der Vorstellung der Konzepte durch die Schüler haben wir tolle Ideen gesehen, die gezeigt haben, dass es sich lohnt, junge kreative Köpfe in unser Vorhaben einzubinden“, sagt der Direktor des Zentrums für Innere Medizin an der Bördeklinik, Steffen Rickes.

So sieht das auch Kunstlehrer Andreas Boldt: „Die geplante Umsetzung der besten Ideen war ein Anreiz und hat beeindruckende Ergebnisse hervorgebracht.“

Tatsächlich soll schon in Kürze ein Architekt den Siegerentwurf erhalten, um auf dessen Grundlage Details planen zu können. Noch in diesem Jahr könnte dann im Hauptgebäude der Bördeklinik der Raum der Stille fertiggestellt werden.