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Kirche Hawaiianer bei Flüchtlingen zu Gast

Flüchtlingsfamilien in Oschersleben haben Besuch bekommen: Von früheren Unterstützern aus Kroppenstadt und von einem Hawaiianer.

Von René Döring 15.07.2017, 01:01

Oschersleben l Die Freude ist riesig, als Hala (8) und Joudith (10) die Tür öffnen und Marina Fiedler steht vor ihnen. Und gleich neben ihr Beate Könnecke. Zwei sehr vertraute Menschen. Die beiden Mädchen umarmen die Besucherinnen ganz doll, wie auch ihre Eltern Isaaf Balch und Youssef Kafawi die zwei Frauen ganz herzlich begrüßen.

Doch damit ist die freundliche Begrüßung keineswegs beendet. Denn da kommen mit Hartmut Barsnick, Ricardo Trimillos, Hans-Georg Bahlke sowie mit dem Schreiber dieser Zeilen auch vier Männer mit in die Vierte-Etage-Wohnung des Oschersleber Max-Planck-Rings, in der sie allesamt überdies noch von Mohamed Abukav empfangen werden.

Wer ist nun wer? Also die Gastgeber Isaaf Balch und Youssef Kafawi mit ihren Töchtern Hala und Joudith sowie ihrem heute nicht anwesenden Sohn Moaz (18) sind eine syrische Flüchtlingsfamilie, die Anfang vergangenen Jahres in Kroppenstedt eine neue Bleibe gefunden hatte.

Wo sie von Marina Fiedler, Beate Könnecke und weiteren Kroppenstedtern gemeinsam mit mehreren anderen Flüchtlingsfamilien aus Syrien und Afghanistan betreut worden sind. Einige Familien haben in den Gästehäusern der evangelischen Kirchengemeinde gewohnt, andere in einem größeren Wohnblock.

Bis all diese Familien nach und nach die Freikreuzstadt in Richtung Oschersleben und andere größere Städte verlassen haben. In erster Linie, um für eine langfristige Zukunft in Deutschland weiterführende Lehrgänge und Ausbildungen absolvieren zu können. Was sowohl direkt in Kroppenstedt nicht möglich ist als auch ohne eigenes Fahrzeug von Kroppenstedt aus nicht funktioniert.

„Wir vermissen die Kroppenstedter Menschen sehr. Sie waren sehr herzlich zu uns und haben viel für uns getan. Wir sind ihnen allen sehr dankbar“, sagen Isaaf Balch und Youssef Kafawi, die ankündigen, nach Kroppenstedt zurückzukehren, wenn sie mobiler geworden sind. Was auch schon fast alle anderen ehemaligen Kroppenstedter Flüchtlingsfamilien angekündigt haben, wie Beate Könnecke sagt.

Für die Vorsitzende des Kroppenstedter evangelischen Gemeindekirchenrates und ihre Mitstreiter war es selbstverständlich, den Kontakt zu den syrischen und afghanischen Familien auch nach deren Wegzug nicht abreißen zu lassen. Vor allem sind es Marina Fiedler und Hans-Georg Bahlke, die in regelmäßigen Abständen in Oschersleben nach dem Rechten schauen.

Diesmal haben sie und Beate Könnecke mit Hartmut Barsnick (73) und Ricardo Trimillos (76) zwei ganz besondere Besucher mitgebracht. Ist doch Hartmut Barsnick ein evangelischer Pfarrer im Ruhestand aus Ströbeck im Harzkreis, der zur Unterstützung von Hilfsprojekten ständig zwischen Tansania und den USA unterwegs ist sowie über manch einen Umweg den Kontakt zwischen einer Kirchengemeinde aus Hawaii und der Kroppenstedter Kirchengemeinde hergestellt hat. Und Ricardo Trimillos wiederum gehört genau dieser hawaiianischen Kirchengemeinde an.

Weshalb der Musikprofessor, der einst in Deutschland studiert hat, auf dem Weg zu einem Musikkongress in Irland nun einen mehrtägigen Zwischenstopp in Deutschland einlegt.

„Ich möchte einmal die Menschen kennenlernen, von denen uns Hartmut Barsnick schon so viel berichtet hat“, sagt Ricardo Trimillos, der am Ende seines Aufenthalts in einer E-Mail an seine Kirchengemeinde in Honululu feststellt: „Die Art und Weise, wie sich diese Menschen um die Flüchtlingsfamilien kümmern, auch wenn die inzwischen nicht mehr in ihrer Stadt Kroppenstedt, sondern in Oschersleben leben, ist vorbildlich. Ich wünsche mir sehr, dass unsere beiden Kirchengemeinden weiterhin eng verbunden bleiben und wir unsere Beziehung noch vertiefen.“

Gewonnen hat der Hawaiianer seinen Eindruck bei mehreren Begegnungen. Zu denen neben einem Gottesdienst und einem Zuckerfest auch ein Treffen mit Kroppenstedts Bürgermeister Joachim Willamowski und dessen Stellvertreterin Monika Schmidt sowie ein Besuch von vier Flüchtlingsfamilien gehörte, die jetzt in Oschersleben wohnen.

„Bei all diesen Familien spüre ich eine große Dankbarkeit für die Hilfe, die sie bekommen“, sagt Ricardo Trimillos, dessen Kirchengemeinde nach einer ersten 700-Euro-Spende vor einem Jahr, nun eine zweite Spende mit nach Deutschland gebracht hat. „Mit dem Geld werden wir vor allem Schulmaterial für die Kinder der Flüchtlingsfamilien kaufen“, so Beate Könnecke, die auch davon ausgeht, dass sich die Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde aus Hawaii noch weiterentwickeln wird.