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Denkmalstag Das Gotteshaus zum Mitnehmen

Die Geschichte der eigenen Region entdecken. Darum geht es beim Tag des offenen Denkmals in Oschersleben (Landkreis Börde).

Von André Ziegenmeyer 14.09.2020, 01:01

Oschersleben/Wanzleben l Der Tag des offenen Denkmals ist eine Aktion, die bundesweit durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz koordiniert wird. Normalerweise gibt es unzählige Programmpunkte. Doch wegen der Corona-Lage war am Sonntag einiges anders. Mehrere Veranstaltungen fielen aus. Andere fanden digital statt.

Dass Letzteres durchaus spannend sein kann, zeigte der Kirchenkreis Egeln. In den Gotteshäusern in Wanzleben, Klein Wanzleben, Dreileben, Seehausen und Schleibnitz lud er zu „multimedialen Reisen“ ein. Das Ganze funktionierte so: Am Eingang erhielt jeder Besucher eine eigens für den Denkmaltag gedruckte Broschüre. Diese enthielt neben Text sogenannte QR-Codes. Die konnten per Smartphone oder Tablet gescannt werden. Dadurch wurden die Besucher zu verschiedenen Videos weitergeleitet. Stationen waren unter anderem der Altar, die Kanzel, die Empore und der Taufstein. Unterwegs konnte die Gäste mit einer Kerze ihren Lieblingsplatz markieren.

Der Vorteil des digitalen Angebots: Die QR-Codes funktionieren nicht nur vor Ort, sondern überall So erhielten die Gäste quasi ein Gotteshaus zum Mitnehmen. Allerdings widmeten sich die Videos Kirchen im Allgemeinen. Für Fragen, bei denen es speziell um die St.-Jacobi-Kirche ging, stand Detlef Volkmann bereit. Er hat sich intensiv mit der Historie des Gotteshauses beschäftigt. Die Kirche kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Es gab mehrere Umbauten. 1808 wurde sie sogar von französischen Truppen als Gefangenenlager genutzt.

Auch in Hornhausen wurde der Denkmaltag genutzt. In der St.-Stephani-Kirche war eine Ausstellung zu sehen. Wie Martina Arndt vom Gemeindekirchenrat berichtete, wurde der Termin bewusst gewählt: „Denn wir wollen auch unsere Kirche zeigen, die in den letzten Jahren sehr aufwändig saniert worden ist.“ Beispielsweise sei das Dach repariert worden, die Orgel wurde saniert, Hausschwamm beseitigt, mehrere Balken wurden ausgetauscht. Auch am Turm gab es zahlreiche Arbeiten. „Der Kronleuchter in der Kirche soll ab kommender Woche in alter Schönheit erstrahlen. Er wird derzeit aufgearbeitet“, informierte Martina Arndt. Der zweite Zugang zur Kirche solle wieder nutzbar gemacht werden. Außerdem verriet Martina Arndt, dass der Gemeindekirchenrat die Kirche auch über Gottesdienste hinaus mit Leben füllen wolle. Vor diesem Hintergrund freue man sich sehr über die Ausstellung.

Zu sehen waren mehr als 40 Werke der Hornhäuserin Steffi Weitvogel. Es handelte es sich um Aquarelle und Acrylmalereien. Die Motive deckten ein breites Spektrum von Naturmotiven bis hin zu Architekturelementen ab. „Ich male, seit ich einen Stift halten kann“, berichtete Steffi Weitvogel. Allerdings handelte es sich um ihre erste Ausstellung. Bisher habe sie nur für sich gemalt.

In Groß Germersleben wurde gestern der zehnte Deutsche Orgeltag begangen. Diese Veranstaltung findet immer zeitgleich mit dem Tag des offenen Denkmals statt. Es handelt sich um eine Initiative des „Verbandes der Orgelsachverständigen Deutschlands“. Gäste konnten sich über das Kompetenzzentrum für Orgel und Harmonium informieren. Dabei handelt es sich um ein Weiterbildungszentrum des Kirchenkreises Egeln für ehrenamtliche Kirchenmusiker. Wie Kantor Werner Jankowski informierte, gibt es dort auch Orgelunterricht. Derzeit würden Schüler gesucht.

Zur Sammlung des Kompetenzzentrums gehören rund 50 Harmonien aus der Zeit von 1870 bis 1979. Laut dem Kantor ist es die einzige reine Harmoniensammlung in öffentlicher Hand in Sachsen-Anhalt. Die Instrumente wurden vorwiegend in Mitteldeutschland hergestellt. Höhepunkt und Abschluss des Orgeltages in Groß Germersleben war ein Konzert in der Kirche St. Spiritus. Dabei spielte das Duo „Doppelt klingt besser“, das auch Friedburg Unger und Werner Jankowski besteht. Auf dem Programm standen Werke, die einen Bogen vom Barock bis in die Moderne spannten.