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Betrug Wenn Polizisten Geld fordern

Seit Jahren kommt es immer wieder zu Anrufen von falschen Polizisten in Wanzleben und Oschersleben (Landkreis Börde).

09.09.2020, 23:01

Oschersleben/Wanzleben l Immer wieder werden Menschen in der Region Opfer von sogenannten Trickbetrügern. Mit einer dreisten, aber zum Teil sehr erfolgreichen Masche ergaunern die meist unbekannten Täter horrende Geldsummen oder spähen künftige Einbruchsobjekte und Opfer aus. Meist reicht dafür ein kurzer Telefonanruf.

Ein solcher Spähversuch hat sich vor kurzem in Wanzleben ereignet. Das berichtet eine Nutzerin der Facebook-Gruppe „Die Wanzlebener“. Am Abend des 5. Septembers hatte ein Unbekannter bei ihrer Oma angerufen. „Am Telefon war das Kommissariat Wanzleben“, so die Frau weiter über dien angebliche Identität des Anrufers. Ihre Oma sei am Telefon befragt worden, ob sie Schmuck oder Bargeld zu Hause habe, auch wo sie wohne habe der Anrufer gewusst. Der Unbekannte am Telefon habe ihr dann auch noch geraten, immer Fenster und Türen geschlossen zu halten. Am Ende ihres Postings warnt die Facebook-Nutzerin alle anderen Mitglieder der Gruppe mit der Bitte, jeden darüber zu informieren.

Das solche Anrufe auch mal zum Erfolg führen, zeigen Beispiele aus der Region: Am 10. Januar 2020 ereignete sich ein ähnlicher Fall in Oschersleben. Hier hatte ein angeblicher Polizist eine 80-jährige Frau hinters Licht geführt. Demnach gab der falsche Polizist am Telefon an, dass es ausländische Personen auf ihr Konto und ihre Ersparnisse abgesehen hätten. Da das Geld auf der Bank nicht mehr sicher sei, wolle er es bei der Seniorin abholen und in Verwahrung nehmen, so der Anrufer. Dass der Betrug missglückte, verdankte die Dame letztendlich der Mitarbeiterin ihrer Bank. Diese war stutzig geworden, weil die Dame 10 000 Euro auf einmal abheben wollte. Besonders dreist: Der oder die Betrüger hatten ihrem Betrugsopfer sogar ein Taxi bestellt. Ein anderer Fall in Wanzleben glückte wiederum. Im September 2018 hatte sich ein Betrüger am Telefon als Beamter des Landeskriminalamtes Berlin vorgestellt. Die zunächst stutzig gewordene Frau beendete das Gespräch, weil auf ihrem Telefondisplay keine Nummer erschienen war. Ihr Argwohn verflog jedoch bereits mit dem nächsten Anruf, als der Betrüger dieses Mal mit einer Berliner Nummer anrief.

Nun wurde der Wanzleberin der Grund des Anrufes mitgeteilt: Rumänische Täter, so sagte die Stimme am Telefon, hätten das Konto der Frau angegriffen. Sie würden auch mit Bankangestellten zusammenarbeiten, weshalb die Frau sich diesen gegenüber auf keinen Fall äußern solle. Um zu prüfen, ob sich das Falschgeld auf dem Konto der 66-Jährigen befinde, müsse diese den Beamten kurzzeitig 20 000 Euro bereitstellen. Das Ganze geschehe auf Anweisung der Staatsanwaltschaft. Nach mehreren Anrufen von verschiedenen falschen LKA-Beamten, welche wiederholt auf die Schweigepflicht hinwiesen, erschien tatsächlich ein Mann an der Wohnung der Frau, um das abgehobene Geld zu überprüfen. Die mehrere Tausend Euro sah die 66-Jährige nie wieder, ebenso wenig den Täter.

Laut Polizei sind solche Vorfälle nicht mal so selten. Die Betrüger würden dabei auf die unterschiedlichsten Maschen setzen. Das fange mit Gewinnversprechen bei Lotterien im Ausland an. Hier sollen die Opfer aber erst die fällige Steuer an die Betrüger entrichten. Eine andere Masche der Betrüger setzt auf die mutmaßlich persönliche Übergabe des Geldes. Damit das Transportunternehmen das Geld überbringen kann, muss jedoch zuvor die Transportgebühr im Vorfeld entrichtet werden. Auch der Betrug mit den falschen Polizisten oder Staatsanwälten hat in den vergangenen Jahren zugenommen.

Doch wie kann man solche Betrügereien erkennen, beziehungsweise vermeiden? Der wichtigste Punkt zuerst: Wie im aktuellen Fall erkundigt sich die Polizei nie nach Sachwerten oder Geld in der Wohnung.

Auch Anweisungen zu finanziellen Transaktionen werden durch die Polizei nicht gegeben. Sollte es doch zu so einem Anruf kommen, solle man den Anrufer abwimmeln und den Notruf 110 wählen und das Geschehene schildern. Im aktuellen Fall wurde laut Polizeisprecher Sebastian Richter sofort Anzeige erstattet. „Das ist wichtig, um die entsprechenden Ermittlungen aufnehmen zu können.“ Laut Richter ist 2020 nur ein weiterer Fall im Landkreis Börde bekannt geworden.

Er weist auch daraufhin, dass das Polizeirevier Börde eine persönliche Beratung durch die zuständigen Regionalbereichsbeamten durchführt. „Dieses Angebot richtet sich vor allem an unsere älteren Mitbürger“, so der Polizeisprecher.