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Börde Klein Oschersleben: Das Erreichte bewahren

Wie ist es um Oscherslebens Ortsteile bestellt? Was haben sie für Pläne? Wie wollen sie 2030 aussehen?

Von André Ziegenmeyer 25.01.2021, 00:01

Klein Oschersleben l Darum geht es beim Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK), das in Arbeit ist. In einer Serie spricht die Volksstimme mit den Ortsbürgermeistern über deren Wünsche. Heute: Jörg Gildemeister aus Klein Oschersleben.Die Zeit nach der Wende war auch für Klein Oschersleben nicht leicht. Betriebe mussten schließen, Geschäfte im Ort ebenfalls. Trotzdem hat der Ort laut Jörg Gildemeister (FUWG) einen guten Weg genommen. Das habe viel Energie und Wagemut gefordert. „Der Gemeinderat hat damals viele Entscheidungen getroffen, die sich als weitsichtig erwiesen haben“, führt der Ortsbürgermeister aus.

Unter anderem habe die Gemeinde den kommunalen Wohnungsbestand veräußert. Sonst hätte man ihn mithilfe von Krediten umfangreich sanieren müssen, erklärt Jörg Gildemeister. Stattdessen habe man viel Geld in die Infrastruktur gesteckt, wobei auch Fördermittel genutzt wurden. Allein in den Bau des zentralen Wasser- und Abwassersystems seien damals mehrere Millionen Mark investiert worden. Hinzu kamen Gas-, Strom- und Telefonleitungen sowie der Ausbau der Straßen.

„Wir haben heute eine relativ gute Infrastruktur. Das haben wir selbst ermöglicht und finanziert. Darauf sind wir stolz“, hält Jörg Gildemeister fest. Teilweise habe man direkt mit angepackt. So sei der Gemeindesaal mit viel Eigenleistung seitens der Bevölkerung saniert worden. Der Erhalt solcher Einrichtungen sei dem Gemeinderat sehr wichtig gewesen.

Nicht zuletzt habe man drei kleinere Wohngebiete erschlossen. Auch heute lege man weiter großen Wert darauf, junge Menschen und Familien in den Ort zu holen und sie dort zu halten. Das sei wichtig, damit Klein Oschersleben lebendig bleibt, so Jörg Gildemeister: „Wir wollen eine Atmosphäre, in der man gerne lebt.“ Große Probleme mit Leerstand gebe es im Unterschied zu anderen Orten nicht. Im Gegenteil: Derzeit würden in Klein Oschersleben gerade einmal drei Häuser auf neue Bewohner warten. Der Ortschaftsrat unterstütze private Eigentümer bei ihren Bemühungen, wenn sie einen Käufer oder Mieter suchen.

Auch die Zahl der Arbeitslosen sei sehr gering. Zum einen gebe es Betriebe wie die Putenmastanlage, die landwirtschaftliche Betriebsgemeinschaft und das Unternehmen Verschoor. Hinzu kämen verschiedene Handwerksbetriebe. Zum anderen profitiere Klein Oschersleben von seiner günstigen Verkehrsanbindung. Oschersleben und Wanzleben seien schnell zu erreichen - Magdeburg ebenfalls. „Wir gehören zwar nicht mehr zum eigentlichen Speckgürtel, aber wir sind 20 Kilometer von Magdeburg entfernt. Das ist heute keine Strecke mehr“, erläutert Jörg Gildemeister.

Was Klein Oschersleben fehle, sei zum Beispiel ein Laden im Ort - und zwar sowohl als Versorgungsmöglichkeit als auch als Kommunikationszentrum. Diesen Mangel versuche man durch das Vereinsleben auszugleichen. Beispiele seien unter anderem der Sportverein LSV 90 Klein Oschersleben mit seinen verschiedenen Abteilungen, die Feuerwehr nebst Förderverein, der Rassegeflügelzuchtverein, der Kleingartenverein, die Interessengemeinschaft der Naturfreunde und der Eisenbahnverein Hadmersleben, der seinen Sitz ebenfalls in Klein Oschersleben habe. „Wir betrachten uns als lebenswerten und intakten Ort“, fasst Jörg Gildemeister zusammen.

Die Eingemeindung nach Oschersleben erfolgte zum 1. Januar 2003. Es war ein freiwilliger Schritt, aber auch „vorauseilender Gehorsam“, wie der Ortsbürgermeister sagt. Die Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft Bodeaue, zu der Klein Oschersleben damals gehörte, sei bereits beschlossen gewesen. Um sie in eine Verbandsgemeinde umzuwandeln, hätte die Größe nicht ausgereicht. Aber: „Unserer Meinung nach hat vor allem die Stadt Oschersleben von der Eingemeindung profitiert“, sagt Jörg Gildemeister. Die Stadt habe Einwohner und Fläche hinzugewonnen, wodurch sie höhere Zuweisungen erhielt. Klein Oschersleben sei schuldenfrei gewesen und haben keinen zwingenden Investitionsbedarf mitgebracht. Heute fühle man sich etwas hintenan, so der Ortsbürgermeister.

Die einzige wirklich große Investition seit der Eingemeindung sei die Sanierung der Kita gewesen. „Wir sind froh, dass das passiert ist“, hält Jörg Gildemeister fest. Finanziert worden seien die Arbeiten aber zu 100 Prozent über das Förderprogramm Stark V.

Auf diese Weise gibt es aus Sicht des Ortsbürgermeisters durchaus Anlass zu Kritik. Auf der anderen Seite ist seine Liste der Zukunftswünsche kurz: „Wir legen großen Wert darauf, den Ort so zu erhalten, wie er ist“, sagt Jörg Gildemeister. „Wir sind relativ anspruchslos, weil wir haben, was ein Ort haben muss. Aber das muss eben auch erhalten und qualitativ aufgewertet werden.“ Die Straßen, die man als eigenständige Gemeinde habe ausbauen lassen, seien nun knapp 30 Jahre alt. Man müsse ein Auge darauf haben, sie rechtzeitig zu sanieren. Von großer Bedeutung sei es auch, den Schulstandort zu erhalten.

Die geplante Eigenheimsiedlung Flora liegt dem Ortschaftsrat besonders am Herzen. In diesem Zusammenhang hatte es in den letzten Monaten intensive Diskussionen gegeben. Doch bei der Stadtratssitzung im Dezember hatte sich eine gütliche Einigung abgezeichnet. Danach soll der Bebauungsplan zwar aufgestellt werden, um mit Interessenten über konkrete Details reden zu können. Alles Weitere soll jedoch erst einmal warten, bis es einen Investor gibt.

Mit Blick auf das ISEK ist vor allem das Schloss Klein Oschersleben von Bedeutung. Wie Jörg Gildemeister informiert, wolle der aktuelle Eigentümer es vor dem weiteren Verfall bewahren und als ortsbildprägendes Gebäude erhalten. Im Inneren sollen Wohnungen geschaffen werden. Um den Eigentümer dabei zu unterstützen, solle das Vorhaben ins ISEK aufgenommen werden, so der Ortsbürgermeister.

Mit Blick auf die Feuerwehr erklärt Jörg Gildemeister: „Ich freue mich, dass das gemeinsame Gerätehaus mit der Groß Germersleber Wehr in Klein Oschersleben gebaut wird. Ich hoffe, dass beide Feuerwehren weiterhin gemeinsam an einem Strang ziehen.“