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Katastrophenschutz in der Börde Die Stadt Oschersleben betreibt insgesamt 25 Warnsirenen in der Kernstadt und den Ortsteilen

Nach der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz steht die Warnstrategie teilweise stark in der Kritik. Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer beschreibt die Situation vor Ort.

Von Josephine Schlüer 28.07.2021, 12:23
Eine der 25 Oschersleber Sirenen stehen in der Hornhäuser Straße in Oschersleben.
Eine der 25 Oschersleber Sirenen stehen in der Hornhäuser Straße in Oschersleben. Foto: Josephine Schlüer

Oschersleben - Mit 25 Warnsirenen sind die Stadt Oschersleben und die Ortsteile gut ausgestattet. Die Überflutungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen haben eine generelle Debatte entfacht, wie die Bevölkerung möglichst rechtzeitig vor Gefahren gewarnt werden kann. „Dabei spielt das Thema Sirenen natürlich eine wichtige Rolle“, sagt Benjamin Kanngießer, der Bürgermeister der Stadt Oschersleben. Die Stadt habe immer die Strategie verfolgt, alte Sirenenanlagen nicht einfach abzubauen und zu verschrotten, sondern diese durch moderne Sirenenmastanlagen zu ersetzen, so der Bürgermeister weiter. Sirenenmastanlagen haben einen entscheidenden Vorteil: Sie sind nicht an Gebäude gebunden, die möglicherweise irgendwann abgerissen oder verkauft werden, sondern sie stehen frei.

Das Konzept für die Abdeckung mit Warnsirenen schließt Windverhältnisse und die Art der Bebauung mit ein, sagt Benjamin Kanngießer. Viele Sirenen würden sich in Wohngebieten befinden, „so dass wir mit den Signaltönen möglichst viele Menschen erreichen“.

Nicht mit einer Sirene versehen sind die Oschersleber Kleinstortsteile Peseckendorf Neubau, Zwölf Apostel und Jakobsberg. „Die Sirene in Neindorf erreicht auch Neubau und Zwölf Apostel, die Sirene in Peseckendorf erreicht den Ortsteil Neubau“, stellt der Oschersleber Bürgermeister klar. „Im Katastrophenfall, der hoffentlich nie eintritt, sind wir gewappnet.“

Die Instandhaltung und Erneuerung solcher Warnanlagen ist jedoch nicht billig. „Eigentlich ist die Kommune nicht für den Katastrophenschutz zuständig“, sagt Benjamin Kanngießer. Dennoch kommt die Stadt bisher allein für Warnanlagen auf. Und dass obwohl im Falle eines Katastrophenstands automatisch zunächst der Landkreis beziehungsweise je nach Schadenslage das Bundesland zuständig wäre und nicht mehr die Kommune. „Die Neuinstallation einer Warnsirene kostet etwa 10 bis 14 000 Euro“, schätzt der Oschersleber Bürgermeister. Die Wartung der neueren Anlagen koste zudem jährlich 285 Euro pro Anlage. Für gewöhnlich plane die Stadt die Erneuerung zweier Anlagen in die jeweilige Haushaltsperiode mit ein. „Das ist jedoch immer einerheblicher zusätzlicher Posten“, sagt Benjamin Kanngießer.

Zudem würde die Stadt langfristig gern vollständig auf Sirenenmastanlagen umsteigen. Momentan befänden sich laut Benjamin Kanngießer noch neun der insgesamt 25 Sirenen auf städtischen Gebäuden, wie etwa auf dem Gemeindehaus in Beckendorf oder auf der Puschkin-Schule in Oschersleben.

Außerdem verfügen einige Sirenen noch nicht über ein Sprachmodul. „Da würden wir gern nachrüsten“, so der Bürgermeister weiter. Dafür erhoffe sich die Stadt jetzt Unterstützung vom Bund.

„Unsere Feuerwehren sind, was den Ernstfall betrifft, sehr gut ausgestattet“, weist Benjamin Kanngießer auf die personellen Kapazitäten im Katastrophenfall hin. Wenn sich beispielsweise eine Unwetterlage ankündigt, stehe die Stadtverwaltung in engem Kontakt mit den Feuerwehrführungskräften und dem Stadtwehrleiter, der wiederum die Ortswehrleiter informiert. Das habe während der zurückliegenden Stürme immer gut geklappt. Um sicher zu gehen, dass im Ernstfall alles funktioniert, löst die Stadt Oschersleben außerdem an jedem Sonnabend um 11 Uhr einen Probealarm aus. „Erst startet die Sirene und anschließend gibt es eine Durchsage“, so Benjamin Kanngießer.

Nachdem Kritik an einer unzureichenden Warnung der Bürger in den betroffenen Gebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz laut wurde, plant der Bund nun eine Bestandsanalyse, wie viele Warnsirenen in den deutschen Gemeinden vorhanden sind. Die Installation entsprechender Anlagen will der Bund mit 90 Millionen Euro unterstützen. Wie viel davon in bereits gut aufgestellten Gemeinden wie Oschersleben ankommen wird, bleibt fraglich.