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Hochwasser Kritische Situation an der Bode

Die Lage an der Bode in Gröningen und Krottorf ist dramatisch. Das Wasser steht mittlerweile am Maximalpegel.

Von Christian Besecke 06.02.2018, 00:01

Krottorf l Bürgermeister Ernst Brunner und Stadtrat Bernd Thiemicke (beide SPD) stehen am Ufer der Bode und schauen sich die Bescherung nahe der Brücke im Flusslauf an. Dort liegen vier umgebrochene Bäume und bilden schon einen Damm in dem Gewässer. Das Wasser rauscht geschwind dahin und wäscht den Uferbereich aus. Dort neigen schon weitere Bäume ihre Köpfe der Bode entgegen. „Es ist eine Zeitfrage, wann die auch noch weggeschwemmt werden“, schätzt Thiemecke ein.

Die im Volksmund „Pferdekuhle“ genannte Stelle in der Bode dürfte schon bald über einen stattlichen natürlichen Damm verfügen. Die beiden Lokalpolitiker schätzen ab, dass sich bis dahin acht betroffene Bäume hier stapeln werden. „Es ist doch auch ganz logisch, der Fluss wird ausgebremst und sucht sich seinen Weg“, sagt Thiemicke weiter. „Das unbefestigte Ufer wird weggeschwemmt und damit breitet sich der Schaden ungehemmt aus.“

Dabei hätte der Fall wohl vermieden werden können. Schon im Oktober 2017 hatte das Stadtratsmitglied auf einen umgestürzten Baum in der Bode aufmerksam gemacht. „Da war ein Vertreter von Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) Halberstadt hier vor Ort und hat das Problem dokumentiert.“ Passiert ist offensichtlich nichts, denn nun liegen an dieser Stelle bereits mehrere Bäume im Strom.

„Arbeiten kann man in der Pferdekuhle sicherlich erst wieder wenn das Wasser gefallen ist“, schätzt Thiemicke ein. „Es handelt sich hier um die tiefste Stelle des Flusses bei uns in Krottorf. Selbst bei Verwendung von schwerer Technik gibt es hier ein Problem.“

Bürgermeister Ernst Brunner weiß um die Gefahr, die der jetzt verstopfte Strom für den Ort darstellt. „Wir konnten bislang von Glück sagen, dass der Pegel zum Wochenende gefallen ist“, sagt er. „Allerdings steigt er seit Montag wieder, da die Talsperren abgelassen werden.“ Mit etwas Pech droht nicht nur in Krottorf eine möglichen Überflutung. „Die Bode wird beobachtet, im absoluten Notfall reagieren wir selber“, führt Brunner aus. „Der Fluss ist in Gröningen schon auf Maximalstand. Es steht Spitz auf Knopf.“

Das sei beim vergangenen Hochwasser ähnlich gewesen. „Nur weil wir an der Lichtmühle selber mit Feuerwehr und Eigentümern aktiv geworden sind, wurde Schlimmeres verhindert“, erzählt der Bürgermeister. „Da haben wir etliche Bäume selber aus dem Gewässer geborgen. Hier war Gefahr in Verzug.“

Flussbereichsleiter Christoph Ertl vom LHW Halberstadt ist am gestrigen Montag im Gespräch mit der Volksstimme von der Situation unterrichtet worden. Er hat entsprechende Anweisungen sofort weitergegeben. Flussbereichsingenieur Jens Kaufmann bestätigt dies. Er teilt mit: „Die Beräumung wurde beauftragt und wird entsprechend den äußeren Bedingungen zeitnah durchgeführt.“

Die Stadt Gröningen wie auch der LHW haben im Augenblick alle Hände voll zu tun, die Schäden von letzten Sturm zu beseitigen, das bestätigt auch Christoph Ertl. Alle Mitarbeiter seien im Einsatz. „Wir müssen uns zusätzlich mit den Grundstückseigentümern absprechen, damit der Zugang zum Fluss erfolgen kann“, erklärt der Flussbereichsleiter.

Entlang der Bode sei auch die Stadt Gröningen einfach überlastet. „Das schaffen unsere Arbeiter kaum“, schlägt Brunner in die selbe Kerbe. Daher habe er sich schon Hilfe von kundigen Fachleuten aus Krottorf in Anspruch genommen. Daniel Schien und Henning Tappenbeck sind am zurückliegenden Wochenende auf dem städtischen Grundstück an der Alten Bode aktiv geworden. Sie zerlegten und transportierten Kiefernholz ab. „Die beiden haben für das Holz sogar bezahlt und den Bereich auch wieder aufgeräumt“, erklärt Brunner. „Dabei konnten sie Technik einsetzen, über die wir als Stadt gar nicht verfügen.“ Im Bereich Lindenallee und Winkel sind gleich mehrere dieser Flachwurzler umgebrochen. Der Unterhaltungsverband Untere Bode hat einen in der sogenannten Bodeflut liegenden mächtigen Baum entfernen lassen. Dies ist noch am Freitag geschehen.