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Telegrafisten Glücklich über neues Fernrohr

Die Telegrafenstation Neuwegersleben besitzt ein neues Fernrohr. Es ist am ersten Öffnungstag des Jahres übergeben worden.

Von Marlies Müller 19.04.2016, 23:01

Neuwegersleben l Der erste Öffnungstag der Telegrafenstation in Neuwegersleben brachte den Mitgliedern der Interessengemeinschaft Optische Telegrafie nicht nur zahlreiche Besucher in die einstige Telegrafenstube der Nummer 18, sondern auch einen besonderen Höhepunkt. „Wir sind heute in der glücklichen Lage, ein neues Fernrohr in Gebrauch zu nehmen“, so Werner Neum von der Interessengemeinschaft, der zusammen mit seinen Mitstreitern Henning Fuchs und Susanne Hoffmann das kostbare Stück in die Halterung in Richtung Attrappe der ehemaligen Nummer 17 bei Oschersleben schob.

Seit Inbetriebnahme der rekonstruierten Station im Jahre 2001 schauten jede Menge Besucher durch ein hochwertiges Fernrohr, das damals als großzügige Spende von Zeiss Jena für die Nachstellung der Telegrafiermethode angefertigt wurde. Und weil beim Telegrafiervorgang jeweils die vorherige und nachfolgende Station gesichtet werden musste, gab es natürlich zwei der wertvollen Geräte. Weiterführende Recherchen und Ergebnisse über die militärische Nachrichtenübermittlung der Linie Berlin-Koblenz mit ihren 62 Stationen ergaben jedoch, dass diese Ausführung mit einer 25-fachen Vergrößerung den ursprünglich verwendeten Rohren nicht ganz entsprach.

Ein Zufall führte die Mitglieder der Interessengemeinschaft zu Thomas Heising, einem Astronomielehrer und Hobby-Astronom aus Oschersleben, der die Sachlage mit einem einzigen Satz in Bewegung setzte. „Baut das Ding doch selber“, so Thomas Heising, der die optischen Gläser besorgte und die Anleitung zur Erstellung einer Zeichnung in die Wege leitete.

Hier kam dann ein weiterer Oschersleber ins Spiel, denn Ralf Pomme fertigte besagte Zeichnung kostenlos an. Nun stellte sich die Frage: „Wer kann ein solches Gerät bauen?“, so Werner Neum, der eine dritte Person ins Spiel brachte. Telegrafenfreund der Nummer 16 in Ampfurth, Albrecht Hinze, hatte nämlich einen weiteren Tipp parat. Aus dem Trio wurde ein Quartett, denn Roland Lieske aus Magdeburg zeigte sich als Spezialist in Sachen Eigenbau von optischen Geräten und stellte das gute Stück her.

Das neue Fernrohr ermöglicht eine 60-fache Vergrößerung, so dass die Flügel der Attrappe bei Oschersleben jetzt weitaus deutlicher zu erkennen sind. Die Tischlerei der Matthias-Claudius-Stiftung Oschersleben rundete die Sache ab und fertigten einen Transportkoffer an.

Zu den ersten Spähern durch das neue Fernrohr gehörten neben Besuchern aus Magdeburg, Schöningen, Wolfenbüttel, Quedlinburg und Halle auch Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer sowie Am-Großen-Bruch-Bürgermeisterin Eva Stroka.

Doch das war nicht die einzige Überraschung, die Werner Neum für diesen Tag bereithielt. Summa summarum verfügt die Neuwegersleber Station mit dem neuen Fernrohr über drei Geräte dieser Art. Kurz entschlossen boten die Neuwegersleber Mitstreiter ein Fernrohr als Leihgabe für die Turmstube der Ampfurther Station Nummer 16 an.

Die Stationen in Neuwegersleben und Ampfurth sind am Sonntag, 24. April, in der Zeit von 14 bis 17 Uhr wieder geöffnet.