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Bürgerinitiative Entspannung für Ortskern in Sicht

Gegen steigenden Verkehr in Osterweddingen macht sich eine Bürgerinitiative stark. Erste Lösungen sind jetzt in Sicht.

Von Sebastian Pötzsch 27.09.2017, 01:01

Osterweddingen l Nicht das erste Mal liegt ein Bebauungsplan für das Wohngebiet „Am Weinberg“ aus. Bereits Anfang des Jahres berichtete die Volksstimme über die Ambitionen. „Schon damals haben wir uns gefragt, ob mit der Planung für das Wohngebiet auch die künftige Verkehrsführung durch Osterweddingen erarbeitet wird“, sagt Gerlinde Bottling der Volksstimme. Die Vorsitzende einer extra gegründeten Bürgerinitiative wohnt in der Dodendorfer Straße.

Wie viele ihrer Nachbarn befürchtet auch Gerlinde Bottling, dass die Lebensqualität im Kern von Osterweddingen weiter sinkt. Dafür machen die Anwohner den stetig anwachsenden Verkehr durch die Ortschaft verantwortlich. Mit der Fertigstellung des künftigen Wohngebietes im Norden des Ortes befürchten die Osterweddinger, dass noch mehr Autos und Lastkraftwagen durch den Ort brausen und für noch mehr Lärm und gesundheitsschädliche Abgase sorgen.

Genau deshalb haben die Anwohner Anfang des Jahres einen kleinen Katalog samt Unterschriftenliste eingereicht. Darin werden eine Analyse der zu erwartenden Verkehrssituation sowie Maßnahmen gefordert, die die Verkehrsdichte in der Dodendorfer Straße sowie der Weinbergstraße entschärfen sollen. Außerdem drängen die Unterschreiber darauf, die Ackerstraße im Süden des künftigen Wohngebietes durchgängig zu öffnen, um den zu erwartenden Verkehrsdruck über die Dodendorfer Straße und die Weinbergstraße drastisch zu reduzieren. Außerdem wurden Maßnahmen gewünscht, „die den Verkehr aus den Neubaugebieten in Richtung Magdeburg nicht mehr ausschließlich durch den Ort führen, sondern möglicherweise auch in Richtung Dodendorf/Flugplatz.“

„Doch als ich neulich über die neuen Pläne aus der Zeitung erfuhr, war ich richtig sauer. Offenbar ist keine unserer Forderungen berücksichtigt worden“, schimpft Gerlinde Bottling. Außerdem fragt sie, warum zur Bürgerbeteiligung aufgerufen wird, wenn die Meinungen dann doch nicht berücksichtigt würden. „Für uns ist das ein riesiges Problem. In den idyllischen Neubaugebieten lässt es sich gut leben. Aber der Kern unserer Ortschaft wird dabei völlig außer Acht gelassen, denn unsere Lebensqualität leidet immer mehr“, unterstreicht die Os- terweddingerin und fügt hinzu: „Auch wir Ältere, die hier geboren sind, haben ein Recht auf Lebensqualität.“ Doch konkrete Vorschläge seien weder angenommen worden noch habe es eine konkrete Antwort auf das Schreiben der Bürgerinitiative gegeben.

Dann habe Bottling die Einladung zum ersten Workshop im Rahmen des zu erstellenden Integrierten Gemeindekonzeptes (Igek) in der vergangenen Woche wahrgenommen. Doch hier habe der stellvertretende Bürgermeister René Kellner erklärt, dass sich Osterweddingen entwickelt habe und diese Entwicklung weitergehen werde. „Mit mehr Autos müssen sie leben“, soll der Verwaltungsmitarbeiter gesagt haben. „Es kann doch nicht sein, dass wir aufgerufen werden, an Workshops teilzunehmen, um dann so abgekanzelt zu werden“, macht Gerlinde Bottling ihrem Ärger Luft und sagt: „Man will uns ja gar nicht hören.“

Doch ganz so ist es offenbar nicht, wie Gerlinde Bottling weiter gegenüber der Volksstimme und mehreren Mitgliedern der Bürgerinitiative berichtet. So habe der Sülzetaler Wirtschafts- und Entwicklungsplaner Fred Fedder am Dienstagmorgen ihr gegenüber mit aktuellen Informationen aufwarten können. Demnach soll die Ackerstraße tatsächlich künftig von der Dodendorfer Straße bis zur Bahnhofstraße durchgängig befahrbar sein. Außerdem wird überlegt, aus der Weinbergstraße eine Einbahnstraße zu machen. Ferner soll der Busverkehr in Zukunft nicht mehr über die Weinbergstraße rollen.

Fred Fedder hat gegenüber der Volksstimme bestätigt, dass die Ackerstraße als Erschließungsstraße grundhaft erneuert wird. „Im Anschluss wird der westliche Teil satzungsgerecht ertüchtigt und bedarfsgerecht ausgebaut“, sagte der Verwaltungsmitarbeiter. Allerdings sei hier die Umverlegung einer großen Leitung der Trinkwasserversorgung Magdeburg sowie der Grunderwerb für Aufweitungen der Straßenflächen im Kreuzungsbereich der Bahnhofstraße erforderlich.

Außerdem sind laut Fedder erste Vorabstimmungen mit der Straßenverkehrsbehörde des Landkreises sowie dem Unternehmen „Bördebus“ erfolgt. „Hierbei soll geprüft werden, ob die Ackerstraße mit Busverkehr belegt werden kann. Dieser sollte dann vorzugsweise den Einkaufsmarkt und die geplante Sonderfläche für kommunale Bebauungen wie möglicherweise eine Schule, einen Hort und eine Kita anbinden.

Ferner könnte künftig Verkehr in Richtung Magdeburg über den noch immer nicht fertiggestellten Bahnübergang von der Dodendorfer Straße ins südliche Industriegebiet rollen. Dazu teilt Fedder mit, dass die diesbezügliche Kreuzungsvereinbarung kurz vor der Ratifizierung stehe, „lediglich die Unterzeichnung durch die zuständige Landesbehörde steht noch aus. Die Gemeinde wird dazu kurzfristig mit dem benannten Vertragspartner in Kontakt treten.“ Nach Aussagen von Vertretern der Deutschen Bahn soll der Bahnübergang im kommenden Jahr neu ausgebaut und der Straßenkörper auf dem Bahngrundstück entsprechend hergestellt werden.

Bürgermeister Jörg Methner (SPD) hat unterdessen die Kritik von Gerlinde Bottling an René Kellner zurückgewiesen. Tatsächlich dienten die Workshops zum Igek auch der Bürgerbeteiligung. „Das bringt auch mit sich, dass jeder seine Meinung äußern und darüber diskutiert werden kann. Die Aussage von Herrn Kellner war ebenfalls seine Meinung, das muss man akzeptieren. Im Übrigen waren die Worte überhaupt nicht böse gemeint“, versicherte der Rathauschef.

Der Bebauungsplan für das Wohngebiet sieht auf dem fünf Hektar großen Areal Platz für rund 60 Baugrundstücke mit einer Größe von jeweils 800 Quadratmetern sowie eine Kita, einen Hort und eine Schule vor.