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Jahrestag Tunnelbau - ein Jahr danach

Exakt ein Jahr ist es her, dass der Oschersleber "Tunnel" freigegeben wurde. 12 Millionen Euro wurden investiert.

Von Yvonne Heyer 16.11.2018, 00:01

Oschersleben l Kaum hatten vor exakt einem Jahr Kinder der Kita „Regenbogen“, der damalige Landrat Hans Walker, (CDU), Bürgermeister Benjamin Kanngießer (parteilos) und TAV-Geschäftsführerin Vinny Zielske den Bänderschnitt vollzogen, rollte der Verkehr durch die Eisenbahnüberführung, die in Oschersleben ein jeder „Tunnel“ nennt. Und mit sofortiger Wirkung schlossen sich die Bahnübergänge in der Fabrikstraße und in der Anderslebener Straße für immer.

Dass sich einige Oschersleber auch ein Jahr danach mit dieser Tatsache noch immer nicht ganz anfreunden können, belegt die Tatsache, dass gerade im Bereich der Anderslebener Straße der Maschendrahtzaun immer wieder heruntergetreten ist, finden Fußgänger und Radfahrer Schlupflöcher. Erst am Mittwoch mussten Ingo Kühl von der Bundespolizeiinspektion Magdeburg, Bereich Halberstadt, und Oscherslebens Regionalbereichsbeamter (RBB) Peter Hartling feststellen, dass der Zaun wieder beschädigt ist.

Andererseits hatte die Pressestelle der Deutschen Bahn AG in Leipzig auf Volksstimme-Nachfrage mitgeteilt. „Die Sicherung der alten Bahnübergängen ist mit Zaunanlagen und Erdwällen erfolgt. Der Rückbau ist komplett abgeschlossen.“ Erdwälle gibt es nicht, weder in der Fabrikstraße noch in der Anderslebener Straße. Die Volksstimme hat die Pressestelle auf diesen Umstand aufmerksam gemacht, jedoch ohne Reaktion. Peter Härtling und Ingo Kühn meinen, dass gerade am ehemaligen Bahnübergang in der Anderslebener Straße möglicherweise stabilere Zäune gesetzt werden müssten. Doch sie sind sich auch einig darüber: „Es ist aus unserer Sicht kein polizeilicher Schwerpunkt. Das unerlaubte Überqueren der Bahnanlagen an dieser Stelle ist weniger geworden.“

Fakt ist, und das ist vor allem die Meinung älterer Bürger, die in der Wasserrenne wohnen und zu Fuß in die Innenstadt gelangen wollen, dass mit dem Wegfall des Bahnüberganges vor allem in der Fabrikstraße die Wege doch wesentlich länger geworden sind. Das bestätigt auch die fast 80-jährige Marlies Sohrweide, die an einem Novembervormittag, ihr Fahrrad schiebend, den „Tunnel“ hinauf gelaufen kommt. „Den Übergang in der Fabrikstraße hätte man uns ruhig lassen können. Das Auf und Ab im Tunnel ist doch sehr anstrengend“, meint die Oschersleberin.

Rettungskräfte wie Feuerwehr und die Malteser „vermissen“ die Wartezeiten an den Schranken nicht, wie Tobias Niemann vom Rettungsdienst der Malteser bestätigt. „Für uns ist in jedem Fall eine Verbesserung eingetreten, gerade wenn es um Einsätze in Richtung Norden, also ins Gewerbegebiet am Ortseingang, geht. Wir kommen jetzt viel schneller durch“, meint im Namen von Stadtwehrleiter Sven Könnecke Feuerwehrsprecher Andreas Ehrhardt.

Mit Übergabe der Eisenbahnüberführung am 16. November des vergangenen Jahres erfolgte zwar die Verkehrsfreigabe, doch zahlreiche Restarbeiten waren noch zu erledigen. So blieb Autofahrern und Fußgängern an der Kreuzung Schermcker Straße/Anderslebener Straße/Magdeburger Straße lange Zeit die Baustellenampel erhalten. Mehrfach musste nachjustiert werden. Heute sind sich Autofahrer einig, dass ein Optimum noch nicht erreicht ist. Standen die Autos früher an den Schranken Schlange, stehen sie heute im „Tunnel“ im Stau, der oftmals bis zum „Knochenpark“ reicht.

Die Deutsche Bahn war nicht der alleinige Bauherr. Umfangreiche Aufgaben hatten der Trink-und Abwasserverband (TAV) Börde und die Stadt Oschersleben zu erledigen. „Unsere Aufgabe war es, Regenwasserleitungen und das Glasfaserkabel zwischen dem Rathaus und der Stadtverwaltung im Peseckendorfer Weg umzuverlegen. Die Straßenbeleuchtung musste ebenso teilweise umverlegt und neu errichtet werden. Ein Durchlass in der Wasserrenne und an der Anderslebener Straße wurden rückgebaut. Aktuell wird der Weg zwischen Schermcker und Anderslebener Straße entlang der Bahngleise wieder hergestellt“, teilt Stadtsprecher Mathias Schulte mit.

Wie viel die Stadt beim „Tunnelbau“ aus dem eigenen Stadtsäckel beigesteuert hat, lasse sich heute noch nicht feststellen, denn die Schlussrechnungen seien noch nicht erstellt. Die Bahn AG erledigt im Moment weitere Beräumungsarbeiten. Ab Mitte November beginnen Pflanzarbeiten.