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Arbeitnehmerorganisation verteilte gestern Flugblätter in Oschersleben Gewerkschaft will Tarifvertrag bei Agrarfrost

Von Vivian Hömke 22.03.2012, 04:13

Vertreter der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, in der auch Beschäftigte der Firma Agrarfrost vereinigt sind, verteilten gestern Flugblätter auf dem Parkplatz vor dem Firmensitz in Oschersleben. Ihr Ziel: ein Haustarifvertrag für die Arbeitnehmer.

Oschersleben l Es würden intern zwar verschiedene Lohngruppen existieren, die Einteilung erfolge jedoch nach Gutdünken. Einen Tarifvertrag für die 175 Beschäftigten der Firma Agrarfrost am Standort Oschersleben gebe es nicht, wie Anke Siedentop von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) erzählte.

Um das zu ändern, verteilte die Gewerkschaftssekretärin gestern Nachmittag zusammen mit Manfred Tessmann, Geschäftsführer der Gewerkschaft, vor dem Unternehmenssitz in der Anderslebener Straße Flugblätter an die Belegschaft.

"In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Anfragen von Gewerkschaftsmitgliedern und Beschäftigten, wann es für sie einen Tarifvertrag geben wird", erzählte Anke Siedentop bei der gestrigen Flugblattaktion. Das Ziel sei es, den Arbeitnehmern aufzuzeigen, welche Voraussetzungen nötig sind, um mit dem Arbeitgeber in Tarifverhandlungen zu treten.

"Wir stehen hier nicht aus Selbst- zweck, sondern für die Leute."

Manfred Tessmann, Geschäftsführer der Gewerkschaft NGG

"Es müssen mindestens 50 Prozent der Beschäftigten Mitglied in der Gewerkschaft sein", so Anke Siedentop. Erst dann könnten entsprechende Forderungen gestellt und Verhandlungen geführt werden - etwa über Lohn, Zuschläge für Nachtarbeit, Weihnachtsgeld und Urlaubstage. "Wir stehen hier nicht aus Selbstzweck, sondern für die Leute", betonte Manfred Tessmann.

Mitarbeiter reagierten positiv auf die Aktion. "Ich finde das einwandfrei, dass die Leute aufgeweckt werden", sagte Agrarfrost-Lagerist Bert Zander. "Es ist an der Zeit, dass wir so etwas bekommen. Ich denke darüber nach, der Gewerkschaft auch beizutreten", fügte der 50-Jährige hinzu.

Auch beim Betriebsrat stößt das Engagement der NGG auf Zuspruch. "Die Aktion finde ich positiv. Es ist auch bei der Belegschaft angekommen, dass etwas in Gang kommt. Vorher wurde jahrelang nichts gemacht", sagte Betriebsratsvorsitzender Uwe Matthias. Er ist zuversichtlich, dass die 50-Prozent-Hürde erreicht werden kann, um dann einen Haustarifvertrag zu bekommen.

"Wenn man mit der Geschäftsleitung gut kann, kriegt man was, wenn nicht, kriegen wir nichts."

Uwe Matthias, Betriebsrats- vorsitzender Agrarfrost Oschersleben

"Das ist das Ziel des Betriebsrates - dass für die Leute beispielsweise feststeht, wieviel Urlaub ihnen zusteht. Jetzt ist es so: Wenn man mit der Geschäftsleitung gut kann, kriegt man was, wenn nicht, kriegen wir nichts", so Matthias weiter.

Wie Anke Siedentop mitteilte, habe die örtliche Betriebslei- tung in Oschersleben die Verteilung der Flugblätter auf dem Werksgelände angeblich zu-nächst verbieten wollen. "Wir konnten nicht verstehen, warum", sagte sie. Das Verhältnis zwischen der in Braunschweig ansäs- sigen Gewerkschaft und der Geschäftsleitung von Agrarfrost sei bisher stets fair und respektvoll gewesen. Nach dieser ersten Reaktion habe die Geschäftsleitung der Agrarfrost GmbH in Aldrup jedoch grünes Licht gegeben. "Die Geschäftsleitung in Aldrup muss das mitbekommen haben. Dann wurde es heiß, das muss ganz schön gebatzt haben", vermutet Anke Siedentop. "Dann gab es das Okay und es hieß, es gebe keine Probleme."

Oswald Schröder, Personalchef der Agrarfrost GmbH in Aldrup, war gestern für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen. Ebenso der Oschersleber Werksleiter Dirk Offeney. Personalreferentin Ursula Burba, ebenfalls von der hiesigen Betriebsleitung, stritt ab, dass diese versucht habe, die Aktion zu verbieten. Weiter wollte sie sich zu dem Thema jedoch nicht äußern.