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Bestandsanalyse Friedhöfe unter der Lupe

Über Monate hat sich eine Arbeitsgruppe mit den Friedhöfen der Stadt Oschersleben beschäftigt. Großes Ziel: Kostenanalyse und Kosten sparen.

Von Yvonne Heyer 18.01.2017, 00:01

Oschersleben l Alle drei Jahre muss die Friedhofssatzung hinsichtlich der Gebühren überarbeitet werden. Als im Jahr 2014 der Stadtrat die Satzung änderte, war eine beträchtliche Erhöhung der Nutzungsgebühr für die Trauerhallen die Folge. Der Aufschrei war so groß, dass die Satzung schließlich wieder auf die Tagesordnung kam, Ende Oktober 2015 erneut geändert und die Gebührenerhöhung wieder zurückgenommen wurde. Was wiederum zu einer stärkeren Belastung des städtischen Haushaltes führte. Bereits damals kündigte Bürgermeister Benjamin Kanngießer (parteilos) an, dass ein Konzept erarbeitet werden sollte, in dem die Situation der Friedhöfe einschließlich der Trauerhallen mit dem Ziel erfasst werde, Kosten zu sparen. „Dazu holen wir uns auch externe Berater wie Bestattungsunternehmer an die Seite“, so der Bürgermeister im Oktober 2015.

Die Bildung der Arbeitsgruppe „Friedhöfe“ war das Ergebnis. Neben Steffen Czerwienski, Fachbereichsleiter Bauen und Umwelt, und Astrid Häbecke, Sachgebietsleiterin Friedhofswesen, von der Stadtverwaltung wirken Vertreter der Stadtratsfraktionen sowie Walter Klinzmann als Bestatter und Steinmetz René Voß in der Arbeitsgruppe mit. Die Ortsbürgermeister wurden ebenso einbezogen. An jedes Ortschaftsratsmitglied wurden zudem Fragebogen verschickt. „Schließlich kennen die Räte vor Ort die Friedhöfe am besten“, erklären Astrid Häbecke und Steffen Czerwienski im Volksstimme-Gespräch, in welchem sie auch die ersten Ergebnisse der Arbeitsgruppe in einer Broschüre präsentieren.

Die Friedhöfe der Stadt und ihrer Ortsteile würden als flächenmäßig zu groß eingeschätzt. Deshalb wurden die Ortsräte gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, die Fläche des Friedhofes in ihrem Heimatortes zu reduzieren.

Eine weitere Frage bezog sich auf die insgesamt elf verschiedenen angebotenen Grabarten und ob diese ausreichend seien. Auch der Baumbestand, der Zustand der Wege, die Ausstattung der Friedhöfe hinsichtlich der Abfallstellen, Wasserstellen und Geräteständer einschließlich der erforderlichen Gerätschaften sowie eine kostengünstigere Abfallentsorgung, der Pflegeaufwand und der Gesamteindruck wurden mit einem Fragenkatalog bei den Ortschaftsräten hinterfragt. „Und natürlich standen auch die Trauerhallen, die in Größe, Kapazität, Zustand und Ausstattung sehr unterschiedlich sind, auf den Fragebögen zur Debatte. Mal abgesehen davon, dass wir uns für den Rücklauf der Fragen eine bessere Resonanz gewünscht hätten, konnten wir viele Informationen aus den Ortschaftsräten für unser Arbeitspapier verarbeiten. Schlussendlich habe sich die Arbeitsgruppe aber entschieden, alle Friedhöfe selbst in Augenschein zu nehmen, sich ein eigenes Bild zu machen. Um schließlich auch die Frage beantworten zu können: Was kostet uns jeder Friedhof?“, berichten Astrid Häbecke und Steffen Czerwienski.

Die Bestandsanalyse ergab, dass die Stadt mit samt der Ortsteile 16 Friedhöfe zu bewirtschaften hat. Über den größten verfügt die Kernstadt mit einer Gesamtfläche von zehn Hektar. Hier befinden sich ca. 3800 Grabstellen. Der kleinste Friedhof ist in Emmeringen mit 1000 Quadratmetern und 17 Gräbern zu finden.

Die Problematik Trauerhallen wurde von der Arbeitsgruppe besonders betracht. „Mal abgesehen davon, dass die Friedhöfe in Peseckendorf, Neubau, Günthersdorf und Emmeringen über keine Hallen verfügen, musste die Arbeitsgruppe bei ihren Besuchen vor Ort feststellen, dass es unmöglich ist, einen einheitlichen Standard für die Trauerhallen anzustreben. Zu unterschiedlich sind die Gebäude in Bauweise und Ausstattung“, macht Steffen Czerwienski deutlich.

Nicht nur angesichts einer geänderten Bestattungskultur, bestünde für einige Friedhöfe, vor allem für die größeren, die Option, diese zu verkleinern, Flächen zu schließen, hier nicht mehr zu bestatten.

Schlussendlich hat die Arbeitsgruppe ein Papier, ja eine Broschüre, erarbeitet, die eine breite Übersicht über die verschiedenen Friedhöfe gibt. Astrid Häbecke und Steffen Czerwienski, die sich vorstellen können, dass dieses „strategische Papier“ Bestandteil des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes sein könnte, berichten über die Ergebnisse der Arbeitsgruppe: „Es wird vorgeschlagen, künftig anonyme Bestattungen nur noch auf dem Friedhof der Kernstadt vorzunehmen. Die in den Ortsteilen vorhanden ‚Grünen Wiesen‘ sollen in halbanonyme Gräberfelder umgewandelt werden. Das bedeutet, dass möglicherweise an einer Stele die Namen der hier bestatteten aufgelistet werden.“

Zudem solle das Papier Empfehlungen zur Schließung von Gräberfeldern und Friedhofsteilen in einigen Ortschaften geben. Flächenreduzierung bedeute zugleich, Kosten zu senken.

Im Ergebnis der Arbeit der Arbeitsgruppe hat das zuständige Fachamt der Stadtverwaltung zudem einen Flyer erarbeitet. Darin können die Bürger unter anderem nachlesen, welche Grabarten es gibt, wie lange ein Nutzungsrecht läuft.

Noch in diesem Jahr solle zudem das Abfallsystem auf dem Oschersleber Friedhof durch neue Gitterboxen geändert werden. Derzeit gäbe es auf dem Friedhof etwa 20 Abfallstellen.

Den Stadträten werde das Papier der Arbeitsgruppe „Friedhöfe“ als Diskussionsgrundlage zur Verfügung gestellt.