Jubiläum Von rassigen Italienern

Der Oschersleber Heinrich Düber feiert 90. Geburtstag. Er ist leidenschaftlicher Geflügelzüchter.

Von Uta Müller 12.05.2020, 01:01

Oschersleben l Wacher Blick, zugewandt, offen. Das Gehen fällt Heinrich Düber allmählich schwer, aber der Jubilar ist immer noch aktiv und rege am Leben seines Vereins für Rassegeflügelzüchter interessiert.

Eigentlich wollte Heinrich Düber seinen 90. Geburtstag anders begehen als zu Hause im engsten Familienkreis. Denn eigentlich war ein großes Fest geplant, was in der derzeitigen Lage aber nicht möglich ist. „Die große Feier ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben“, sagt der 90-Jährige.

Geboren wurde Heinrich Düber am 11. Mai 1930 in Hornhausen. Mit einem Bruder wächst er auf dem elterlichen Hof auf. Später zieht er mit seiner Ehefrau nach Oschersleben, wo er heute noch wohnt. Hier pflegte er auch lange Jahre sein Hobby, denn seine große Leidenschaft sind die Hühner. Seit 1947 ist er im Geflügelzüchterverein in Oschersleben Mitglied – und erfolgreich, wie zahlreiche Pokale zeigen. „Aber nur silberfarbene Italiener und Wyandotten“, schränkt er ein. Das Italiener Huhn gilt als echter Augenschmaus. Vom Charakter her gelten sie als zutraulich, sehr robust, freundlich und vital. Das passt irgendwie auch zu ihrem Halter Heinrich Düber. Sogar Mitglied in einer Sondervereinigung der silberfarbenen Italiener sei er gewesen. Doch das sei lange her.

Die Bindung an seinen Verein spielt eine große Rolle für ihn. Seine Augen leuchten, wenn er von seinen Tieren und dem Vereinsleben erzählt. Mit zwölf Jahren bekam er das erste Mal Tauben geschenkt. Die entfachen seine Leidenschaft für das liebe Federvieh. Er hat viele unterschiedliche Taubenrassen gezüchtet in seinem langen Leben, aber die silberfarbenen Italiener hatten es ihm angetan. So sehr, dass er einst eine weite Reise in Kauf nahm, um einen jungen stolzen Hahn für seine Hühner zu besorgen. „Aber irgendwie wollte der Gockel nichts von den Hühnern wissen“, erinnert sich Ehefrau Helga. „Vielleicht war er schwul und hätte sich lieber einen weiteren Hahn im Stall gewünscht“, sagt sie. Auf jeden Fall musste das stolze Tier den Hof nach einiger Zeit wieder verlassen. Was aus ihm geworden sei, wisse sie nicht mehr. Aber Frikassee habe sie nicht aus ihm gekocht. Da sei sie sich sicher.

Einer seiner Wyandotten-Hähne sei anhänglich wie eine Katze gewesen. Jeden Abend saß er auf dem Geländer vor dem Fenster und hat gekräht. „Als ob er sagen wollte, lasst mich rein“, erinnert sich Düber. Seine Liebe zu den Hühnern sei jedoch kein Grund auf Frikassee und Hühnersuppe zu verzichten. „Darum hatten die Tiere keinen Namen bei mir“, sagt der ehemalige Züchter.

Für die Zukunft wünsche er sich für seinen Verein, dass er weiterhin Bestand habe und sich mehr Kinder und Jugendliche zu diesem Hobby hingezogen fühlen. Denn wie in viele anderen Vereinen auch geben junge Leute ihr Hobby auf, wenn sie ins Arbeitsleben einsteigen und dafür eventuell sogar wegziehen. Dabei habe das Vereinsleben viele schöne Dinge zu bieten, erinnert sich Heinrich Düber zurück und denkt dabei an Ausflüge und Bälle. „Da ging es immer sehr lustig zu und es war ein toller Zusammenhalt“, sagt der Jubilar. Bis auf die Kriegsjahre habe es in der Vergangenheit jedes Jahr eine Ausstellung gegeben. Auch für dieses Jahr habe er sich fest vorgenommen bei der Ausstellung im November als Zuschauer dabei zu sein.

Vor sechs Jahren hat der 90-Jährige seine Zucht aufgegeben. „Die Tiere haben mir viel Freude bereitet“, sagt er. Um die Hühner und den Garten muss sich Heinrich Düber jetzt nicht mehr kümmern. Das macht jetzt seine Enkelin.