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Food Exchange Essen verbindet verschiedene Nationen

„Essen verbindet“. So könnte das Motto lauten, unter dem sich Menschen in der Gemeinschaftsunterkunft in Oschersleben zusammenfinden.

Von Sebastian Pötzsch 30.03.2019, 00:01

Oschersleben l In der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber und Flüchtlinge in Oschersleben herrscht ein reges Treiben. Menschen unterschiedlicher Herkunft und verschiedener Hautfarben sind in den Gängen unterwegs. Stimmengewirr fremdklingender Sprachen dingen ans Ohr. Auch in der großen Küche wird viel gewuselt. Orientalisch anmutende Gerüche steigen in die Nase. Es riecht nach Zimt, Cardamom, Koriander und Kreuzkümmel. Mehrere Töpfe voll exotischer Spezialitäten brutzeln vor sich hin. Es läuft für alle hörbar Musik mit typisch asiatischen Melodien.

Gamel Katab Hasan steht über einem der Töpfe, hebt den Deckel und kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Stolz präsentiert er sein Leibgericht aus seiner Heimat Ägypten. „Mahschid heißt es und ist so ähnlich wie ein Auflauf“, erzählt Gamel. Die Speise besteht aus großen Weißkohlblättern, die mehrere Dutzend mit Hackfleisch gefüllte Weinblätter umhüllen.

Direkt neben dem Ägypter steht Sandeep Kumar Modhgill. Mit einem Holzlöffel rührt der junge Mann aus dem Punjab in Indien vorsichtig seine Spezialität um. „Das ist typisches Lamm-Curry“, verrät der Inder. Und das Rezept gibt er auch gleich mit. Sechs Zwiebeln, viel Knoblauch, eine ganze Menge Ingwer sowie Tomaten und natürlich rote scharfe Chilli dürfen nicht fehlen. Hinzu kommt die sogenannte Garam-Masala, eine Gewürzmischung mit über 20 Zutaten, und natürlich Salz. Die Zutaten müssen über mehrere Stunden zusammen mit dem Lammfleisch garen, bevor es mit Reis serviert wird.

Auch indischer Dhal wird zubereitet, eine Linsensuppe mit Chilli, Koriander, Knoblauch und Cardamom. Daneben kocht ein bunter Eintopf mit afrikanischen Gewürzen, ein nigerianisches Nationalgericht.

Nebenan im Gemeinschaftsraum ist bereits eine große Tafel aufgebaut. Der lange Tisch ist übersät mit bunten Speisen. Da stehen Salate, arabische Brote und natürlich Baklava, die süßen und oft in Honig oder Sirup getauchten orientalischen Küchlein. Wer hier speist, kann kulinarisch die halbe Welt umreisen.

„Mit der ‚FoodExchange‘ wollen wir die vielen Nationalitäten zusammenbringen, die in Oschersleben wohnen“, erklärt Einrichtungsleiter Ruben Bensing vom Malteser Hilfsdienst. Ein Austausch zwischen den Flüchtlingen, Asylbewerbern und Deutschen finde ebenfalls statt. „Und das passiert doch über das gemeinsame Essen am besten“, meint Bensing.

Dann wird endlich die große Tafel eröffnet. Eine lange Schlange bildet sich bis auf den Flur hinaus. Wer seinen Teller gefüllt hat setzt sich an einen der großen Tische oder isst einfach im Stehen. Stolz präsentiert Jasdan Safari sein Leibgericht. Der Iraner hat die persische Speise Gejme mit Rind, Linsen und Gemüse gekocht.

Derweil kommen immer mehr Menschen in der Gemeinschaftsunterkunft an. Eine von ihnen ist Masome Nadri aus Afghanistan. Eine große bunte Platte gefüllt mit farbenfrohem Reis, Fleisch und Gemüse stellt sie auf das Buffet. Keine zwei Minuten später ist die Platte völlig leergeputzt.

Auch die Verkehrswacht um Klaus Glandien ist wieder dabei. Die Kinder der Migranten dürfen mit den Fahrrädern üben. Derweil hat Glandien die Speisen auf seinem eben noch vollen Teller restlos aufgegessen. „Ich konnte zwar einige Dinge nicht genau definieren. Aber es hat echt lecker geschmeckt.“

Derweil füllt sich die Tafel mit immer mehr Delikatessen aus der ganzen Welt. Selbst ein deutscher Eiersalat landet inmitten der verschiedenen Speisen. Doch irgendwann sind es nur noch einzelne Krümel und kleine Reste, die auf den Platten und Tellern sowie in den Töpfen übrig geblieben sind. Zeit für Gespräche beispielsweise über Heimat und Flucht.

„Ich freue mich, dass die erste Veranstaltung in diesem Jahr so schön funktioniert“, sagt Hans-Ekkehard Stieglitz. Die nächste „FoodExchange“, so hofft der Vorsitzende der AG Willkommenskultur Oschersleben, soll im Garten-Projekt stattfinden. „Da ist dann auch mehr Platz. Schön wäre es, wenn noch mehr Deutsche teilnehmen würden.“