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Jubiläum Herzsportgruppe feiert Geburtstag

Vor vier Jahrzehnten hat sich die Herzsportgruppe in Oschersleben gegründet. In der Burg haben die Mitglieder das Jubiläum gefeiert.

Von Susann Gebbert 18.11.2017, 00:01

Oschersleben l Dr. Michael Berg schluckt. Wenn es um den Herzgruppensport geht, wird der Mediziner, der sonst um keinen flotten Spruch verlegen ist, emotional. „Da stehen Leute in Badehose am Beckenrand, die noch mal neu anfangen“, sagt er. „Die sich fragen, wie es weitergeht oder ob sie einen nächsten Herzinfarkt bekommen werden.“ Das berührt ihn.

Michael Berg ist der Vorsitzende des Behinderten-Sport-Vereins Oschersleben und engagiert sich seit 39 Jahren für die Herzsportgruppe. Nun begrüßte er die Vereinsmitglieder und weitere Gäste im neuen Veranstaltungssaal der Burg zur Feier des 40-jährigen Bestehens.

Im Jahr 1977 gründete die Krankenschwester Gerda Plettner eine Sportgruppe für Menschen, die am Herz operiert wurden. Einmal pro Woche trafen sie sich, um im Knochenpark ihren Puls anzuregen. „Vorher wurde Patienten nach einem Herzinfarkt 40 Wochen Bettruhe verordnet“, erzählt Michael Berg.

Mitte der 70er Jahre veränderte sich die Auffassung über die Genesung. Statt 40 Wochen, empfahlen die Ärzte zwei, drei Tage Ruhe und danach eine dosierte Belastung des Herzens, so Berg. So sollte einem Reinfarkt vorgebeugt und eine Erwerbsunfähigkeit verhindert werden. „Sport ersetzt etliche Medikamente, aber kein Medikament ersetzt Sport“, sagt der Mediziner für Inneres.

Er schloss sich der Sportgruppe ein Jahr nach der Gründung an, die dann vom Knochenpark in die Schwimmhalle zog, um im Wasser zu trainieren. Sie benannten sich nach der Ratesendung „Die Montagsmaler“ in „Die Montagsschwimmer“. Michael Bergs Aufgabe war und ist es bis heute, die Gruppen, im Wechsel mit anderen Medizinern, ärztlich zu begleiten. Er ist mit einem Notfallkoffer dabei, falls etwas passiert und er leitet die Trainer an.

Nach dem Mauerfall gründete die Gruppe den Behinderten-Sport-Verein Oschersleben. Vor 36 Jahren schloss sich die Herzsportgruppe aus Völpke an. Heute hat der Verein 185 Mitglieder, sieben Übungsleiter und fünf ärztliche Betreuer: Medizinalrat Dr. Jürgen Helmke, Oberarzt Thomas Köhler, Hans-Werner Bille, Dr. Ulrike Hiebsch und ihn, Dr. Berg.

Die Sportler haben laut Berg alle eine schwere Herzkrankheit erlitten. Im Schwimmbad turnen sie im Wasser und am Beckenrand mit intensiver Betreuung. „Vor und nach jeder Trainingsstunde wird der Puls kontrolliert und das Befinden geprüft“, sagt Berg.

Nun haben ehemalige und aktuelle Herzsportler, Trainer, Ärzte und Gäste das 40-jährige Bestehen der Herzsportgruppe gefeiert. 110 Gäste waren in die Burg gekommen, um den Vorträgen von Michael Berg oder Landrat Hans Walker zuzuhören und um anzustoßen. Außerdem zeichneten der Vorsitzende und sein Vertreter Leo Wendlik sechs Vereinsmitglieder aus.

Gerhard Reimann überreichten sie die Ehrenmedaille des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbands Sachsen-Anhalt. Er war 36 Jahre Leiter der Sportgruppe in Völpke. Petra Zacher (Schatzmeisterin), Ines Schreinert (Sportwartin), Erika Stöpel (Revisionsleiterin), Brigitte Note (Kulturbeauftragte) und Wolfgang Werner (Übungsleiter) erhielten Bronze-Medaillen. Blumensträuße gab es für Heinz Müller, der 24 Jahre den Behindertensportverein in Oschersleben geleitet hat und Leo Wendlik.

„Mit der Feier wollten wir den Menschen danken, die den Herzgruppensport ermöglichen und auch die Sportveteranen der ersten Stunde erwähnen“, sagt Michael Berg.