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Ausbildungsmesse Firmen werben für Lehre vor Ort

Auf der Oschersleber Ausbildungsmesse haben 32 Unternehmen ihre Ausbildungen präsentiert. Einige haben Nachwuchsprobleme.

Von Susann Gebbert 04.03.2017, 00:01

Oschersleben l Wer schweigt, verliert. Um die Jugendlichen an ihre Stände zu locken, mussten sich die Aussteller auf der zweiten Oschersleber Ausbildungsmesse einiges einfallen lassen. Die Azubis am Stand vom Armaturenwerk Hötensleben versuchten es mit einem Wettbewerb. „Hey, wie schnell schaffst du es, eine Flanschverbindung zu montieren?“, rief Moritz Hänsch, Industriekaufmann im dritten Lehrjahr, den vorbeiziehenden Schülern zu. Der Plan funktionierte, die Jugendlichen fühlten sich herausgefordert. Der Rekord beim Montieren des Verbindungsteils lag übrigens bei 26 Sekunden.

Silva Liebe und Svenja Schumacher von der Sparkasse griffen sich einfach Schüler aus der Menge und erklärten ihnen, dass Bankkaufleute schon im ersten Lehrjahr Kunden am Schalter betreuen. Sebastian Foitzik vom Unternehmen „Metaneo“ sagte über die teils schüchternen Besucher am Vormittag: „Von alleine kommt kaum einer an den Stand, wir müssen sie ansprechen.“

32 Firmen stellten auf der Messe ihre Ausbildungsangebote vor. Unter anderem auch die Post, die Stadtverwaltung, Agrarfrost und Schubert Motors. Vormittags schoben sich die neunten und elften Klassen durch die Gänge. Also die Schüler, die im nächsten Jahr die Schule beenden. Am Nachmittag war die Messe, die die Stadt Oschersleben organisierte, für alle Interessenten geöffnet. Der Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Mathias Steffen, sagte: „Viele Jugendliche kennen die Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort gar nicht. Das wollen wir ändern.“ Die Stadt selbst bietet jedes Jahr ein bis zwei Ausbildungsplätze zu Verwaltungsfachangestellten an.

Die Bundesagentur für Arbeit in Oschersleben teilte aus Anlass der Messe mit, dass sich zur Zeit 170 Jugendliche um eine Ausbildungsstelle bemühen. 300 weitere sind so genannte „Ratsuchende“, die noch nicht genau wissen, was sie nach der Schule beginnen wollen. Laut Agentur ist die Zahl der Ausbildungssuchenden und die der freien Plätze „deckungsgleich“. Das Problem: Angebot und Nachfrage würden nicht immer zueinander passen, sich besonders für Handwerksberufe wenige Jugendliche interessieren.

Die Erfahrung hat auch Schornsteinfegermeister Sven Reichwein gemacht: „Wenn die Schüler sehen, dass unser Job viel mit körperlicher Arbeit zu tun hat, klingt das Interesse oftmals ab.“ Er ist trotzdem guter Dinge, dass er für das nächste Jahr einen Lehrling findet. Aber leicht wird es nicht, ahnt er. So sieht es auch Sebastian Foitzik von „Metaneo“, der einen Ausbildungsplatz zum Zerspanungsmechaniker zu vergeben hat. Auch er macht sich Sorgen um den Nachwuchs: „Viele wollen eher einen Beruf, bei dem sie sich nicht die Hände schmutzig machen.“