Baustelle Verzug sorgt für Ärger

Ärger in Kroppenstedt: Seit Wochen liegt hier eine Straßenbaustelle lahm, weil Leerrohre für das schnelle Internet noch nicht verlegt sind.

Von Sebastian Pötzsch 20.09.2018, 01:01

Kroppenstedt l In der Straße Am Bahnhof in Kroppenstedt herrscht gähnende Leere. Nicht unnormal, wäre die Trasse nicht eine Baustelle. Denn seit Juni 2018 wird die Straße grundhaft ausgebaut, also neue Leitungen verlegt und der Untergrund aufbereitet. Nun soll die Straße eine neue Decke erhalten sowie die Fußwege gepflastert und neue Lampen aufgestellt werden. Doch seit dem 31. August schon passiert hier nichts mehr.

Nicht die ausführende Straßenbaufirma macht Joachim Willamowski für die Verzögerungen verantwortlich, sondern ein Unternehmen für Tief- und Kabelbau aus dem niedersächsischen Soltau. Laut Kroppenstedts Bürgermeister hat dieses nämlich den Zuschlag für die Verlegung von Leerohren für das künftige Breitbandnetz im Ort erhalten. In diese können später die Glasfaserkabel verlegt werden, damit die Einwohner ultraschnell im Internet surfen können.

„Bereits Anfang August hat die Firma den Zuschlag erhalten, und zwar aus den Händen von Holger Haupt von der Arbeitsgemeinschaft ‚Breitband‘ des Landkreises Börde“, erklärt der Rathauschef. Noch im selben Monat hätten die Verlegungsarbeiten beginnen sollen, damit die Straße noch in diesem Jahr hätte fertiggestellt werden können. Doch diesen Termin sieht Willamowski nun in Gefahr.

„Die Straßenbaufirma hat ihren Teil bereits erledigt und die Straße soweit fertig, nur die Pflasterarbeiten, der Bord sowie die Bürgersteige fehlen noch. Doch diesen Part schon zu beginnen, bevor die Leerrohre verlegt sind, macht überhaupt keinen Sinn. Man müsste ja dann die neue Straße wieder aufreißen“, ärgert sich der Bürgermeister. Mehrmals habe er den Versuch unternommen, Kontakt mit dem Geschäftsführer der Kabelbaufirma herzustellen. „Doch wir sind an den überhaupt nicht herangekommen“, erzählt Willamowski weiter.

Dann sei der Geschäftsführer zwar erreichbar gewesen. Doch dieser habe zunächst angegeben, im Moment keine Leerrohre vorrätig zu haben. Später habe er erklärt, noch keinen Auftrag von der Verbandsgemeindeverwaltung erhalten zu haben. „Doch das ist absoluter Quatsch“, versichert Kroppenstedts Rathauschef und fügt hinzu: „Die Krönung ist nun, dass der Herr aus Soltau plötzlich 30 Prozent mehr für seine Leistung haben will als in seinem Angebot während der Ausschreibungsphase.“

„So lange wie ich jetzt schon Bürgermeister bin, habe ich so etwas noch nicht erlebt“, macht Willamowski seinem Ärger Luft. Denn nun scheinen sich die Probleme zu häufen: Dass die Straße Am Bahnhof nicht pünktlich fertig wird, nervt auch die Anlieger, die zwar Zugang zu ihren Grundstücken haben, doch ihre Autos müssen sie an einem anderen Ort parken.

Zudem habe die Straßenbaufirma auch noch eine Baubehinderungsanzeige an die Verbandsgemeinde gestellt. „Im Extremfall könnte die Baufirma sagen, dass sie wegen der zu erwartenden Terminüberschneidung einen Auftrag auf einer anderen Baustelle nicht beginnen kann und so eventuell Schadensersatzansprüche stellt“, erklärt der Bürgermeister.

Inzwischen habe die Straßenbaufirma angeboten, die Leerrohre selbst zu verlegen, um den Rückstand auf der Baustelle wieder wettzumachen. Doch das habe die Kabelbaufirma abgelehnt. „Die Leute fragen sich doch, was hier passiert, oder was eben nicht passiert“, schimpft Willamowski.

Auf Volksstimme-Nachfrage sagt Stefan Lüders, Geschäftsführer der niedersächsischen Kabelbaufirma, dass neuerdings geforderte Rohre nicht Grundlage der Ausschreibung gewesen seien. Der Gesetzgeber schreibe aber für in Förderprojekten zu verlegende Systeme ganz bestimmte Sorten vor. Diese andersartigen Verbände müssten jetzt bestellt werden, seien aber teurer.

Dies sei auch der Grund für die Kostensteigerung. „Kommt aus der Verwaltung das Okay, können wir schnell mit dem Verlegen der neuen Rohrverbände beginnen,“ sagte Lüders. Zudem seien andere Orte im Bereich der Arge „Breitband“ des Landkreises vorgezogen worden. „Auch für diese Bereiche haben wir den Zuschlag bekommen. Wir fangen also eigentlich ganz woanders an“, sagte der Geschäftsführer.