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Grabungen Archäologen im Bischofswald

Im Marienborner Forst haben Archäologen die Grabungen an einem Steinkistengrab fortgesetzt. Die Grabstätte ist etwa 5000 Jahre alt.

Von Mathias Müller 09.08.2016, 01:01

Marienborn l Zum bereits dritten Mal sind die Archäologen zwecks Grabung in den Bischofswald bei Marienborn zurückgekehrt. In dem Wald in der Oberen Aller existiert eine für Sachsen-Anhalt außergewöhnlich hohe Anzahl und Dichte von oberirdisch sichtbaren archäologischen Denkmalen, die sowohl aus der Jungsteinzeit (Großsteingräber) als auch aus der Bronzezeit (Grabhügel) stammen.

Eines dieser Bodendenkmale ist 2014 in einem mehrwöchigen, für Schulungszwecke genutzten Projekt freigelegt und wissenschaftlich aufgearbeitet worden. Wie Dr. Barbara Fritsch vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle erklärte, waren in diesem Jahr an der neun Tage dauernden Grabung 30 ehrenamtliche Archäologen beteiligt, die sich hier bis Sonntag auf die Spuren der Vergangenheit begeben hatten.

Mit großer Vorsicht und Sorgfalt trugen sie Schicht um Schicht ab, siebten den Abraum, beurteilten die Funde und hielten Ausschau nach Zeugnissen der Vergangenheit. „Wir haben einige Scherben und Feuersteinabschläge gefunden. Die Abschläge entstanden vermutlich beim Herstellen und Schärfen von Werkzeugen“, sagte Dr. Barbara Fritsch zur Bedeutung der Funde.

Noch vor Ort haben die Ausgräber die Zeugnisse aus der Vergangenheit der Menschheit gewaschen und ihren Fundort genau dokumentiert. Nach einer ersten Einschätzung der Expertin stammen die Funde aus der Jungsteinzeit und Bronzezeit und werden später im Landesamt in Halle weiter untersucht und in die Datenbank aufgenommen. Mit den Ergebnissen der Grabungen bei Marienborn ist Barbara Fritsch sehr zufrieden. Es gelang den Archäologen, neue Phasen des Steinkistengrabes freizulegen und zu dokumentieren. Zudem entdeckten sie, dass die Grabkammer von einer kleinen Steinmauer umgeben war.

Die Grabkammer selbst wollen die Experten bei einer Grabung im kommenden Jahr freilegen. Bis dahin sicherten sie die Fundstelle im Wald bei Marienborn. Ziel sei es zudem, die Fundstelle nach 2017 für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dazu sollen nach Auskunft von Barbara Fritsch die Steine aufgerichtet werden, um den Ort als Zeugnis aus der Vergangenheit gefahrlos für Interessierte von heute begehbar zu machen. Tafeln sollen zudem über die Bedeutung des Ortes als über Jahrhunderte genutzte Grabstelle informieren.

Besuch bekamen die Ausgräber am Sonnabend zudem von Mitgliedern der Archäologischen Gesellschaft in Sachsen-Anhalt, die sich auf Entdeckungstour rund um Marienborn befanden. Barbara Fritsch erläuterte ihnen den Stand der Arbeiten. Zudem erklärte sie, dass bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts Forscher in dieser Gegend aktiv waren. 1928 hatte Dr. Carl Engel vom Magdeburger Museum einen Hügel ausgegraben. Er entdeckte eine megalithische Steinplatte, eine aus Trockenmauerwerk bestehende Grabkammer (Innenmaße 2,20 Meter mal 1,20 Meter) und ein Scherbenpflaster, auf dem ein etwa 40 Zentimeter großes Paket aus menschlichen Knochen lag. Offensichtlich waren hier zahlreiche Tote im Laufe der Jahrhunderte bestattet worden.

Die Grabungen der heutigen Zeit lieferten den Forschern zusätzliche Informationen über den Aufbau und die Konstruktion der Hügel und der Grabkammer. Vermutlich, sagte Barbara Fritsch, sei die Grabkammer mit Holzbohlen bedeckt gewesen. Diese Vermutung müsse jedoch bei späteren Grabungen noch wissenschaftlich belegt werden.

Die Grabung im Bischofswald bei Marienborn dient ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern außerdem zu Schulungszwecken. Dort lernen sie, wie Zeugnisse der menschlichen Vergangenheit freigelegt werden, ohne sie bei den zu bewegenden Erdmassen zu übersehen oder zu zerstören.