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Löschwassertank 16-Tonnen-Koloss in Erde versenkt

Ein Löschwassertank, 16 Tonnen schwer, 16 Meter lang und 3 Meter hoch, wurde in Groß Germersleben in der Erde versenkt.

Von Yvonne Heyer 27.07.2018, 01:01

Groß Germersleben l Die Wetterbedingungen sind ideal. Am Ortsrand von Groß Germersleben, in der Siedlung, weht kein Lüftchen. „Bei Regen oder starkem Wind hätten wir die Aktion abblasen müssen“, sind sich Gunnar Wendt, Mitarbeiter im Tiefbauamt der Stadt Oschersleben, und Udo Hüttenrauch, Inhaber eines Blumenberger Ingenieur- und Planungsbüros, einig. Udo Hüttenrauch hat die planerischen Vorarbeiten für diese spektakuläre Aktion in Groß Germersleben geleistet. Gestern wurde der dringend benötigte Löschwassertank geliefert.

Bereits am 18. Juni haben die Tiefbauarbeiten begonnen. Die Fachleute der Magdeburger Firma Liebscher Bau bereiteten das „Bett“ für den Löschwassertank: 20 Meter lang, je 4 Meter breit und tief. „So etwas hatten wir auch noch nicht, es ist schon eine anspruchsvolle Aufgabe“, meinen die beiden Firmenchefs von Liebscher Bau, Hans-Jörg und Christopher Könnecke.

Nach Fertigstellung des „Bettes“ folgte eine dreiwöchige Pause, denn der Tank konnte erst zum 26. Juli aus Baden-Würtemberg geliefert werden. „Dort gibt es eine Firma, die sich auf das Aufarbeiten derartiger Tanks spezialisiert hat. Der Tank ist nämlich gebraucht“, erklärt Gunnar Wendt. Der Löschwassertank besteht aus Stahl, ist innen wie außen mit einer Isolierschicht versehen. Seine Abmaße liegen bei 16 Metern Länge und drei Metern Höhe, Fassungsvermögen: 100.000 Liter.

Ein großer Kran, eine Betonpumpe, deren riesiger Rüssel 24 Tonnen Beton in die Baugrube pumpte und schließlich der Schwerlasttransport mit dem Löschwassertank sorgen an diesem Vormittag für eine geballte Ladung schwerer Technik in der Ortsdurchfahrt von Große Germersleben.

Gegen 7 Uhr ist der Koloss mit einem Schwerlastransport im Dorf eingetroffen. Der gesamte Vormittag geht für die Vorarbeiten ins Land. Es ist beinahe genau 12 Uhr, als der erste Versuch startet, den Tank vom Tieflader zu heben. Zwei schwere Ketten werden jeweils an zwei Ösen oder Haken des Tanks befestigt. Erst der vierte Versuch funktioniert. Endlich. Der Tank schwebt vom Tieflader.

Für Kranfahrer Ulli Neumann beginnt die Millimeterarbeit. Mit schweren Leinen „bewaffnet“ dirigieren Thomas Rübe und Karl-Heinz Rutsche den Koloss in die Baugrube. Ein kritischer Punkt: Die Telefonleitung muss „umschifft“ werden. Beim Dirigieren hilft auch Udo Hüttenrauch. Schließlich scheint die richtige Lage in dem riesigen Betonbett gefunden zu sein. Der Baggerfahrer senkt den Tank hinab. Etwas muss die Lage korrigiert werden. „Gut, so kann er bleiben“, stellen Udo Hüttenrauch, Gunnar Wendt, Christopher und Hans-Jörg Könnecke fest.

Das technische Schauspiel ließen sich gestern Bürgermeister Benjamin Kanngießer und Ordnungsamtsleiter Gerd Ludwig nicht entgehen. Immerhin investiert die Stadt knapp 90.000 Euro in das Projekt. Ein wichtiges, denn die Löschwasserversorgung gerade im Bereich der Siedlung in Groß Germersleben war bislang nicht ausreichend. Ordnungsamtsleiter und Bürgermeister schauten sicher auch unter dem Aspekt vorbei, dass es auch in anderen Oschersleber Ortsteilen Probleme mit der Löschwasserversorgung gibt. Funktioniert es in Groß Germersleben, dann vielleicht auch an anderer Stelle?

Der Tank ist eingesetzt. Noch gestern wurden erste Auffüllarbeiten geleistet, um die Baustelle zu sichern. Bis die Abschlussarbeiten erledigt werden können, dauert es noch einige Wochen. „Wir bekommen aktuell keine halbseitige Sperrung für die Ortsdurchfahrt von Groß Ermersleben genehmigt, da die Straße die Umleistungsstrecke für die zwischen Kroppenstedt und Egeln gesperrte B 81 ist. Deshalb werden die restlichen Tiefbauarbeiten erst erledigt, wenn die Sperrung der B 81 aufgehoben ist“, erklärt Hans-Jörg Könnecke.

Der Löschwassertank ist versenkt, doch damit ist das Projekt nicht abgeschlossen. So wird eine Fläche neben der jetzigen Baugrube als Aufstellfläche für die Feuerwehrfahrzeuge geschaffen. „Diese muss in etwa ein Tragfähigkeit wie eine Straße haben. Der Fußweg wird erneuert und auch die Bushaltestelle“, berichten Gunnar Wendt und Udo Hüttenrauch.

In einem sind sich Bauleute und Stadtverwaltung einig: Die vom Straßenverkehrsamt des Landkreises angeordnete Sperrung der L 76 durch Groß Germersleben hat nicht wirklich funktioniert. Etliche Lkw, ob aus Richtung Etgersleben oder Klein Oschersleben kommend, standen vor der Baustelle und mussten umkehren. Am Ortseingang von Groß Germersleben (von Klein Oschersleben kommend) stand lediglich ein Sackgassen-Schild mit dem Hinweis „Bis Feldstraße frei“. Der Hinweis, dass über die Feldstraße nur Pkw fahren können, fehlte gänzlich.

Das Befüllen des Tanks passiert mittels Standrohr, das an einen Hydranten angeschlossen wird. Pro Stunde laufen 48 Kubikmeter in den Tank. Das Befüllen wird somit etwa zwei Tage in Anspruch nehmen.