1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oschersleben
  6. >
  7. Händler ziehen ernüchternde Bilanz

Einzelhandel Händler ziehen ernüchternde Bilanz

Das Weihnachtsgeschäft 2019 scheint in vielen Fällen verhalten gelaufen zu sein.

Von André Ziegenmeyer 21.12.2019, 01:00

Oschersleben l Wirklich begeistert ist Ortrun Akolk nicht. „Für jeden Einzelhändler ist das Weihnachtsgeschäft wichtig. Darauf stützt sich das ganze Jahr. Allerdings baut es von Jahr zu Jahr ab“, erklärt die Inhaberin der Bode-Buchhandlung. So ganz stand das Ergebnis zum Zeitpunkt des Gespräches noch nicht fest. „Die letzten zwei, drei Tage werden den Ausschlag geben“, sagt Ortrun Akolk.

Sie habe sehr treue Kunden, die von Herzen gern Bücher verschenken würden. Dabei seien alle Genres vertreten - vom Krimi über Literarisches bis hin zur Unterhaltung. Den einen, großen Renner der Saison gebe es in diesem Jahr nicht.

Ein maßgebliches Problem, das der Bode-Buchhandlung zu schaffen macht, ist seit Jahren bekannt: der Online-Handel. Dabei betont Ortrun Akolk, dass es nach wie vor die Buchpreisbindung gibt. Finanziell macht es keinen Unterschied, ob Kunden im Netz oder im Laden vor Ort kaufen. Auch könne eine Buchhandlung Werke, die nicht vorrätig sind, bestellen und binnen 24 Stunden anbieten. Trotzdem fällt die Bilanz ernüchternd aus: „Wir jammern nicht, aber es ist auch nicht sehr erfreulich“, hält Ortrun Akolk fest.

Ähnlich sieh es Katrin Klenke. Sie ist die Inhaberin des Burgladens und Mitglied der Händlergilde. „Es ist relativ verhalten“, sagt sie. Das ganze Jahr über könne man spüren, dass die Laufkundschaft weniger werde. Das liege unter anderem am Internet, aber nicht nur: „Je mehr aus der Innenstadt auf die grüne Wiese verlagert wird, desto schwieriger wird es“, betont Katrin Klenke.

Im Zentrum würde jeder Händler von den anderen profitieren. „Geht man in ein Geschäft, schaut man auch noch in zwei, drei anderen vorbei“, führt Klenke aus. Doch in Sachen Handel sei der Marktplatz schon lange nicht mehr der Mittelpunkt der Stadt. Kunden, die nicht direkt in Oschersleben wohnen, sondern in der Umgebung, würden auch gerne nach Magdeburg oder Halberstadt fahren. Das mache die Lage nicht leichter.

Ein ausgesprochen positives Fazit gab es dagegen bei Volkmar Klaus. Ihm gehört die KLS Media Lounge, auch bekannt als Telekom-Shop. Er ist ebenfalls Mitglied der Händlergilde. „Es ist gut gelaufen. Handys und Tablets sind gern gesehene Geschenke“, hält Volkmar Klaus fest. Sehr gut habe sich im Weihnachtsgeschäft auch die sogenannte Smart-Watch für Kinder verkauft. Die zeigt nicht nur die Zeit an. Unter anderem können Eltern ihren Nachwuchs über diese Uhren auch anrufen oder orten.

„Meine Kundenzahl steigt seit Jahren“, freut sich Volkmar Klaus. Konkurrenz aus dem Internet mache ihm eher wenig zu schaffen. „Beim Handy ist es so, dass die Leute verstärkt in den Laden gehen, sich beraten lassen und dann auch dort kaufen“, informiert Klaus. „Sie wollen die Geräte sehen und auch in der Hand halten.“

Bei Christine Kallensee-Franke sieht es schon wieder anders aus. Ihr gehörte das Juwelier-Geschäft Hanusch. „Wir sind einigermaßen zufrieden. Es ist ähnlich gelaufen wie im vergangenen Jahr“, so Christine Kallensee-Franke. Die Nachfrage sei ausgesprochen gemischt. Es gebe Tage, an denen fast nur Uhren gefragt sind, dann wieder Ohrringe oder Ketten mit Anhänger. Insgesamt habe sich aber kein richtiger Trend abgezeichnet.

Auch sie hält fest: „Grundsätzlich ist die Situation für Händler in der Oschersleber Innenstadt schwierig. Jedes Geschäft das schließt, macht es schwieriger, weil insgesamt weniger Kunden angelockt werden.“

Beim Thema Online-Konkurrenz hat Christine Kallensee-Franke gemischte Erfahrungen gemacht. Schmuck würden Kunden vermutlich doch lieber in die Hand nehmen und sich in vor dem Kauf anschauen. Bei Uhren sehe es anders aus: „Wir merken das, wenn Kunden mit neuen Uhren kommen und die Armbänder kürzen lassen möchten“, so Kallensee-Franke. Im Fachhandel werde das als Service schon direkt beim Kauf erledigt. „Den Kunden, die uns treu bleiben, sind wir dafür umso dankbarer“, betont Christine Kallensee-Franke.