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Diskussion Innenstadt soll wiederbelebt werden

Wie kann die Oschersleber Innenstadt wiederbelebt werden? Eine Frage, die sich Stadtverwaltung und Händler stellen.

Von Susann Gebbert 16.02.2018, 00:01

Oschersleben l Ist Oscherslebens Innenstadt auf dem Weg, eine Geistermeile zu werden? Menschenleere Straßen und Räumungsschilder in den Schaufenstern gehören zum Stadtbild. Wer trägt die Verantwortung dafür? Händler, Stadtverwaltung, Kunden oder der Internethandel?

Gewerbetreibende und die Verwaltung sind besorgt, sehen Handlungsbedarf. Bürgermeister Benjamin Kanngießer und der Stadtrat möchten unter anderem einen „Geschäftsstraßenmanager“ in Oschersleben einsetzen, wie im kürzlich beschlossenen Stadtentwicklingskonzept vorgeschlagen wird. Gleichzeitig erwartet er mehr Initiative von den Einzelhändlern, wie er in einem Volksstimme-Interview am 22. Januar sagte. Bei den Händlern stößt er damit auf unterschiedliche Reaktionen.

Christine Kallensee-Franke betreibt das Juweliergeschäft „Hanusch“ in der Hornhäuser Straße. Sie sieht zunächst die Stadt in der Pflicht, etwas für die Einzelhändler zu unternehmen: „Es wäre für uns hilfreich, wenn wir unsere Aufsteller kostenlos vor unsere Läden stellen dürfen. Oder auch die Cafés einfach ihre Stühle und Tische draußen hinstellen können.“ Sie wünscht sich außerdem, dass die Gebühr entfällt, die sie jährlich zahlen muss, damit sie den Boulevard befahren darf. „Anders komme ich nicht an mein Grundstück.“

So etwas wie einen Händlerverband zu gründen, sieht sie kritisch. Ihr fehlt einfach die Zeit, steht sie doch täglich von 9 bis 18 Uhr im Laden. Wie fast alle Händler beklagt sie, dass der Weihnachtsmarkt sich nur auf den Marktplatz beschränkt. Anders als vom Tag der Regionen profitierten die Innenstadthändler vom Weihnachtsmarkt nicht. „Warum dehnt die Stadt ihn nicht in die Seitenstraßen aus, so wie es vor ein paar Jahren schon mal war?“, fragt sie.

Ein weiterer Knackpunkt, den Christine Kallensee-Franke und auch Andreas Dietel vom Zoogeschäft sehen, sind die Parkplätze. „Ich würde mir hier bessere Parkmöglichkeiten wünschen“, sagt Dietel. „Wenn die Leute auf Anhieb keinen Parkplatz finden oder weit laufen müssen, kommen sie nicht.“

Die beiden Händler stehen einem Verband eher kritisch gegenüber, aus Zeitgründen. Einen Innenstadt-Manager hingegen würde Dietel begrüßen. „Es wird aber ganz schwierig, hier noch mal Leben reinzukriegen“, lautet seine Prognose für Oschersleben.

Ortrun Akolk von der Bodebuchhandlung und Tanja Brandt aus dem Blumenladen in der Halberstädter Straße sehen eine andere Gruppe in der Pflicht: die Kunden. „Das Einkaufsverhalten hat sich geändert. Die Leute bestellen im Internet“, sagt die Buchhändlerin. In Tanja Brandts Branche sind die Discounter das Problem: „Es gibt eine Billig-Billig-Mentalität. Blumen werden im Discounter gekauft und das Handwerk wird nicht mehr geschätzt.“ Was muss sich ändern? „Die Leute müssen aufgeklärt werden, dass Kunden auch in der Innenstadt einkaufen müssen, damit wir Händler überleben können“, sagt Ortrun Akolk.

Erst vor vier Monaten ist Tanja Brandt aus der Bergstraße in die Halberstädter Straße umgezogen. Seitdem laufe der Laden zumindest etwas besser. Sie schlägt vor, dass der Bürgermeister seinen Mitarbeitern regelmäßig Blumen auf den Schreibtisch stellt. „Das hebt die Arbeitsmotivation und zaubert ein Lächeln aufs Gesicht“, sagt Tanja Brandt und lacht.

Mehr Sitzbänke und Pflanzen in der Innenstadt und vielleicht ein Sommerfest. Catrin Friedrich, vom Bekleidungsgeschäft „Schau mal rein“, hat auch Ideen, wie die Innenstadt attraktiver werden könnte. Sie würde sich vielleicht auch einem Händlerverband anschließen, so wie auch Silke Pohland und Katrin Appelmann vom Jeansgeschäft. Aber wer setzt den Hut auf? Schulterzucken. „Es wird schwierig. Oschersleben ist eben eine ganz normale Kleinstadt. Hier kann man keine Wunder vollbringen“, so Christine Kallensee-Franke vom Juwelier „Hanusch“.