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Berufswahl Begleiterin in die Arbeitswelt

Für einige ist die Schullaufbahn zu Ende. Den Schülern der Förderschule in Klein-Oschersleben wird bei der Berufswahl geholfen.

Von Susann Gebbert 01.07.2017, 01:01

Klein Oschersleben l Samantha will Kinderpflegerin werden, Michael LKW-Fahrer und Sarah Verkäuferin in einem Supermarkt. Die drei Jugendlichen besuchen die 9. Klasse der Förderschule in Klein Oschersleben und wissen schon genau, was sie werden wollen.

Einen Anteil daran hat nicht zuletzt Dana Schröder. Die 38-Jährige ist Berufseinstiegsbegleiterin. Die studierte Sozialpädagogin arbeitet für einen Bildungsträger und hat ihr Büro in der Schule. Ihre Aufgabe ist es, ausgewählte Jugendliche bei ihrem Start in die Arbeitswelt zu unterstützen. „Die Berufseinstiegsbegleitung richtet sich an Schüler, die eine besondere Unterstützung bedürfen, um eine Berufsausbildung zu beginnen und erfolgreich zu absolvieren“, heißt es von der Agentur für Arbeit, die das Projekt mitfinanziert. Oft fehlt den Schülern Unterstützung aus dem Elternhaus, so Dana Schröder.

Sie beginnt mit ihrer Arbeit in der 8. Klasse und beendet ihr Engagement sechs Monate nach Ausbildungsbeginn. Jedes Jahr nimmt Dana Schröder zwölf neue Schüler in ihr Programm auf. Nach einer Potenzialanalyse und Gesprächen mit den Klassenlehrern entscheidet sie, wen sie beim Berufseinstieg betreut. Dabei geht es darum herauszufinden, ob ein Schüler reelle Chancen auf einen betrieblichen oder schulischen Ausbildungsplatz hat. Hat jemand ein gutes Potenzial, jedoch keine große Hilfe von zu Hause, hilft Dana Schröder.

Zunächst prüft sie, ob die Schüler schon einen Berufswunsch haben. So schaut sie sich auch die Noten an, beantragt gegebenenfalls Nachhilfeunterricht und bespricht mit den Schülern, dass zum Beispiel der Berufswunsch Tierarzt nicht realisierbar ist. Hat ein Jugendlicher keine Idee, spricht sie mit ihm über Stärken und Schwächen, um so ein Berufsziel zu erarbeiten. Laut Dana Schröder haben aber etwa 80 Prozent der Schüler schon genaue Vorstellungen, was sie werden wollen.

Das liegt auch daran, dass das Thema Berufswahl schon ab der vierten Klasse an der Förderschule auf dem Lehrplan steht. Die Kinder lernen früh, welche Berufe es gibt, schauen sich Unternehmen an, fahren zu Berufsmessen und sind im Rahmen kleiner Arbeitseinsätze schon praktisch in verschiedenen Bereichen tätig. Außerdem gibt es eine Holzwerksatt, eine Gärtnerei und eine Schülerfirma auf dem Schulhof.

Samantha Bihs hat schon mehrmals in die Arbeit einer Erzieherin hineingeschnuppert, auch Praktika in den Ferien absolviert. Die 15-Jährige möchte Kinderpflegerin werden. Dana Schröder übt mit ihr, sich selbst zu präsentieren, vor anderen zu sprechen. „Kommunikation ist in dem Beruf wichtig“, sagt sie.

Bei Michael Thiele lag die Aufgabe der Berufseinstiegsbegleiterin darin, ihn für einen anderen als seinen Traumberuf zu begeistern. Der 15-Jährige will unbedingt Berufskraftfahrer werden, darf aber unter 18 Jahren noch nicht ans Steuer. Nun wird Michael zunächst eine Ausbildung zur Lagerfachkraft beginnen. Aber nur, um die Zeit bis zum 18. Geburtstag zu überbrücken, dann will er genau wie sein Papa Brummis fahren.

Sarah Schulz sieht sich als Verkäuferin in einem Supermarkt. Dass sie nicht Tierpflegerin werden will, wurde ihr nach einem Praktikum im Wiesenpark klar. Das gefiel ihr nicht so gut wie erwartet, erzählt Sarah. Dana Schröder wird den Schülern beim Suchen nach freien Ausbildungsplätzen helfen und mit ihnen an den Bewerbungsunterlagen feilen.

Silke Heick leitet die Schule in Klein Oschersleben. „Am Ende der Schulzeit erhält jeder Schüler einen USB-Stick mit seinem Lebenslauf und einem Anschreiben, das sie für spätere Bewerbungen nutzen können“, sagt sie. Sie findet es wichtig, die Schüler darauf vorzubereiten, dass im Berufsleben „ein anderer Wind weht“. Das fängt für sie damit an, dass die Schüler sich daran halten, erst einmal „Guten Morgen“ zu sagen und die Tür nicht zuschmeißen.

Die Schullaufbahn endet für die Schüler an der Förderschule mit der neunten Klasse und ohne einen Abschluss. Einige von ihnen gehen dann an die Sekundarschule V oder die Berufsschule in Oschersleben, um einen Hauptschulabschluss zu machen. Danach erfolgt der Start in die Ausbildung. „Und das hat bisher immer geklappt“, sagt Dana Schröder.