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Marktkirche Fenster laden zum Entdecken ein

Mit einem festlichen Gottesdienst wurden in der Oschersleber Marktkirche St. Nicolai drei neue Fenster „in den Dienst gestellt“.

Von Yvonne Heyer 17.05.2016, 01:01

Oschersleben l Nach Weihnachten und Ostern ist Pfingsten das dritte große Fest im christlichen Kirchenjahr. Pfingsten bedeutet 50. Tag und wird somit 50 Tage nach Ostern gefeiert. Das Fest soll an die Ankunft des Heiligen Geistes auf die in Jerusalem versammelten Apostel erinnern. „Mit Pfingsten feiert die Kirche heute somit Geburtstag und wir haben uns mit den drei neuen Fenstern im Querschiff ein Geschenk gemacht“, meinte zu Beginn des festlichen Gottesdienst Oscherslebens Pfarrer Johannes Heinrich.

Viele Menschen haben mit ihren Spenden dazu beigetragen, dass aus dem Entwurf des Wernigeröder Glaskünstlers Günter Grohs Wirklichkeit werden konnte. Etwa zwei Jahre sind zwischen Entwurf und der Umsetzung in der Quedlinburger Glaswerkstatt Frank Schneemelcher vergangen. Insgesamt 90 000 Euro haben viele Oschersleber Spender, der Förderverein der Kirche, die Stiftung der Kreissparkasse Börde und die Ostdeutsche Sparkassenstiftung für die drei neuen Fenster im südlichen Querschiff zusammengetragen. Die alten Fenster waren noch immer im Zustand der notdürftigen Verglasung des Jahres 1985. Diese Verglasung mit dem „Charme eines Bahnhofsgebäudes“, wie Glaskünstler Günter Grohs meinte, waren nicht in der Lage, den Lichteinfall zu regulieren und beeinträchtigten so erheblich die besondere Raum-Atmosphäre der Marktkirche.

Die Nicolai-Kirche sei mit den neuen Fenstern ein Ort des Schweigens und des Hörens. „In der Stille sollten Sie innehalten und lauschen, was die Fenster in den Raum hineinsprechen“, meinte Ilse Junkermann, als sie feierlich die Fenster in den Dienst stellte. In ihrer Predigt ging sie schließlich auf Pfingsten und natürlich auf die neuen Fenster ein. Beide hätten etwas Verwirrendes. „Pfingsten löst Verwirrung aus und zur Kirche gehört etwas Verwirrendes. Und für Verwirrung hätten die Menschen in Oschersleben auch gesorgt, als sie mit dem Wiederaufbau der schon aufgegebenen Nicolai-Kirche begannen. „Was machen die bloß? Doch die Menschen haben einen Neuanfang für die Kirche gewagt. Ein neuer Geist hob den Abriss auf“, meinte Ilse Junkermann. Und genau so ein neuer Geist waren der erste Gottesdienst, der 1987 in St. Nicolai gefeiert wurde und die drei neuen Fenster im Chorraum, die Bischof Axel Noack 2007 einweihte.

Unruhig seien die neuen Fenster mit einem himmlischen Blau. Trotz der Unruhe geben sie dem Raum Ruhe, erst Recht im Zusammenspiel mit den Fenstern im Chorraum. Auch hier würden Linien das Verwirrende aufheben. „Mit diesen Linien sind Gottes klare Worte in die Fenster gezogen. Ich freue mich so sehr, dass dieses Haus erhalten bleibt. Verwirrung ist auch heilsam, sie lässt Menschen suchen und Lösungen finden“, schloss die Bischöfin ihre Predigt.

Auf den ersten Blick scheinen die drei neuen Fenster im südlichen Querhaus tatsächlich für Verwirrung zu sorgen. Glasgestalter Günter Grohs spricht gar vom „Chaos, welches jedoch durch Linien wieder geordnet wird und dem Chaos Halt geben. Und scheint die Sonne auf die neuen Fenster, können Besucher ein besonderes Farbenspiel beobachten. „Schön, dass wir das so hinbekommen haben“, freut sich Frank Schneemelcher mit den Oscherslebern über die gelungenen neuen Fenster.

Der festliche Gottesdienst wurde musikalisch von Kantor Werner Jankowski geleitet.