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Hubertusmesse Jagdhornbläser spielen in St. Martin

Nunmehr zum vierten Mal fand am Sonntag in der Altenweddinger Kirche St. Martin eine Hubertusmesse statt.

02.11.2015, 23:01

Altenweddingen (mmt) l Gut 140 Besucher waren in die Kirche geströmt, darunter auch 20 Bewohner des Hotels am Körling, die in Deutschland Asyl beantragen werden. Sie waren von den Organisatoren der Hubertusmesse eingeladen wurden. Als Willkommensgeste und gute Gelegenheit, mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten, hieß es von den Veranstaltern.

Wie schon in den Jahren zuvor, sorgten die Heide-Jagdhornbläser aus Burgstall für den zauberhaften musikalischen Klang, die Ausschmückung der Kirche mit Tannenbäumen besorgten die ortsansässigen Jagdkameraden. Gleich drei kirchliche Würdenträger führten durch den Gottesdienst, dessen Ziel es war, durch die Erinnerung an die Geschichte des Grafen Hubertus von Lüttich die Verantwortung der Menschen für Tiere und unsere Umwelt zu stärken. Neben Raimund Müller-Busse, dem Pfarrer des Kirchspiels im Sülzetal, war auch Pfarrer Wolfgang Löbe eingebunden, der aktuell in sieben Schulen der Umgebung Religionsunterricht gibt. Zum ersten Mal hielt bei dieser Hubertusmesse Matthias Porzelle, der Superintendent des Kirchenkreises Egeln, die Predigt.

Zu Beginn wies Prozelle auf die vermeintliche Diskrepanz hin, die man empfinden möge, wenn man wisse, dass er selbst Jäger sei: „Wie passt dies zu den zehn Geboten und insbesondere zum fünften, das das Töten verbietet?“ Pfarrer Löbe hatte eingangs einige Passagen aus der Schöpfungsgeschichte verlesen, in denen die Erschaffung des Menschen und der Tiere in den Fokus gestellt und das friedliche Zusammenleben von Mensch und Tier im Paradies beschrieben werden. Superintendent Porzelle nahm diese Gedanken in seiner Predigt auf und wies darauf hin, dass „wir zwar an ein Paradies in der Nähe unseres Gottes denken können, aber in einer absolut nicht idealen Welt leben“. Deshalb müssten die Menschen auch häufig Entscheidungen treffen, die ihren wahren Wünschen entgegen stünden und die ihnen schwer fallen würden. Die Realität mache sie aber erforderlich, obwohl die Entscheidungen ideellen Normen widersprechen würden. „Trefft solche Entscheidungen mutig, aber immer aus voller Verantwortung heraus“, mahnte Porzelle und erinnerte an das Luther-Wort „Sei ein Sünder und sündige kräftig, aber vertraue noch stärker und freue dich in Christus, dem Sieger über die Sünde und den Tod!“ Luther ginge es nicht darum, die Sünden zu verharmlosen. Vielmehr war ihm klar, dass Menschen in der realen Welt nicht frei von Sünden sein können. Und so sei auch das fünfte Gebot für Jäger schwer umzusetzen, in einer nicht intakten Umwelt, wenn es gleichermaßen um die Hege des Wildes und die Ernte auf dem Feld und im Wald gehe. „Es ist vielleicht ein Wunschtraum, dass wir uns der Verantwortung für unsere nicht ideale Welt entziehen könnten“, sagte Porzelle, „sowohl auf dem Ansitz, im Büro und in der Familie gibt es verschiedene Formen der Verantwortung, sie alle müssen stets im Einklang mit Gottes Wort stehen.“

Neben diesen tiefen Gedanken brachte die Musik der Heide-Jagdhornbläser aus Burgstall die Herzen der Kirchenbesucher zum Schwingen, die wunderbare Akustik der Altenweddinger Kirche half dabei. Wie schon im letzten Jahr traten die Bläser mit Waldhörnern auf, was im Gegensatz zu den Jagdhörnern zu einem weicheren Klang führte. Der volle Orgelklang trat bei diesem Gottesdienst zugunsten der Bläser etwas zurück.

Die Besucher der Hubertusmesse trafen sich nach dem Gottesdienst vor dem Westaufgang der Kirche bei strahlendem Herbstwetter, wo sie bei Glühwein und Erbsensuppe mit Knackern noch einige Zeit in lockerer Runde und in Unterhaltungen vertieft, verbrachten. Für die syrischen Gäste standen alkoholfreie Getränke und leckere Kuchen zur Verfügung. Für viele Besucher war die Hubertusmesse der Höhepunkt eines wunderschönen Herbsttages, waren sich die Veranstalter sicher.