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Fernwärme Havarie: Mieter brauchen dickes Fell

Keine Heizung und nur kaltes Wasser für Menschen, die im Bereich der Wasserrenne in Oschersleben wohnen.

Von André Ziegenmeyer 30.01.2020, 01:00

Oschersleben l Es knattern die Presslufthämmer, es kreischt die Flex: An der Humboldstraße, in der Nähe des Max-Planck-Ringes wurde fleißig gearbeitet. Das war von Weitem zu hören und zu sehen. Neben der Baugrube ragte ein großer Bagger empor. Der Grund: Die Fernwärmeversorgung funktionierte noch immer nicht. Zumindest nicht vollständig.

Bereits am Montag hatte die Wohnungsgenossenschaft „Neues Leben“ auf Schwierigkeiten hingewiesen. In den Häusern an der Humboldtstraße, Albert-Einstein-Straße, Breitscheidstraße, Schöninger Straße sowie am Max-Planck-Ring blieben sowohl das Wasser als auch die Heizungen kalt. Als Grund gab die WG „Neues Leben“ Brennerstörungen in zwei Fernwärmestationen an. Gegen 13 Uhr seien die Anlagen aber wieder hochgefahren worden.

Doch wie Ralph Montag als Pressesprecher von Avacon gestern erklärte, waren die Probleme umfangreicher als zunächst gedacht. Der Energieversorger ist sowohl für die beiden Fernwärmestationen als auch für die dazugehörigen Leitungen zuständig.

Laut Ralph Montag gab es bereits in der Nacht zum vergangenen Sonnabend in dem genannten Gebiet einen ersten Ausfall. Er habe etwa zwölf Stunden gedauert. Dann folgte der zweite Ausfall, über den die WG „Neues Leben“ informiert hatte. Nach einem ersten Artikel hatte sich ein Leser in der Redaktion gemeldet. Er gab an, in dem Bereich zu wohnen und bereits am Sonntagabend kein warmes Wasser mehr in der Wohnung gehabt zu haben. Dazu erklärt der Avacon-Sprecher: „Ich will es nicht ausschließen. Es kann sein, dass es abseits der eigentlichen Havarien zu Unregelmäßigkeiten bei der Versorgung gekommen ist.“ Das Ärgerliche: Die Fernwärmestationen seien darauf ausgelegt, den Ausfall der jeweils anderen ausgleichen zu können. Zur großflächigen Versorgungsunterbrechung habe es nur kommen können, weil es in beiden Anlagen zeitgleich Probleme gab. Wie Ralph Montag informierte, wurden die Fehler behoben. Beide Stationen würden arbeiten.

Allerdings habe es am Dienstag Hinweise auf ein Leck im Leitungsnetz gegeben. Die hätten sich im Laufe des Tages verstärkt. Gegen 17 Uhr sei der Druckabfall so groß gewesen, dass die betreffende Leitung abgeriegelt werden musste. Laut Ralph Montag war davon nicht mehr das ganze Gebiet betroffen. Es sei um den Max-Planck-Ring 6 bis 10 und damit um 40 Wohnungen gegangen. Sie waren gestern weiter ohne Warmwasser und Heizung.

Dabei habe die Avacon versucht, schnell Herr des Problems zu werden. Das Leck wurde lokalisiert. Gegen 21 Uhr rückte am Dienstag ein Bagger an. Die Erdarbeiten dauerten bis in die Nacht. Allerdings stieß der Bagger auf eine unterirdische Betonplatte. „Dabei handelt es sich um die Abdeckung einer Verteilerstation“, erklärte Ralph Montag. Die habe man teilweise entfernen müssen, um an den defekten Leitungsabschnitt heranzukommen. Doch zunächst brauchte es dafür einen größeren Bagger mit einem größeren Ausleger, der in der entsprechenden Tiefe arbeiten konnte. Vorsorglich wurde gestern auch an einer Art Bypass für die Fernwärme gearbeitet, um die Versorgung in den betroffenen Wohnungen wieder herstellen zu können.

Am späten Nachmittag erklärte Ralph Montag: „Wir schätzen, dass wir gegen 19 Uhr mit der Instandsetzung der Leitung fertig werden. Dann werden wir den Abschnitt mit heißem Wasser befüllen. Etwa ein bis zwei Stunden später sollten die Heizkörper wieder warm sein.“

Aus seiner Sicht sei ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Havarien nicht unwahrscheinlich. Durch den Ausfall der Fernwärme und das Wiederhochfahren der Anlagen sei es in der Leitung zu einer starken Temperaturschwankung gekommen. Möglicherweise habe sie das Leck verursacht.