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Integration Kriegsflüchtlinge brauchen Decken

Die Arbeitsgruppe „Willkommen im Sülzetal“ will den 90 Asylbewerbern im Rasthof Körling helfen. Sie ruft auf, Decken zu spenden.

Von Mathias Müller 07.10.2015, 01:01

Osterweddingen/Schwaneberg l Die 90 Flüchtlinge aus Syrien, die im Rasthof Sülzetal/Körling bei Schwaneberg vom Landkreis Börde untergebracht wurden, frieren. Wie Ruben Herm vom Malteser Hilfsdienst, der die soziale Betreuung der Ausländer übernommen hat, bei der jüngsten Zusammenkunft der Arbeitsgruppe „Willkommen im Sülzetal“ am Montag im Osterweddinger Rathaus berichtete, fehle es vielen von ihnen an warmen Decken. Unter den 90 Asylbewerbern seien seit der vergangenen Woche auch zehn Frauen und zehn Kinder im Alter von einem bis acht Jahre.

Wie Herm sagte, hätten die Flüchtlinge zwar Decken. Doch würden diese nur aus einem dünnen Fließ bestehen und keine ausreichende Wärme bieten. Deshalb habe er von den Maltesern in Köthen warme Decken angefordert, die am Donnerstag im Rasthof eintreffen sollen. Zudem gebe es Probleme mit der Heizung im Körling, die auf Anweisung des Rasthofbetreibers nicht rund um die Uhr laufen würde.

Um das Problem nit den Decken schnell zu lösen, hat die Arbeitsgruppe „Willkommen im Sülzetal“ unter der Leitung des CDU-Gemeinderatmitglieds René Marmulla aus Dodendorf beschlossen, die Bevölkerung der Einheitsgemeinde um Spenden zu bitten. Dringend benötigt würden zunächst bis zu 60 warme Decken. Außerdem würden Winterschuhe und warme Bekleidung für Frauen, Kinder und Männer gesucht. Wer von den Bürgen etwas spenden möchte, kann dies am Freitag, 9. Oktober, von 7.30 Uhr bis 9 Uhr sowie von 18 bis 19.30 Uhr bei Reinhard Schwarzenau in der Breiten Straße 4 in Altenweddingen tun. Die Spenden werden dann über das zentrale Sammellager der Einheitsgemeinde, das sich in der ehemaligen Sekundarschule Altenweddingen befindet, den Flüchtlingen zur Verfügung gestellt.

„Es muss schnell etwas passieren, es darf nicht immer nur hier am Tisch geredet werden“, verdeutlichte Margitta Falkenberg, Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Osterweddingen und vom Gemeinderat in den Sozialausschuss berufene sachkundige Bürgerin. Sie habe gute Erfahrungen gemacht, als sie beim Dämmerschoppen des DRK die Besucher zu Spenden für die Asylbewerber aufgerufen habe. „Am nächsten Tag lagen zehn Decken unter meinem Carport“, sagte Margitta Falkenberg. Außerdem könnten die Sülzetaler die Möglichkeiten des sozialen Kleiderladens des Wanzleber DRK-Zentrums im alten Bahnhof nutzen, das sie leitet. „Wir haben Sachen da“, verdeutlichte die DRK-Mitarbeiterin.

Wie René Kellner, Hauptamtsleiter der Einheitsgemeinde Sülzetal, bei der Zusammenkunft der Arbeitsgruppe berichtete, habe die Gemeinde dem Landkreis Börde über die Missstände im Körling berichtet. Leider habe die Gemeinde keinen Einfluss auf den Körling-Betreiber, da der Kreis mit ihm den Vertrag über die Unterbringungen der Flüchtlinge bis zum Ende dieses Jahres abgeschlossen habe. Auch gebe es bei dem Gebäude direkt an der Bundesstraße 81 Probleme mit dem Brandschutz. Weil ein zweiter Rettungsweg fehle, habe der Kreis nach einer Brandschutzschau durch Experten die Anzahl der unterzubringenden Menschen von 150 möglichen auf zurzeit 90 begrenzt. Erst wenn ein zweiter Rettungsweg am Hause installiert sei, könne auch die obere Etage zur Unterbringung genutzt werden. Außerdem dürften die Bewohner seit einigen Tagen in dem Gebäude nicht mehr rauchen.

Guido Heuer (CDU), Vorsitzender des Sülzetal-Gemeinderates, bekräftigte, den Kreis über die Missstände im Körling informieren zu wollen. Es fehle aus seiner Sicht an einer ordnenden Hand der Vertragsbeziehungen zum Besitzer der Unterkunft, der mit Sanktionen vom Kreis rechnen müsse.

Um die Flüchtlinge im Körling regelmäßig medizinisch zu betreuen, hat sich die frühere Altenweddinger Landärztin Dr. Dorothea Wolff bereit erklärt, zu helfen. Die Medizinerin sei seit drei Jahren im Ruhestand und wolle nunmehr mindestens einmal in der Woche in der Flüchtlingsunterkunft für die Bewohner Sprechstunden abhalten.

Zur organisatorischen Spitze der Arbeitsgruppe „Willkommen im Sülzetal“ gehören neben René Marmulla weiterhin Sülzetal-Pfarrer Raimund Müller-Busse, auch fachkundiger Bürger im Sozialausschuss des Gemeinderates, die Osterweddingerin Annette Sghaier, die der arabischen Sprache mächtig ist. Der Altenweddinger Gerald Stöter, der zwei Jahre in Afghanistan lebte, will helfen, die Sülzetaler über den Islam aufzuklären. Der Rechtsanwalt Ralf Wortmann werde sich um den Kontakt zum Fachbereich Migration des Bördekreises kümmern. Ziel des inneren Zirkels der Arbeitsgruppe sei es zudem, das ehrenamtliche Engagement in feste Strukturen einzubetten. Nur so gelinge es auf Dauer, den Kriegsflüchtlingen im Körling zu helfen.