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Behinderung Hund als Helfer und Begleiter

Klein Oschersleber Förderschüler haben Besuch von Assistenzhündin Rica bekommen. Sie hat eine besondere Aufgabe.

Von Sebastian Pötzsch 23.02.2019, 00:01

Klein Oschersleben l Rund 15 Schüler sitzen im Halbkreis in einem Klassenraum der Förderschule in Klein Oschersleben. Die Mädchen und Jungen lauschen ganz gespannt, was Christina Jacobs über ihre Arbeit mit Hunden zu erzählen hat. Dabei huscht hin und wieder ein Lächeln über die Gesichter der Siebentklässler. Sie haben die eineinhalbjährige Labradorhündin Rica schon in ihre Herzen geschlossen.

„Rica ist eine Assistenzhündin, genauer gesagt eine Rollstuhlbegleithündin. Sie wird ab dem Sommer ihr zukünftiges Frauchen im alltäglichen Leben unterstützen“, erzählt Christina Jacobs. Doch bis es soweit ist, müsse Rica noch viel trainieren. Dafür gebe es die Akademie für Assistenzhunde. Hier bildet die Hundekennerin mit ihren Kollegen nicht nur Assistenzhunde aus, sondern beispielsweise auch Epilepsiwarnhunde, Autismushunde oder Schlaganfallwarnhunde, also vierbeinige Alltagsbegleiter für Menschen mit Einschränkungen. „Die Vierbeiner übernehmen dabei Aufgaben, die seinem Halter schwer fallen oder gar ohne Hilfe nicht möglich wären“, erzählt die Ausbilderin.

Und was die junge Labradorin Rica jetzt schon kann, darüber staunen die Schüler nicht schlecht. So darf sich beispielsweise Jonas Hübenthal als erster der Siebentklässler zunächst in einen Rollstuhl setzen. Nach einem kurzen Befehl ihrer Ausbilderin schnappt sich Rica ganz vorsichtig einen Strumpf von Jonas. Nach zwei drei Zügen schon zieht sie dem Schüler erst den einen Strumpf aus, dann den anderen.

Doch Rica kann noch viel mehr. So soll sie später ihr Frauchen im Rollstuhl beim Queren von Straßen helfen. Nach dem Befehl „voran“ kann sie zwischen parkenden Autos auf die Straße gehen und dann dem Rollstuhlfahrer ein Zeichen geben, wenn die Straße frei ist. Auch bei Angststarre ist Rica einsetzbar. So kann sie den Zustand selbst erkennen und stuppst sofort mit ihrer weichen Schnauze ins Gesicht einer Schülerin, die einen Rollstuhlfahrer in Angststarre mimt.

Auch selbstständig Medikamente etwa aus dem Badezimmer holen muss ein Assistenzhund können, erklärt Ausbilderin Christine Jacobs weiter. Auch Schmusen, Trösten und Wärmen gehöre zu den Aufgabenbereichen dieser besonderen Vierbeiner, die so wichtig für die betroffenen Menschen seien.

Deshalb besitzen Rollstuhlbegleithunde auch besondere Zugangsrechte, wo andere Hunde draußen bleiben müssen. Ausgerüstet mit der Kenndecke, einer Art Lätzchen in Schulterhöhe, darf ein Assistenzhund das Herrchen sogar in Lebensmittelgeschäfte oder Arztpraxen begleiten. „Dabei ist zu beachten, die Hunde bei ihrer Arbeit nicht zu stören, so süß und knuddelig sie auch sein mögen“, betont die Ausbilderin und ergänzt: „Ein Anzischeln oder Rufen oder nur einmal streicheln kann für das Herrchen oder das Frauen schlimme Folgen haben.“

Nach gut einer Stunde ist der Unterricht so gut wie vorbei und die Schüler zeigen sich begeistert. Auch Jonas Hübenthal. Der 13-Jährige kennt sich etwas aus mit Tieren, wie er sagt. „Ich hatte mal zwei Katzen, aber keinen Hund. Jetzt habe ich mehr Verständnis für Menschen im Rollstuhl“, erzählt der Schüler.