1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oschersleben
  6. >
  7. In der Rikscha durch Oschersleben

EIL

Kardinal-Jaeger-Haus In der Rikscha durch Oschersleben

Das Oschersleber Kardinal-Jaeger-Haus hat sich eine Rikscha angeschafft. Das Interesse im Caritas-Altenpflegeheim ist groß.

Von René Döring 23.09.2017, 01:01

Oschersleben l Nein nein, das ist kein Scherz. Magdalena und Johanna Schraermeyer wollen wirklich in wenigen Minuten zu einer Radtour durch Oschersleben aufbrechen. Die beiden Schwestern sind mit ihren 102 beziehungsweise 92 Jahren zwar nicht mehr die allerjüngsten, was sie aber keineswegs daran hindert, mal wieder per Rad die Heimatstadt zu erkunden. Schön warm angezogen, geht es auch schon los. Bereits in der ersten Straße schauen sie sich mit Interesse das eine oder andere Haus an und winken auch schon dem ersten Bekannten zu.

Dass sich die beiden Damen vor allem um das kümmern, was links und rechts am Wegesrand passiert und weniger auf die Straße achten, ist weder ein Problem noch ist es gefährlich. Denn Magdalena und Johanna Schraermeyer fahren ja nicht selbst, sondern werden gefahren. Und zwar in einer Rikscha. In der sie bequem sitzen und die Fahrt nebst Aussicht genießen. Für alles andere sorgt ihr Chauffeur Ronny Klamke.

Der ist einer der Betreuungskräfte des Kardinal-Jaeger-Hauses. Und dieses Oschersleber Altenpflegeheim der Caritas hat sich jüngst jene Rikscha angeschafft, die nun immer öfter auf den Straßen der Bodestadt zu sehen ist.

„Die Rikscha gibt uns die Möglichkeit, noch besser als bisher mit unseren Bewohnern in Oschersleben unterwegs zu sein. Beispielsweise sind ein Besuch des Wiesenparks oder eine Fahrt zum Friedhof nun kein Problem mehr“, sagt Einrichtungsleiter Andreas Kretschmer. Sind doch solche Touren mit dem Rollstuhl recht mühselig. Und selbst mit einem Auto dorthin zu fahren, ist für Menschen problematisch, die auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind. „Durch die Rikscha bleibt ihnen die umständliche Prozedur des Ein- und Aussteigens aus dem Auto erspart.“

Diese und weitere Gründe haben dazu geführt, dass Andreas Kretschmer sehr hellhörig geworden ist, als ihn Caritas-Kollegen auf das Rikscha-Projekt „Radeln ohne Alter – Das Recht auf Wind in den Haaren“ aufmerksam gemacht haben. Ein Projekt, das in Dänemark entwickelt worden ist und in Berlin Nachahmer gefunden hat. „Nach meinem Erkenntnisstand sind wir nun in Sachsen-Anhalt die ersten, die diese Idee übernommen haben“, sagt Andreas Kretschmer, der nicht nur die Rikscha gekauft, sondern auch dafür gesorgt hat, dass vier Betreuungskräfte seiner Einrichtung fleißig geübt haben und nun in der Lage sind, die mit einem zusätzlichen Elektromotor ausgestattete Rikscha zu bewegen.

Was auch sehr wichtig ist, da die Nachfrage immer größer wird. „Die meisten unserer 114 Bewohner kommen zur Freude aller als Rikscha-Passagiere in Frage. Nicht zuletzt, weil wir die Bewohner mit diesem Gefährt direkt in ihrem Zimmer abholen können“, sagt Andreas Kretschmer. So dass die Rikscha immer öfter im Einsatz ist.

„Unsere Bewohner sehen sich mit diesem Angebot sehr gern das an, was sie in Oschersleben von früher kennen, aber auch das, was sich in Oschersleben in den vergangenen Jahren so alles verändert hat“, sagt Andreas Kretschmer. Und selbst ein Ausflug nach Hornhausen ist für die Einwohner des Kardinal-Jaeger-Hauses dank des vorhandenen Radweges jetzt kein Problem mehr.