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Buslinie Bürger gehen auf Barrikaden

Die Buslinie Halberstadt-Oschersleben wird wohl zum 15. April 2018 eingestellt. Dieser Fakt bringt die Bürger in der Börde auf die Palme.

Von Christian Besecke 16.02.2018, 00:01

Oschersleben/Gröningen/Halberstadt l Busfahrer, die auf der Linie unterwegs sind, klären Fahrgäste über die geplante Einstellung vorsorglich auf. „Das hat zu Unmut bei uns in Krottorf geführt“, sagt Christa Kahlert, die Leiterin der Seniorengruppe. „Gerade die Rentner sind sauer über diese Entscheidung und ich bekomme ihre Reaktion als Erste mit.“ Das Thema werde auch im benachbarten Hordorf diskutiert.

„Gerade ältere Menschen haben die Linie für Reisen nach Halberstadt oder Oschersleben genutzt“, sagt Christa Kahlert. „Außerdem sind etliche Leute aus der Westlichen Börde Patienten bei den Ärzten in Schwanebeck.“ In der Zukunft seien diese nun auf den guten Willen von Bekannten oder Verwandten angewiesen, sofern sie nicht über ein Auto verfügen. Eine andere Möglichkeit, direkt zum Ziel zu kommen, gebe es schlichtweg nicht.

Selbst die Zugverbindung zwischen den beiden Städten läuft nur noch mit einem Zwischenhalt in Nienhagen ab. Früher konnten Bewohner von Hordorf, Krottorf und Groß Quenstedt jeweils zusteigen. „Das ist seit der Umstellung auf die neue elektronische Streckenführung so“, bestätigt Schwanebecks Bürgermeister Benno Liebner (CDU), der in Nienhagen wohnt. Die Nachricht von der Einstellung der Linie überrascht ihn. „Das geht so nicht“, sagt er. „Mir persönlich sind etliche Leute aus Schwanebeck bekannt, die den Bus nutzen, um von hier nach Oschersleben und dann in das Bördeklinikum nach Neindorf zu gelangen.“ Diese seien nun künftig auf die Nutzung des Autos angewiesen. „Eine andere annehmbare Verbindung ist mir nicht bekannt“, fügt Liebner hinzu.

Auch die in Schwanebeck ansässigen Ärzte und Physiotherapeuten sieht er klar benachteiligt. Die Praxen von Raimo Modler, Brigita Seidler und Wolfgang Lindemann bestätigen gegenüber der Volksstimme, dass sie Patienten aus der Westlichen Börde versorgen. „Die Leute werden von dieser Versorgung abgeschnitten und müssen sich schlimmstenfalls einen neuen Arzt suchen. Das ist ein Problem für Kassenpatienten“, unterstreicht der Schwanebecker Bürgermeister. Das sieht auch Fabian Stankewitz (SPD), Verbandsgemeinde-Bürgermeister der Westlichen Börde, so. „Bürger haben sich bei uns beschwert“, sagt er. „Nicole Schliebener, Leiterin des Ordnungsamtes, hat die Sache in die Hand genommen und Kontakt zu beiden Landkreisen hergestellt.“ Es sei die Notwendigkeit zum Erhalt der Linie ausführlich dokumentiert worden. „Man ist unserer Argumentation nicht gefolgt“, erklärt der Bürgermeister. „Die Kostenfrage stehe klar im Vordergrund. Ursächlich für die Einstellung der Linie sei der Nahverkehrsplan im Harz. Das bestätigt Gerald Hahne, Abteilungsleiter der Harzer Verkehrsbetriebe (HVB). „Die Linie wird nur noch bis zum 15. April betrieben“, sagt er.

Der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes des Landkreises Harz sei eine umfassende Bestandsanalyse vorausgegangen. „Im Ergebnis wurde die Verbindung Schwanebeck – Oschersleben, die nur Orte im Landkreis Börde bedient, als für die Daseinsvorsorge im Landkreis Harz von untergeordneter Bedeutung eingestuft“, informiert die Pressesprecherin des Landkreises Harz Ingelore Kamann „Der Landkreis Börde wurde als benachbarter Aufgabenträger bereits zum Planungsbeginn im September 2014 und danach regelmäßig in die Planung einbezogen.“ Da der Bördekreis trotz mehrfacher Gesprächsangebote zur Situation nicht reagiert habe, hat der Landkreis Harz mit Schreiben vom 4. April 2016 darauf hingewiesen, dass die Nichtberücksichtigung der Linie nicht zwangsläufig deren Einstellung bedeuten müsse. Aus Sicht des Landkreises Harz, der das Angebot allein finanziert hat, wäre ein partnerschaftlich finanzierter Weiterbetrieb ebenso denkbar gewesen wie eine Linie in der Regie des Landkreises Börde.

Dieser Vorschlag wurde seitens des Landkreises Harz in einer ersten gemeinsamen Beratung beider Aufgabenträger am 6. April 2017 thematisiert. „Da der Bördekreis signalisierte, kein Interesse am Weiterbetrieb der Linie zu haben, wurde diese im Musterfahrplan nicht mehr berücksichtigt und auch keine neue Liniengenehmigung erwirkt“, klärt die Pressesprecherin auf. „Aus Sicht des Landkreises Harz ist die partnerschaftliche Finanzierung zum Weiterbetrieb der Linie nach wie vor eine zu prüfende Option, die nunmehr außerhalb der bereits in beiden Landkreisen neu aufgestellten Nahverkehrspläne zu verhandeln wäre.“

Die in der Börde betroffenen Ortschaften Hordorf und Krottorf wären weiterhin über die Linie der Börde-Bus-Verkehrsgesellschaft von Oschersleben nach Gröningen angebunden, argumentiert Danny Schonscheck, Leiter des Fachdienstes Wirtschaft im Landkreis Börde. Die von den betroffenen Bürgern vorgebrachten Argumente zum Wegfall von Einkaufsmöglichkeiten und Ärzten seien nicht stichhaltig, da in Oschersleben ausreichend Angebote vorhanden seien. Zudem seien diese mit dem Bus erreichbar. „Dennoch stehen wir zu diesem Thema derzeit im Austausch mit dem Harz, um es abschließend für uns zu bewerten“, so Schonscheck.