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Archiv 2700 Meter Regal für Akten

In 2700 Metern Regalen ist in Akten die Geschichte der Kreise Oschersleben und Wanzleben verstaut. Das Kreisarchiv ist in die Burg gezogen.

Von Yvonne Heyer 18.07.2018, 01:01

Oschersleben l Im Lesesaal des Kreisarchivs in der Oschersleber Burg stapeln sich aktuell noch immer die Umzugskartons. „Die Möbel sind noch nicht geliefert“ erklärt Sandra Luthe, Leiterin des Kreisarchivs die Situation. Vom Lesesaal ist ein Raum abgetrennt. Hier ist der Arbeitsplatz von Corinna Kriesel und Frank May. Ihre Arbeit als Stöbern in alten Akten zu bezeichnen, wäre wohl nicht exakt. Sichern, sie stöbern, aber dabei beantworten sie Nutzeranfragen und das kostet mit mitunter viel Zeit.

Viel Zeit brauchte es auch, mit dem Kreisarchiv in die Burg umzuziehen. Ein Jahr ist ins Land gegangen, um die Archivakten der ehemaligen Landkreise Oschersleben und Wanzleben, der Räte der Kreise, die 1952 gegründet wurden, oder Akten, die bis ins 18. und 19. Jahrhundert zurückreichen, aus den Standorten Triftstraße, Gymnasium (Bruchstraße) und Schermcker Winkel in der Burg sozusagen in einem Standort zu vereinen.

Bereits mit der Sanierung der Burg wurde bedacht, dass die neuen Zwischendecken besonders belastbar sein müssen, um tonnenschwere Archivregale tragen zu können. Immerhin bietet das neue Kreisarchiv mit rund 2700 Regalmetern den Akten Platz in drei Magazinräumen mit Rollregalen und einem zusätzlichen Archivraum. „Aber nicht nur der Statik wurde im neuen Kreisarchiv Rechnung getragen. Auch klimatisch bieten die Räume beste Bedingungen. So haben die Magazinräume keine Fenster, ist doch das Tageslicht der größte ‚Feind‘ der Akten“, erklärt Archivleiterin Sandra Luthe beim Rundgang durch die Räume. Dabei zeigt sie auf „Messstationen“. Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur werden angezeigt. Eine Lüftungsanlage arbeitet automatisch, um Temperatur und Luftfeuchtigkeit konstant zu halten. Sandra Luthe bezeichnet das neue Kreisarchiv in der Oschersleber Burg als Glückstreffer, die Räume seien einfach ideal.

Jede Akte habe ihre eigene Signatur, die in die sogenannten Findbücher eingetragen werden. Zudem wird der Inhalt jeder Akte mit einem Schlagwort im Computer gespeichert. „So finden wir die Akten wieder, wissen in welchem Regal wir suchen müssen“, meint Sandra Luthe. Das Archiv ist für Privatpersonen wie auch für Ämter des Landkreises ein gefragtes „Objekt“. Es wird nach Bauunterlagen, die immerhin 30 Jahre aufgehoben werden müssen, geforscht, oder aus dem Bereich der Jugendhilfe zur DDR-Zeiten nach Adoptionsunterlagen, vor allem Landwirte betreiben historische Forschungen. Ausreisen sind ein Thema aus der DDR-Geschichte, für die Rente werden Nachforschungen in Lohnunterlagen betrieben. Schul- und Facharbeiterzeugnisse werden im Archiv „aufgestöbert“ oder die Ortschronisten suchen in den Unterlagen der Gemeinden nach Zeitzeugen. „Die Nutzung des Archivs ist kostenlos, zu bezahlen sind lediglich Kopien oder schriftliche Anfragen, die von den Mitarbeitern beantwortet werden“, so Archivleiterin Sandra Luthe.

Sie ist überzeugt, dass die zu archivierenden Aktenberge auch in Zukunft nicht kleiner werden, im Gegenteil. Alles werde schriftlich festgehalten, Kopien gemacht. Für die digitale Zukunft eines Archivs würden heute zum einen die technischen Voraussetzungen fehlen, zum anderen habe nun mal nur eine Papierakte vor Gericht bestand. Ziel einer Archivierung sei schlussendlich der Erhalt einer rechtssicheren Akte.

Im Kreisarchiv in der Oschersleber Burg beginnt nach dem Umzug nun die eigentliche, die inhaltliche Arbeit. „Wir beginnen, uns die Akten zu erschließen, ist die Zeit gekommen, zu recherchieren“, so Sandra Luthe, die auch für die Archive in Haldensleben und Wolmirstedt verantwortlich ist. Und in Sachen Wolmirstedt steht womöglich ein weiterer Umzug ins Haus. Für das Archiv müsse ein neuer Standort gefunden werden.