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Grünflächen Diskussionen um Pflegestandards

Pflegestandards sollen künftig vor allem in den Oschersleber Ortsteilen regeln, wie die Pflege von Grünanlagen aussehen könnte.

Von Yvonne Heyer 02.06.2017, 01:01

Oschersleben l In etlichen Ortsteilen der Stadt Oschersleben wurden in den vergangenen Jahren allein mit dem Dorferneuerungsprogramm viele neue Straßen, Fußwege und vor allem viel Grün in den Dörfern geschaffen. Und genau diese Grünflächen oder konkret gesagt ihre Pflege, werden beziehungsweise wird mehr und mehr zum Problem.

Wer aktuell gerade in den letzten Tagen durch die Lande fuhr, wird festgestellt haben, dass die Grünanlagen nicht gemäht sind, das Grün wuchert und wuchert. Kritisiert wird von Bürgern wie von Ortsbürgermeistern in vielen Fällen auch der Zustand der Friedhöfe. „Das Grün steht so hoch, dass die Grabsteine kaum zu sehen sind“, meinte Groß Germerslebens Ortsbürgermeister Donald Dölle, bevor der Friedhof vor gut 14 Tagen gemäht wurde.

Nicht anders sah es in Klein Oschersleben aus. Auch hier ist in den vergangenen Tagen gemäht worden. Allerdings gab es auch dafür Kritik. „Wir haben mehrfach darauf hingewiesen, die Blumenwiese auf dem Friedhof nicht zu mähen, erst im August. Hier sollen eigentlich die Schmetterlinge fliegen“, ärgert sich Klein Oscherslebens Ortsbürgermeister Jörg Gildemeister.

Viele Beschwerden brachten die Bürger bei ihm vor. „Wie sieht es in unserem Dorf nur aus?“ diese Frage wurde immer wieder gestellt. Jörg Gildemeister verwies die Bürger allesamt an die Stadtverwaltung Oschersleben, die mit der Umstrukturierung des Betriebshofes den ersten Schritt getan habe, um sogenannte Pflegestandards festzulegen. „Alle Orte sollen gleichberechtigt nach ihren örtlichen Begebenheiten behandelt werden“, erklärt der zuständige Fachbereichsleiter Steffen Czerwienski aus der Stadtverwaltung.

Bereits seit 2016 laufe der Prozess, um die Pflegevereinbarungen zu erarbeiten. Über die Wintermonate wurden schließlich Karten und Übersichtspläne mit Hilfe der Gemeindearbeiter erarbeitet.

Die Pflegevereinbarungen legen die Grünmahd, Laubberäumung, Heckenschnitt, Baumschnitt, Abfallentsorgung, Anliegerpflichten an gemeindlichen Grundstücken und -flächen, Winterdienst und Reinigung der Sinkkästen fest.

Beispielsweise wird festgelegt, acht Mal im Jahr die Grünmahd in den Orten vorzunehmen. „Nachdem wir die Standards festgelegt haben, werden wir auch entscheiden, in welchen Orten wir eine Fremdvergabe vornehmen. Ab Mitte Juni gilt diese in Alikendorf, Kleinalsleben, Hadmersleben und auch in Oschersleben wie im Wohngebiet Wasserrenne und wahrscheinlich werden auch in Emmeringen die Grünflächen von einer Fremdfirma bearbeitet“, so Steffen Czerwienski.

Mit der Fremdvergabe solle auch die Tatsache kompensiert werden, dass der Stadtverwaltung nicht immer genügend eigenes Personal zur Verfügung stehe, um die vielfältigen Aufgaben in den Ortschaften gerade in der „grünen Saison“ nachzukommen.

In diesem Zusammenhang sei auch auf einen Leserbrief der Klein Oschersleberin Marion Römmer verwiesen. Darin heißt es: „Nach 26 Jahren in der Grünlandpflege in Klein Oschersleben habe ich aus verschiedenen Gründen meine Arbeit beendet."

"Nachdem verschiedene Einwohner mich in letzter Zeit ansprachen, möchte ich zur aktuellen Situation Folgendes sagen: Wir haben uns die ganzen Jahre gemüht, auch etwas für den Naturschutz zu tun. Es wurden im Park, auf dem Friedhof und auch im Ort unzählige Bäume gepflanzt, die ständig bearbeitet werden, sodass die Kronen bereits missgestaltet sind“, so Marion Römmer.

Der alte Sportplatz im Park sei eine der wenigen Flächen, auf der Insekten großflächig Nahrung finden. Deshalb sollte er nur ein- oder zweimal im Jahr gemäht werden. Das habe in den vergangenen Jahren meistens gut geklappt. 2017 jedoch sei der Platz schon einmal auf Rasenlänge gemäht worden.

„Auf dem Friedhof ist vor über 20 Jahren eine Blumenwiese angelegt worden, die einmal im Jahr mit der Sense und zum Jahresende mit hochgestelltem Rasenmäher gemäht wurde. In diesem Jahr hat ein Rasenmäher alle Blumen, die sich dort hätten entwickeln können, bereits abgemäht. Nicht gemäht wurden stattdessen einige Flächen im Ortsteil Bahnhof. Es hat nie eine Übergabe stattgefunden. Man kann sicherlich vieles anders machen. Es ist bloß schade, dass viel Altbewährtes aus Unkenntnis vernichtet wird“, schreibt Marion Römmer.

In den Mai-Ortschaftsratssitzungen stand in verschiedenen Ortsteilen das sogenannte Pflegekonzept zur Debatte. Dieses wurde kontrovers diskutiert. „Wir könnten damit leben, doch in unserem Rat wurden auch Bedenken geäußert“, sagt Groß Germerslebens Ortschef Donald Dölle.

"Es wird Störungen im Ablauf geben, die beauftragten Pflegekräfte können nicht überall gleichzeitig sein. Theoretisch sagen ich ja zum Pflegekonzept. Auf dem Papier sieht es gut aus, da hat sich die Verwaltung viel Arbeit gemacht. Praktisch denke ich, dass es allein durch die Witterung nicht umsetzbar sein wird", fährt Dölle fort.

Der Ortschaftsrat Hordorf habe das Konzept noch nicht diskutiert, da die Sitzung im Mai nicht stattfinden konnte. Ortsbürgermeister Norbert Kurzel hat sich dennoch mit dem Pflegekonzept beschäftigt und sagt: „Mir fehlt die operative Komponente, die die Grünlandpflege nun einmal ist."

"Man kann nicht festlegen, alle vier Wochen wird gemäht, das funktioniert nicht“, meint der Hordorfer Ortschef. Harsche Kritik am Zustand des Friedhofes muss auch er sich von den Bürgern anhören. Angesichts gestiegener Gebühren haben die Bewohner kein Verständnis für den ungepflegten Friedhof.

Marcel Ott als Ortsbürgermeister von Schermcke berichtet, dass der Ortsrat vor allem damit ein Problem habe, dass ein Vertrag, eine Vereinbarung zwischen Stadt mit dem Ortschaftsrat über die Pflege der örtlichen Park- und Grünanlagen geschlossen werde und er letztlich in der Verantwortung stehe.

„Als Vertrag wollen wir das so nicht hinnehmen. Ansonsten ist das Ansinnen so nicht verkehrt. Allerdings müssen auch wir die Art und Weise der Pflege kritisieren. Bei der Rasenmahd wird gemulcht. Der Rasenschnitt fliegt in die Straßenrinnen, die dann wiederum von der Bevölkerung gereinigt werden müssten. Das funktioniert so nicht“, macht Marcel Ott deutlich.

„Die Stadtverwaltung hat sich viel Mühe bei der Erarbeitung der Unterlagen gemacht. Wir haben uns mit der Vereinbarung beschäftigt und zusätzlich die Forderung aufgemacht, dass der Spielplatz alle acht Tage gemäht wird. Ich habe die Befürchtung, dass Kleinigkeiten liegenbleiben“, berichtet Achim Röttger, Ortsbürgermeister von Ampfurth. Momentan gebe es keine Beschwerden im Ort.

Steffen Czerwienski, Astrid Häbecke als zuständige Mitarbeiterin für den „grünen Bereich“ der Stadtverwaltung und auch Bürgermeister Benjamin Kanngießer stellen sich vor die Kollegen des Baubetriebshofes, die in Sachen Gründlandpflege in den Dörfern und auch in der Kernstadt unterwegs sind.

„Sie tun ihr Möglichstes“, erklären sie gemeinsam. Für das nächste Jahr solle überlegt werden, welche Anreize für die Bürger geschaffen werden könnten, damit sie vielleicht vor ihrer Haustür wieder vermehrt selbst tätig werden und den Rasen mähen oder Grünflächen pflegen.